Zahlen und Fakten zur Sterbehilfe - Diagnosen und Gründe - 2021-2023

Mein Verständnis zum Sterbewunsch und Freitod entspringt und gründet auf einer sehr tiefen Auseinandersetzung mit mir, meiner Definition von Leben, Glück, Leidenschaft , und den Optionen

  • "So will ich leben"
  • "So ist für mich OK zu leben",
  • "So kann ich akzeptieren zu leben"
  • "So will ich nicht leben -weil es nur noch existieren wäre"

Aber ich wollte recherchieren wie sind die 'Zahlen' in Europa in de USA (wie Oregon), Kanada (Ottawa, British Columbia) - Die Studien, die ich fand, zeigen, dass die Gründe, die Patienten für die Bitte um Sterbehilfe angeben, sehr ähnlich sind.

Die Zahlen zur Sterbehilfe in Deutschland 2021 war bei 346 Sterbehilfe / Sterbebegleitungen die durch Dignitas oder der DGHS unterstützt wurden - unbekannt ist die Zahl derer die selbst-organisiert Sterben konnten.

Diesen 346 Freitod Begleitungen die 2021 in Deutschland durchgeführt wurden, stehen über 9000 Brutal. und Verzweiflungssuizide und, nach seriösen Schätzungen, mehr als 180.000 Suizidversuche pro Jahr gegenüber. Meiner Ansicht nach, würden viele dieser Fälle mit einer geeigneten Prävention vermieden werden. Ein kleiner Anteil zu dem Entschluss zu einem selbstbestimmten und würdigen Freitod kommen.
Und in all diesen Fällen Unbeteiligte wie Eisenbahner, Straßenteilnehmer, und Angehörige die von Verzweiflungssuizide überrascht und überfordert werden und damit mental und oft lebenslang geschädigt und belastet werden, verhindert oder deutlich reduziert werden


Inhalt des Artikel

  1. Diagnosen und Gründe
  2. Blick über die Grenzen
  3. Zahlen zu Freitodbegleitungen 2021 - 2023
  4. Quellen


1. Diagnosen und Gründe

Häufigsten Diagnosen bei Sterbehilfe und MAID (Mehrfach Diagnosen waren möglich)

80 - 60 %  Krebs
20 - 10 %  Neurologische Erkrankungen und Störungen
15 - 5 %    Multiple geriatrische Syndrome
10 - 5 %    Herz-Kreislauf-Erkrankungen


Gründe für den Antrag auf Sterbehilfe und MAID (Mehrfach Nennung war möglich)

90 - 50 % Verlust der Autonomie, von Kontrolle und Unabhängigkeit
80 - 60 % Krankheitsbedingtes Leiden (Schmerzen, Übelkeit etc.)
60 - 50 % Verlust der Fähigkeit, angenehme und sinnvolle Aktivitäten auszuführen
60 - 50 % Angst vor zukünftigem Leid
50 - 25 % Frühere negative Erfahrungen mit Tod und Sterben


Weitere medizinische, psycho-emotionale, sozio-ökologische und existentielle Aspekte die von Sterbewilligen genannt wurden waren insbesondere Müdigkeit, Schmerz, Verfall, negative Gefühle, Selbstverlust, Angst vor zukünftigem Leiden, Abhängigkeit, Autonomieverlust, Erschöpfung, Belastung sein, Einsamkeit, Verlust von allem die das Leben lebenswert machen, Hoffnungslosigkeit, Sinnlosigkeit und Lebensmüdigkeit.

Unabhängig davon in welchem Staat schaut, die Umstände und Motivationen das Leben zu einen würdig enden lassen zu können sind sehr ähnlich - Autonomie und Lebensqualität sind die wichtigsten Gründe für solch einen Wunsch und Verlangen.
Die Unterschiede zwischen den Ergebnissen der Studie und Zahlenquellen und den anderen könnten damit zusammenhängen, wie die Daten erhoben wurden - wie der Ärzte die Gründe aufzeichneten, während anderen Studien Formulare verwendeten Patienten direkt befragten. Die Ärzte konzentrierten sich möglicherweise mehr auf medizinische Symptome als auf existenzielle Äußerungen. Außerdem mussten die Ärzte in ihrer Krankenakte begründen, weshalb die Patienten für Sterbehilfe beziehungsweise MAID in Frage kamen.

Personen, die formelle Palliativversorgung erhalten hatten, gaben mit größerer Wahrscheinlichkeit an, dass Symptome der wichtigste Grund für die Bitte waren, als Personen, die keine Palliativversorgung erhalten hatten, und Personen, die eine Sterbehilfe beantragten und Anspruch darauf hatten, aber keine Sterbehilfe hatten während des Studienzeitraums gaben als Grund für die Anfrage eher die Angst vor künftigem Leiden an als diejenigen, die Sterbehilfe / MAID erhielten.



