Notfallrettung in Deutschland - Wir können alle etwas tun!

Es mag ein Zufall sein, dass genau heute am 16.Juli dieser Report veröffentlicht wird, da es in keinem der Beiträge des SWR oder der ARD genannt wurde scheint es wahrlich Zufall zu sein.

3 Monate vor dem 16. Oktober - des World Restart a Heart Day, der jährlich immer am 16. Oktober stattfindet, und global das Bewusstsein für die Bedeutung außerklinischer Herz-Kreislaufstillstände stärken soll. Ziel ist es, weltweit so viele Menschen wie möglich in Wiederbelebungsmaßnahmen zu schulen. Und der 16. Juli ist auch, etwa 3 Monate nach dem Global Volunteer Month, der im April war.

Und dies ist nötiger den je, gerade in einem Land in dem der Rettungsdienst recht gut aufgestellt ist, aber das Umfeld und Vorfeld Handlungsbedarf hat.


Bevor ich näher auf das Thema eingehe ... Jede/r kann helfen!

Im Notfall sind alle gesetzlich dazu verpflichtet zu helfen, solange es zumutbar und ohne eigene Gefahr möglich ist sowie keine anderen wichtigen Pflichten im Weg stehen.
Beobachtest Du einen Herzstillstand, heißt das: Handeln, nicht Grübeln. Erst Notruf 112 wählen, dann wiederbeleben und nicht aufhören, bis Hilfe da ist.

Kurz und Kompakt:

Eine Herz-Lungen-Wiederbelebung wird immer dann ausgeführt, wenn Bewusstlosigkeit und keine normale Atmung feststellbar sind oder Zweifel daran bestehen, dass eine normale Atmung vorhanden ist. Sind zwei oder mehrere Helfer vor Ort, können die Aufgaben verteilt werden. Bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung sollten sich die Helfer nach ca. zwei Minuten abwechseln, um Ermüdung zu vermeiden.
Bei Säuglingen und Kindern ist die Herz-Lungen-Wiederbelebung dem altersbedingten Atemrhythmus, dem Atemvolumen und der entsprechenden Herzfrequenz anzupassen.
Ist eine Atemspende nicht möglich, erfolgt ausschließlich die Herzdruckmassage.

Erste Hilfe Kurse, die die Herz-Lungen-Wiederbelebung HLW beinhalten, finden Sie beim DRK - Deutsches Rotes KreuzASB - Arbeiter-Samariter-Bund, und vielen weiteren Organisationen.


Und nun zum Report und der Story des SWR

Die Überlebenschancen in Notfällen sind in Deutschland regional sehr unterschiedlich, ...
Screenshot der Deutschland Map - aus der SWR Story: Notfall Rettung - Wenn die Hilfe versagt"

aufgrund von großen Qualitätsunterschieden in der Notfallrettung. Etwa 100.000 Menschen erleiden jährlich einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand, wobei ein Drittel von ihnen zwischen 18 und 65 Jahren alt ist. Über 90 Prozent der Betroffenen sterben, was die Herz-Kreislauf-Stillstand zur dritthäufigsten Todesursache in Deutschland macht. Die Qualität der Notfallrettung variiert stark von Region zu Region und könnte viel mehr Menschen das Leben retten. Eine bundesweite investigative Recherche des SWR zeigt strukturelle Missstände auf und legt offen, dass die Rettungsleitstellen ein Schwachpunkt darstellen. Sie müssen schnell einen Herz-Kreislauf-Stillstand erkennen, Rettungsdienste und Ersthelfer alarmieren und am Telefon zur Herzdruckmassage anleiten, was nur mit hohen anerkannten Standards verlässlich gelingt. Wie gut die Notfall-Rettung bei Ihnen vor Ort ist, finden Sie im Netz unter notfallrettung.swr.de.Wie gut die Notfall-Rettung bei Ihnen vor Ort ist, finden Sie im Netz unter notfallrettung.swr.de.


