Suizidalität ist keine Krankheit - Gedanken und Hinweise zu Suizidalität und Freitod-Gedanken

Suizidalität ist keine Krankheit,, sondern ein Zeichen für ein tiefgreifendes, zugrunde liegendes Problem.

Sie kann das Endresultat einer mentalen seelischen Entwicklung sein, in der Gefühle der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit überwiegen, in einer Spirale sich verwickeln und verknotet und absackt. Menschen mit Suizidgedanken fühlen sich oft innerlich zerrissen und haben gemischte Gefühle in Bezug auf ihren Wunsch zu sterben. Auf der einen Seite sehen sie ihr Leben als unerträglich schmerzhaft an und wünschen sich dessen Beendigung, auf der anderen Seite spüren sie einen Selbsterhaltungstrieb, haben Angst vor den möglichen Schmerzen eines Selbstmordversuchs und sind unsicher über die Folgen ihrer Handlungen. Für diese Menschen erscheint die Option einer Veränderung ihres aktuellen Lebens und eines Neuanfangs bei akuter Suizidalität oft nicht als realistisch; Selbstmord erscheint ihnen als der einzige Ausweg.

Da Suizidalität sich auf viele verschiedene Arten – oder auch gar nicht – manifestieren kann, ist es oft eine Herausforderung, zu beurteilen, wie akut die Suizidgefahr oder das Ausmaß der Selbstmordneigung einer Person ist. Dies ist insbesondere bei Menschen schwierig, die Hilfsangebote ablehnen, aus welchem Grund auch immer.

Bei akuter Suizidalität, falls die betroffene Person bereits konkrete Pläne und Vorbereitungen zur Durchführung getroffen hat und sich nicht von diesen Absichten distanzieren kann oder keine Vereinbarungen trifft (z.B. das Versprechen, am nächsten Tag den Therapeuten anzurufen), besteht im Rahmen der Fürsorgepflicht, die Notwendigkeit zum Weg in eine psychiatrische Klinik.


Aspekte und Faktoren

Bei der Beurteilung von Aspekten, die zu Suizidalität führen können, sind folgende Faktoren bedeutsam:

  • Eingeschränkte Wahrnehmung
  • Selbst gerichtete Aggressivität
  • Vorstellungen vom Suizid-Phantasien

Übrigens alle drei Faktoren habe ich bei einem wohlerwogenen Freitod nie gesehen, ganz im Gegenteil.

Risikofaktoren:

  • Mentale Gesundheitsprobleme (vor allem akute Phasen von Depression, Sucht oder Schizophrenie)
  • Psychosoziale Krisen (wie eine Trennung oder der Tod einer geliebten Person)
  • Mangel an Sozialkontakten
  • Vorangegangene Suizidversuche
  • Vorkommen von Suiziden innerhalb der Familie

Befindlichkeit:

Die Befindlichkeit bezieht sich auf den aktuellen seelischen und emotionalen Zustand einer Person. Es umfasst Gefühle, Stimmungen und allgemeines Wohlbefinden. Befindlichkeit kann von zahlreichen Faktoren beeinflusst werden, darunter körperliche Gesundheit, psychologischer Zustand, soziale Interaktionen und Umweltbedingungen. Es ist ein sehr subjektives Erleben und kann von Moment zu Moment variieren.

  • Hoffnungslosigkeit
  • Angst
  • Schlaflosigkeit
  • Freudlosigkeit

Impulsives Verhalten und akut belastende Lebenssituationen

  • Schwierigkeiten bei der Bewältigung von Krankheiten
  • Unbehagliche Erinnerungen, die schwer zu ertragen sind
  • Negative Beurteilung der persönlichen Lebensbedingungen
  • Gefühl der Aufgabe oder Resignation

Trennungserfahrungen

  • gescheiterte Partnerschaft
  • Tod eines Angehörigen
  • Kränkung
  • Entwicklungskrisen
  • Entlassung aus stationärer psychiatrischer und psychotherapeutischer Behandlung



Nochmals der Hinweis - in diesem Kontext Suizid vs Freitod

Schaut man sich, erinnere ich mich an die Gespräche und die Schriftstücke von Freitodwilligen, so ist der Sterbewunsch von Menschen, die angesichts von Altersschwäche, Altersbeschwerden oder einer tödlich verlaufenden unheilbaren Krankheit sterben möchten - eine völlig andere Welt. (Antonymie - Freitod + Suizid)



Lebensmüde Menschen sprechen in Absolutismen und haben die Haltung des Absolutismus - Lebenssatte Menschen tun dies anders, ausbalancierter.

Menschen mit Depressionen, Ängsten, Borderline-Persönlichkeit und Suizidgedanken verwenden vermehrt polarisierende Wörter. »Immer« oder »nie«, »alles« und »ständig«: Verabsolutierende Ausdrücke sind besonders typisch für Menschen, die mit Suizidgedanken kämpfen.

Die kognitive Therapie von Depressionen zielt schon lange auf das typische »Schwarz-weiß-Denken« ab. Auch von Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung kannte man solche rigiden Denkmuster. Eine Tendenz zum Negativen, zu Grübeleien und zum Katastrophisieren zählt ebenfalls zu den Symptomen vieler psychischer Störungen. Spezifische Sprachstile haben sich zuvor schon als Marker bewährt, etwa sprunghafte Themenwechsel bei Patienten mit schizophrenen Psychosen.

Betrachtet man "Absolutismus" als  "absolut" oder "losgelöst" so finden sich diese Haltung nicht, oder deutlich weniger bei Menschen die einen Freitod erwägen. Bei Freitodwilligen sieht man sehr stark die "Ambivalenz" und "Verbundenheit" mit sich, mit anderen und was war und ist.