2. Blick über die Grenzen

Wie oben bereits dargelegt, die Zahlen zur Sterbehilfe in Deutschland im Jahr 2021 waren bei 346 und damit sehr gering, auch wenn die Zahl derer die selbst-organisiert einen Freitod gewählt haben hinzu kommen.
346 Freitode stehen 1.023.723 Sterbefälle im Jahr 2021 gegenüber.

In Belgien wurde die aktive Sterbehilfe erlaubt, dies hat, nicht überraschend, einen Anstieg der Zahl der Personen, die diese aktive Sterbehilfe auch beantragt und erhalten haben.
2.966 Freitode standen 112.291 Sterbefälle im Jahr 2021 gegenüber. 

Die Niederlande verzeichnete laut der Kontrollkommission 2021  7.666 Menschen die in den Niederlanden ärztliche Hilfe beim Sterben in Anspruch nahmen.
6.126 Freitode standen 170.972 Sterbefälle im Jahr 2021 gegenüber. 

Da in der Schweiz nicht nur Schweizer einem selbstbestimmtes Sterben nachkommen können müssen die Zahlen aus der Schweiz differenziert betrachtet werden. Im Jahr 2021 entschieden sich knapp 200 Menschen mit nicht Schweizer Herkunft für die Möglichkeit einer ärztlich begleiteten Selbsttötung in der Schweiz. Die Schweiz zählte 1125 Sterbebegleitungen in der Summe aller Freitode.
925 Freitode standen 71.192 Sterbefälle im Jahr 2021 gegenüber.
Wie die Bundesstatistik zu Todesursachen veröffentlichte, konnten im Jahr 2022, 1594 Menschen eine Freitodbegleitung annehmen, davon 649 Männer und 945 Frauen.



3. Zahlen zu Freitodbegleitungen

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Zahlen aus 2023  (Updated März 2023)

Gesamt Anzahl der Sterbehilfefälle 2023 - 635 belegt

196 Freitodbegleitungen durch Sterbehilfe Deutschland
419 Freitodbegleitungen durch DGHS
.....  Freitodbegleitungen durch Dignitas liegen für 2022 und 2023 nicht vor
  20 Freitode ohne Sterbehilfevereine die mir bekannt sind

635 Freitode insgesamt, die belegt sind.

Wenn man für Dignitas die Zahl aus 2021 hinzurechnet sind es ca. 732 Freitode und wenn man eine Prozentuale Erhöhung wie bei Sterbehilfe Deutschland hinzurechnet sind es ca. 781 Freitode, sollte aber eine Steigerung wie bei der DGHS vorliegen komme ich geschätzt auf  ca. 971 Freitode.

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Sterbehilfe Deutschland

Der Verein "Sterbehilfe Deutschland" hat nach eigenen Angaben 2023  196 Menschen beim Freitod geholfen - der jüngste Sterbefall war 25 Jahre alt, der älteste 99 Jahre alt.
  • 2023 = 196 Freitodbegleitungen
  • 2022 = 139 Freitodbegleitungen
  • 2021 = 129 Freitodbegleitungen
Der Verein hat bei den 196 Freitodbegleitungen zwei Methoden / drei Varianten der Sterbebegleitung gehabt:
  • 57 Fälle - intravenös - Arzt oder Ärztin als Sterbehelfende
  • 118 Fälle - oral - Sterbehilfe durch Vereinsmitarbeitende 
  • 21 Fälle - oral - Sterbehilfe durch Angehörige als Sterbehelfende 
Der Verein "Sterbehilfe Deutschland" hatte ...
  • Ende 2023 4072 Mitglieder
  • Ende 2022 2516 Mitglieder
Von den 4072 Mitgliedern (Frauenanteil 58 %)  haben 180 Mitglieder das Grüne Licht, mit dem der Verein definitiv verspricht, jederzeit auf Wunsch des Mitglieds Sterbehilfe zu leisten. Diese 180 Mitglieder entschieden sich, nachdem sie Grünes Licht bekommen hatten, fürs Weiterleben.

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DGHS

Für das Jahr 2023 gibt, die DGHS, eine Zahl von insgesamt 419 ärztliche Freitodbegleitungen für DGHS-Mitglieder in Deutschland an, was einem moderat, wachsenden Trend entspricht.
  • 2023 = 419 Freitodbegleitungen
  • 2022 = 229 Freitodbegleitungen
  • 2021 = 120 Freitodbegleitungen

In diesem Zusammenhang will ich erwähnen, dass neben Sterbebegleitungen ist Suizidprävention der zweite Schwerpunkt der Vereinsarbeit aller Vereine. 

