Sterbehilfe und Freitodbegleitungen in München (2020-2022)

Eine Münchner Amtsärztin und ein Rechtsmediziner haben für die Jahre 2020 bis 2022 im Münchener Stadtgebiet 37 Sterbehilfe Fälle in München recherchiert und identifizieren, darunter ein Ehepaar, die über Todesbescheinigungen dokumentiert wurden.

  • Mehrheitlich haben über 85 Jährige mit chronischen Erkrankungen, und altersbedingte Einschränkungen, wie Seh- und Hör­störungen, Sterbehilfe in Anspruch genommen.
  • Weniger als die Hälfte der Fälle litten unter einem chronischen Schmerzsyndrom.
  • Ein einziger Patient hat unter einem aggressiven Hirntumors ­gelitten mit einer Lebenserwartung von weniger als sechs Monaten.


37 Sterbehilfe Fälle (Stadtgebiet München)

Es wurde festgestellt, dass in den meisten der 37 Fällen in München von ärztlicher Sterbebeihilfe in den Jahren 2020 bis 2022 die Beihilfe zum Sterben durch Sterbehilfevereinen und nicht durch Hausärzte, die den Patienten gut kennen, durchgeführt wurde.
In 17 Fällen wurden sowohl die Begutachtung des Falls, die Assistenz zum Sterben als auch die Untersuchung des Leichnams von ein und demselben Arzt durchgeführt.

Bei über 80% der Fälle wurde ein Anästhetikum / Narkosemittel über die Vene gegeben, unter dessen Wirkung die Sterbewilligen meist innerhalb einer Minute einschliefen, laut vorliegenden ­Protokollen, durch assistierenden Ärzt*innen oder auch Sterbehilfevereinen. (Ergänzende Information, das aktuell und in diesen Jahren, einzige verfügbare kurz wirkende Barbiturat ist / war Thiopental)

Bei den übrigen 20% wurden orale Medikament in starker Überdosierung verwendet. Laut den Protokollen trat bei jedem dritten Fall mit oralen Medikamenten der Tod verzögert ein. Bei einem Patient lagen zwischen Medikamenteneinnahme und Versterben 6 Stunden. 
Um Erbrechen zu unterdrücken oder zu verhindern wurde bei jedem der Sterbewilligen Brechreiz reduzierende oder sedierende Medikamente im Vorfeld gegeben. 

Was allgemein bekannt ist wurde auch bei dieser Recherche herausgearbeitet und durch Obduktionen dokumentiert.

Bei orale Einnahme von Medikament kann das Medikament aspiriert werden, also versehentlich in die Lunge geraten, oder es kommt zum Erbrechen - dann wirkt das Medikament nicht wie vorgesehen oder gar nicht. Wenn ein Sterbewilliger dies überlebt, sind Risken wie Hirnschädigung möglich und nicht auszuschließen, dauerhaften Koma.


Fazit

Was diese Recherche ergab ist, für mich eine klare Aussage, dass ein Barbiturat oder anderes Narkosemittel über eine Infusion die sicherste Variante ist einen schnellen, würdigen und schmerzfreien Todes zu finden.
Überdies ist der Sterbewillige entgegen einer oralen Einnahme nicht gezwungen mehrere Medikamente zu schlucken und zu trinken, wobei auch beim Trinken und Schlucken keine Hilfe von Dritten zulässig sind - nur die Vorbereitenden Handlungen und Hilfen sind straffrei.
Bei einer Infusion muss der Sterbewillige nur das Ventil öffnen / oder ein Rädchen drehen welche die Infusion zum laufen bringt.

Fazit, unter anderem , ist auch, dass bis auf einen dieser Sterbehilfefällen, keiner für eine Palliativ- oder Hospizpflege in Frage gekommen wäre.


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Update (06.03.2024)

Bayern 2 hat dazu am 5. März 2024, einen Beitrag ausgestrahlt, unter dem Titel "Die Hintergründe von Selbsttötungen" (25min)  - Ein Beitrag von Martina Keller - Die Sendung wird fünf Jahre online abrufbar sein.


Comments

  1. Sie / Ihr könnt gerne Kommentieren - Kommentare werden nicht veröffentlicht!
    Ich lese und antworte nach Notwendigkeit - Danke

    ReplyDelete

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