Selbstbestimmung und Menschenwürde: Britisches Unterhaus stimmt für Legalisierung der Sterbehilfe

Es wurde im britischen Unterhaus Geschichte geschrieben - Nach insgesamt mehr als 100 Stunden parlamentarischer Debatte hat eine knappe Mehrheit des britischen Unterhauses für die Einführung legaler Sterbehilfe in England und Wales gestimmt.

Knapp aber mit 314 Stimmen für und 291 Stimmen gegen den Gesetzesentwurf zur Legalisierung der Sterbehilfe in England und Wales hat das Parlament einen mutigen und längst überfälligen Schritt unternommen.
Damit wird der Weg für ein Recht auf Selbstbestimmung und Würde am Lebensende geebnet – nicht nur für die Bürgerinnen und Bürger der britischen Nation, sondern auch als Inspiration für weitere Länder. (Hier zur Übersicht der Rechtslage in Deutschland und weiteren Ländern)


Der Gesetzentwurf, eingebracht von der Labour-Abgeordneten Kim Leadbeater, sieht vor, unheilbar kranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase die Möglichkeit zu geben, selbstbestimmt über den Zeitpunkt und die Umstände ihres Todes zu entscheiden.

Dies gilt unter strikten Bedingungen:

  • Die Betroffenen müssen unheilbar krank sein,
  • eine Lebenserwartung von weniger als sechs Monaten haben und in der Lage sein,die tödliche Substanz eigenständig einzunehmen.
  • Zudem ist die Zustimmung von zwei Ärzten und eines Expertengremiums erforderlich.
Es handelt sich um ein Gesetz, das darauf bedacht ist, einerseits Missbrauch zu verhindern und andererseits den unermesslichen Leidensdruck vieler Menschen zu lindern. Wenn es nicht soweit geht wie die Freiheit und aktuelle Rechtslage aktuell ist, die wir in Deutschland haben


Ein Signal der Hoffnung für Betroffene

Längst ist die Diskussion um Sterbehilfe kein rein nationales Thema mehr, sondern eine Frage universeller Menschenrechte und Empathie. Der heutige Tag gibt Millionen von Menschen, die mit unerträglichem Leiden und fehlender Lebensqualität kämpfen, neues Hoffen.
Die Fernsehmoderatorin Esther Rantzen, die selbst unter unheilbarem Lungenkrebs leidet und die eine führende Verfechterin der Sterbehilfe-Regelung war, hatte vor der Abstimmung im Unterhaus als Todkranke an die Abgeordneten appelliert: „Alles, worum ich bitte, ist dass wir die Würde einer Wahl erhalten“.
Für Menschen wie den 82-jährigen David Walker, der seine an einer unheilbaren Krankheit leidende Ehefrau drei Jahre lang beim Kampf gegen den Tod begleitete, ist dieser Fortschritt eine zutiefst emotionale Angelegenheit. „Wenn du keine Lebensqualität mehr hast, dann hast du nichts“, sagte er und brachte damit zum Ausdruck, was viele Menschen tief im Herzen fühlen:
Niemand sollte gezwungen sein, ein Leben in unvorstellbarem Leid fortzuführen, nur weil es Dritten schwerfällt, den Wert von Selbstbestimmung anzuerkennen.


Die aktuelle Gesetzeslage in England, Wales und auch in vielen anderen Ländern – Deutschland eingeschlossen – zwingt Menschen oft dazu, unerträgliches Leid zu erdulden oder ins Ausland zu reisen, um in würdevollem Rahmen Abschied vom Leben nehmen zu können. Solche Reisen, die Tausende Euros kosten und von immensen emotionalen Belastungen begleitet werden, sind unvereinbar mit der Idee einer humanen und gerechten Gesellschaft.


Menschenwürde am Lebensende: Eine unverzichtbare moralische Verpflichtung

Die Sterbehilfe-Debatte zielt auf einen entscheidenden Punkt ab: die Achtung vor der Würde jedes Einzelnen. Es geht nicht darum, Leben wertlos zu machen, sondern vielmehr, leidvolles Leben nicht gegen den Willen der Betroffenen zu verlängern. Der Schritt des britischen Unterhauses ist ein starkes Signal an jene, die noch mit veralteten Vorstellungen ringen oder neue Wege aus Angst vor gesellschaftlichen und ethischen Konflikten scheuen. Denn was könnte menschenwürdiger sein, als einem sterbenskranken Menschen die Entscheidung über sein eigenes Leben und Sterben anzuvertrauen?

Die Gegner der Sterbehilfe begründen ihre Haltung oft mit der Sorge, dass die Legalisierung Druck auf gesellschaftlich benachteiligte Menschen ausüben könnte. Doch diese Ängste können – und müssen – durch verantwortungsvolle Regelungen, ausreichende Kontrollen und Aufklärung entkräftet werden. Der Fokus sollte nicht auf hypothetischen Gefahren liegen, sondern auf der Realität von Menschen, die ohne Aussicht auf Besserung tagtäglich mit Schmerzen und Verzweiflung leben.


Ein Momentum für Menschlichkeit

Der heutige Tag markiert nicht das Ende der Diskussion, sondern einen neuen Anfang durch das britischen Unterhaus  – nicht nur für Großbritannien. Es ist ein Aufruf an Regierungen überall, schmerzhafte Tabus zu durchbrechen und sich ihrer Verpflichtung zu stellen:
Den Menschen ein Leben und ein Sterben in Würde zu ermöglichen. Denn wahre Menschlichkeit zeigt sich darin, dass wir den Willen und die Leiden unserer Mitmenschen respektieren – bis zum allerletzten Augenblick.


Dieser Artikel ist auch in Englisch mit ein wenige mehr Infos verfügbar.


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