Mein Leitgedanken für Gespräche

Ob im Laufe des Gespräch es um Suizidprävention, Aufzeigen von Lebensperspektiven, Hilfe zur Hilfe, oder auch Erwägung einer Freitod-Unterstützung geht - ich selber habe da ein paar Schlüsselelemente die ich in den Gesprächen habe und denen ich folge ...

  • Nicht wertendes Gesprächsverhalten und Gesprächsführung fördern, die durch Offenheit und Vertrauen gekennzeichnet ist, und dabei dem Anderen Akzeptanz und Unterstützung in seiner psychischen Belastung vermitteln.
  • Offen über Todeswünsche, Suizidgedanken und -pläne sprechen.
  • Die Suizidalität ernst nehmen und weder bagatellisieren noch dramatisieren.
  • Die Gründe, Begleitumstände und aktuellen, akuten Auslöser besprechen.
  • Die Kontexte und Zusammenhänge der Lebensgeschichte verstehen und in die Gespräche einbeziehen.
  • Die Unterstützungspotenziale im sozialen Umfeld des Betroffenen erforschen, beispielsweise nahestehende Personen oder soziale Dienstleistungen.
  • Das Angebot machen, den Dialog fortzusetzen und dabei Ängste thematisieren sowie weitere Beratungs- und Hilfsangebote aufzeigen.

Umgang mit Suizidalität oder Freitod-Gedanken:

Das Wichtigste ist, Ihren Angehörigen oder Freund zu unterstützen. Lassen Sie sie wissen, dass sie in dieser schwierigen Zeit nicht allein sind und dass ihre Emotionen und Gefühle zählen. Seien Sie da! 

Kommunikation ist ein Schlüsselelement, Ihr geliebter Mensch; der andere Mensch, muss das Gefühl haben, offen über seine Gedanken sprechen zu können. Spiegeln Sie ihr oder ihm Ruhe und Verständnis zurück, ohne Vorurteile und Ängste. Die Vermutung, dass das Thematisieren von Freitod oder Suizid diesen fördern könnte, ist unbegründet. Für die meisten Betroffenen ist es tatsächlich entlastend, deren inneren Kämpfe und Ängste teilen zu können.

Wertschätzung und Empathie sind ebenfalls essenziell. Respektieren Sie die Gedanken und Gefühle und nehmen Sie sie ernst. Vermeiden Sie Aussagen wie "Das wird schon wieder" oder "Jetzt reiß dich mal zusammen". Ihre nachvollziehbare Wahrnehmung könnte sich nicht - es ist nahe zu sicher, dass Ihre Wahrnehmung und Werte stark von der des Betroffenen unterscheiden, diese mögen von stark eingeengten Denk- und Wahrnehmungsmustern geprägt sein, aber in jedem Fall von unterschiedlichen Werten, Leidensempfindungen, Genussempfindungen, Definition von Würde und dem Leben selber.

Zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ihr Angehöriger oder Freund ode rauch Kollege kann sich in einer Phase befinden, in der sie sich selbst nicht helfen können. Überzeugen Sie sie davon, professionelle psychiatrische Behandlung zu suchen und begleiten Sie sie dabei. Bei akuter Suizidalität, zögern Sie nicht den Notarzt zu rufen oder sie in eine psychiatrische Notaufnahme zu begleiten. Oder wenn es doch ein wohlerwogener, freiverantwortlich und dauerhafter Wunsch und ggf auch schon Entscheidung so versuchen Sie soweit es Ihnen möglich ist Hilfe zu geben erwägen oder auch zu geben. 

Der Schutz des Lebens ist völlig zweifelsfrei eine berechtigte Sorge, Anliegen und Interesse für Jeden,  und Gesellschaft, aber nicht das einzige Anliegen, das wir als Gesellschaft und der Gesetzgeber beim Entwurf und bei der Ausgestaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen der Sterbehilfe zu beachten hat. 




Hilfe - Suizidprävention

Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de

Kinder- und Jugendtelefon: Das Angebot des Vereins „Nummer gegen Kummer“ richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis sonnabends von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Sonnabend nehmen die jungen Berater des Teams „Jugendliche beraten Jugendliche“ die Gespräche an. nummergegenkummer.de.

Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 - 443 509 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.de

Jüdische Bundesweite telefonische Hotline folgt asap

Hebräischsprachige Hotline "Matan": ‚Matan‘ ist ein Projekt der Beratungsstelle ‚OFEK‚ e. V. und der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST).  Telefonnummer: 0800  - 000 16 42  Hotline-Zeiten: Jeden Tag der Woche 20:00-22:00 - Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Kirchlichen Telefonseelsorge (KTS) durchgeführt und durch die Deutsche Fernsehlotterie gefördert.

Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de



Frühere Artikel in diesem Zusammenhang:

Sterbehilfe und psychische Erkrankungen

Mehr zu ...

zu dem was in der Sterbehilfe erlaubt ist

Comments

  1. Kommentare sind wirklich sehr willkommen. Ich lese diese immer und Ihre / Eure Ideen, die ich bekomme, kann ich dann in künftige Artikel einbringen.
    Beantworten kann ich wegen Menge der Kommentare nicht alle.
    Veröffentlichen werde ich keine Kommentare, ich denke dies ist nachvollziehbar und selbsterklärend in Angesicht der Themen / des Thema. DANKE

    ReplyDelete

Post a Comment

Popular posts from this blog

Sterbehilfe bei psychisch kranker Studentin - Berlin 2024

Sterbehilfe - Organisation, Hilfe finden, Kosten

Medikament - Freitod

My experience of losing my wife.

Zahlen und Fakten zur Sterbehilfe - Diagnosen und Gründe - 2021-2024