Bundesweiten Vorgaben fehlen

Es wurde ein Gutachten für die Björn Steiger Stiftung zur Notfallrettung erstellt. Dieses weist auf die großen Unterschiede in der Versorgungsqualität hin und argumentierte, dass der Staat seiner Schutzpflicht für die Bürger nicht ausreichend nachkomme. Ee forderte, dass der Bund die Notfallrettung als Teil der Gesundheitsvorsorge stärker standardisieren und Vorgaben machen solle. Wichtig zu wissen - Rettungsdienst ist Ländersache, und bislang hat jedes Bundesland eigene Vorgaben für die Hilfsfristen, die von 8 Minuten in einigen Städten in Nordrhein-Westfalen bis zu knapp 15 Minuten in Rheinland-Pfalz reichen. Die Hilfsfristen werden unterschiedlich gemessen, und in einigen Fällen umfassen sie lediglich die Fahrtzeit, obwohl bereits nach zwei bis drei Minuten Hirnschäden auftreten können.


Rettungsdienst

Beim plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand kommt der Rettungsdienst flächendeckend oft zu spät, was die Überlebenschancen der Patienten stark senkt. Laut medizinischen Fachgesellschaften sollten die Retter in mindestens 80 Prozent der Fälle innerhalb von acht Minuten nach dem Notruf eintreffen. Jedoch erfüllen nur 24 der 283 Rettungsdienstbereiche diesen Zielwert, während 130 ihn nicht erreichen und der Rest keine Angaben dazu gemacht hat. Dies ist laut Matthias Fischer vom Deutschen Reanimationsregister zwar befürchtet worden, aber die tatsächliche Situation sei erschreckend. Der Grund dafür sind Personalmangel und Überlastung der Retter durch zu viele Einsätze, die keine echten Notfälle sind, was dazu führen kann, dass kein Retter verfügbar ist, wenn es zu einem lebensbedrohlichen Notfall kommt.

Screenshot der Deutschland Map - aus der SWR Story: Notfall Rettung - Wenn die Hilfe versagt"

Rettungsleitstelle

Das SWR Data Lab hat festgestellt, dass bundesweit in mindestens jedem fünften Rettungsdienstbereich strukturierte oder standardisierte Notrufabfragen in den Leitstellen fehlen. Diese sind jedoch entscheidend, um Herzstillstände schnell zu erkennen und lebensrettende Herzdruckmassagen am Telefon anzuleiten. Nur etwa zwei Drittel der Rettungsdienstbereiche konnten oder wollten Angaben zu diesen Anleitungen machen, und nur gut die Hälfte verfügt über eine Leitstelle mit Qualitätsmanagementsystem zur Messung und Optimierung von Prozessen. Laut Expertinnen und Experten sollten Strukturierte oder Standardisierte Notruf-Abfragen , kurz SSNA, in Leitstellen Standard sein. Sie helfen den Leitstellen-Mitarbeitenden den Herz-Kreislauf-Stillstand am Telefon zu erkennen und schnell lebensrettende Maßnahmen einzuleiten. Aber etwa 5% nutzen keine.

Screenshot der Deutschland Map - aus der SWR Story: Notfall Rettung - Wenn die Hilfe versagt"


Optimierungspotential 

First-Responder-Apps könnten eine konkrete Verbesserung für die Notfallrettung darstellen. Einige Leitstellen alarmieren automatisch über diese Apps freiwillige Helfer in der Nähe des Notfallorts. Allerdings können uneinheitliche Standards dazu führen, dass Helfer an Ortsgrenzen nicht benachrichtigt werden, obwohl sie helfen könnten. Laut SWR Data Lab nutzen bisher etwa die Hälfte der Rettungsdienstbereiche diese Technik nicht, obwohl sie international empfohlen wird. Diese Systeme sind einfach einzuführen, müssen aber von den Rettungsdienstbereichen selbst finanziert werden, da sie nicht Teil des Rettungsdienstes sind.
Screenshot der Deutschland Map - aus der SWR Story: Notfall Rettung - Wenn die Hilfe versagt"

Screenshot der Deutschland Map - aus der SWR Story: Notfall Rettung - Wenn die Hilfe versagt"

Die oben dargestellt Screenshots / Grafiken sind aus der ARD-Story "Notfall Rettung - wenn die Hilfe versagt" ist in der ARD Mediathek abrufbar. Sehr sehenswert!

Schlussfolgerung

Jeder kann und sollte aktiv werden. Und ja es sind tiefgreifende Reformen in der Notfallversorgung notwendig um die Probleme lösen zu können - in dem oben verlinkten SWR Story mochte ich das Beispiel aus Österreich.
Aber jeder von uns kann im Kleinen aktiv werden und wenn es nur sein Erste Hilfe Wissen upzudaten oder sich auch ehrenamtlich bei Rettungsdiensten, Sanitätsdiensten, Feuerwehr, you name it, einzusetzen



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