Ich möchte noch kurz hier, wenn es um Zahlen geht uaf den Umgang mit Freitodwünschen von psychiatrisch Erkrankten durch die DGHS eingehen bzw nennen.
Bei den 419 durchgeführten Freitodbegleitungen waren nur wenige (im einstelligen Bereich) Personen dabei, die ein psychiatrisches Leiden als primären Beweggrund hatten. In diesen Fällen wurden bei der Prüfung ergänzende fachärztliche Stellungnahmen zur Bedingung gemacht, die das Vorhandensein der Urteils- und Entscheidungsfähigkeit mit Blick auf den
Freitodwunsch bestätigten. Die DGHS macht die Erfahrung, dass bei den Erst-Kontakten an deren ergebnisoffenen Beratungstelefon Schluss.PUNKT zwar durchaus viele Anfragende dabei sind, die eine
solche Diagnose als primären Beweggrund angeben. Die DGHS sagte aber, dass letztlich meisten jedoch auf eine Antragstellung verzichtet wird.
Andere Antragstellende wurden nach intensiver Prüfung mit einem Verweis auf geeigneter scheinende Hilfsangebote abgelehnt. Die DGHS denkt, dass deren doppeltes Vier-Augen-Prinzip sich nicht nur
bewährt hat, sondern auch in weiten Kreisen der Justiz und Politik Anerkennung findet. 

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Dignitas

Ich versuche alsbald die Zahlen von Dignitas zu teilen.

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Zahlen aus 2022

Der Verein "Sterbehilfe Deutschland" hat nach eigenen Angaben 2022  139 Menschen beim Freitod geholfen - 2021 in 129 Fällen - Zahlen zur Sterbehilfe in Deutschland 2021.
Das jüngste Ver­einsmitglied war den Angaben zufolge 23 Jahre alt, das äl­tes­te 98 Jahre. 2022 gab es vier unterstützte Gemeinsame Freitode von Ehepaaren, die ihr Leben gemeinsam been­den woll­ten. Auch wenn sich die Anzahl der Sterbebegleitungen von 2021 auf 2022 nur um 10 Menschen erhöhte hat sich die Zahl der Vereinsmitglieder im vergangenen Jahr mehr es verdop­pelt - von 1201 auf 2516.

Im Jahr 2022 hat die DGHS in 229 Fällen eine Freitodbegleitung organisiert, in ganz Deutschland. Im Jahr 2021 davor waren es 120 Fälle.

(Die "Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben" vermittelte 2021 nach eigenen Angaben 120 Sterbewillige an Sterbehelfer. "Sterbehilfe Deutschland" tat dies in 129 Fällen, "Dignitas" in 97 Fällen. Aktueller Zahlen aus 2022 liegen von Dignitas Deutschland e.V. nicht vor.)

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Zahlen und Umfragen zur Sterbehilfe 2021

72 Prozent der Deutschen sind für legale Sterbehilfe. Und was man nicht übersehen kann ist, dass die Mehrheit der Bevölkerung aktive Sterbehilfe nicht kategorisch ablehnt. Die Zustimmung in der Bevölkerung zur 'aktiven Sterbehilfe' ist gewachsen und wächst. 72 Prozent der Befragten bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitut YouGoV gaben demnach an, dass 'aktive Sterbehilfe' erlaubt sein sollte bzw. werden sollte. Bereits 2019 hatte YouGoV die Deutschen dazu befragt. Damals sagten 67 Prozent der Befragten ja zur aktiven Sterbehilfe. Gleichzeitig haben fast die Hälfte der Befragten (49 Prozent) die Aufhebung des Verbots der geschäftsmäßigen Beihilfe zur Selbsttötung befürwortet. 21 Prozent sprachen sich dagegen aus. Der Rest äußerte keine Meinung dazu.




4. Quellen:

Netherlands - Regional Euthanasia Review Committees

Canada - Medical assistance in dying 

Oregon’s Death with Dignity Act

Sterbehilfe-Touristen in der Schweiz nach Herkunftsländern 2021 | Statista

Selbstmord und Sterbehilfe – Zahlen und Statistiken | Statista

Europäische Union: Anzahl der Sterbefälle in den Mitgliedstaaten im Jahr 2021

Europäische Union: Sterberaten in den Mitgliedstaaten im Jahr 2021

Statistiken zu Selbstmord und Sterbehilfe (2021 / 2022)

Freitodbegleitung: Die neuen Zahlen 02/2024 - DGHS











Comments

  1. Kommentare sind willkommen und werden von mir nach Möglichkeit gelesen - aber Kommentare werden nicht veröffentlicht

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