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Weihnachten, Trauer und leisen Ritualen

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Die Tage rund um Weihnachten werden oft als Zeit der Ruhe, der Nähe und der Hoffnung beschrieben. Für viele Menschen, und auch für Einsatzkräfte, können diese Tage jedoch wie ein Verstärker wirken: für Belastungen, für Verluste, für innere Spannungen, die im Jahresverlauf kurzfristig oder länger getragen wurden, wie ein nicht bemerkter Rucksack. Feiertage unterbrechen Routinen. Sie schaffen Leerstellen, in denen Erinnerungen lauter werden. Das gilt für Trauernde ebenso wie für Menschen, die beruflich oder ehrenamtlich Verantwortung für andere tragen. Trauer an Feiertagen – normal, nicht pathologisch Gerade frisch aus einem PSNV Ausbildungwoche zurückkommend, und gleich einen Tag darauf hatte ich ein kollegiales Gespräch, schreibe ich nun heute diese 'weihnachtlichen Gedanken' mit einem Schwerpunkt PSNV und Rettungsdienst. Aus psychosozialer Sicht ist es wenig überraschend, dass Trauer sich an Feiertagen intensiviert. Rituale, die früher Halt gegeben haben, fehlen oder schmerzen...

When Christmas Amplifies What We Carry

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The days around Christmas are often described as gentle and hopeful — a season of quiet, closeness, and reassurance. For many people, however — and especially for those working in emergency and care professions — these days can feel less like rest and more like amplification. What has been carried through the year — loss, strain, unresolved grief, inner tension — can suddenly feel heavier, like a backpack we didn’t realize we were wearing until we finally stopped moving. Holidays interrupt routines. They slow the pace. And in that slowing, memories surface. They grow louder. This is true for those who are grieving, and just as true for people who carry responsibility for others — professionally or voluntarily — often without much room for their own needs. Grief During the Holidays Is Human, Not a Disorder I’m writing this shortly after returning from a Psychosocial Emergency Support (PSNV) Training Week , followed by a peer conversation the very next day. These experiences shape my foc...

Die leise Kraft der Frage: Axel Hackes „Wie fühlst du dich?“

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Manchmal sind es nicht die großen Antworten, die uns weiterbringen, sondern die richtigen Fragen. Axel Hackes Buch „Wie fühlst du dich?“ ist genau so ein Buch: kein Ratgeber, kein Fachbuch, kein psychologisches Lehrwerk – und gerade deshalb zutiefst menschlich. Ich hörte das Buch auf einer Fahrt zu einer PSNV -Ausbildung, gelesen von Axel Hacke selbst. In dieser Situation wurde es für mich mehr als eine Lektüre: Es wurde ein Begleiter – durch die oft unübersichtliche Landschaft unserer Gefühle. Eine einfache Frage mit großer Wirkung Der Titel ist Programm. „Wie fühlst du dich?“ ist eine Frage, die wir viel zu selten stellen – und noch seltener ehrlich. Anderen gegenüber, aber vor allem uns selbst. Dabei arbeite ich selbst im Bereich der mentalen Gesundheit und weiß, wie zentral diese Frage ist. Hacke macht sie zum Mittelpunkt seines Buches und zeigt, wie ungewohnt, aber auch wie heilsam es sein kann, Gefühle nicht wegzuerklären, zu übergehen oder zu relativieren, sondern sie er...

Politische Debatten zur Sterbehilfe: Gesetzentwürfe, Unterstützer und Gegner

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Seit fünf Jahren begleite ich auf diesem Blog die Entwicklungen rund um Sterbehilfe und assistiertem und selbstbestimmten Sterben in Deutschland,  und in Teilen darüber hinaus. Vieles hat sich bewegt – doch die zentrale Frage bleibt offen: Wie soll ein verlässlicher Rahmen aussehen, der Betroffenen, Ärzt*innen und Angehörigen echte Rechtssicherheit bietet? Während das Bundesverfassungsgericht das Recht auf selbstbestimmtes Sterben gestärkt hat, fehlt es an Regelung zur Umsetzung. Die politischen Positionen gehen weit auseinander, und die gescheiterten Gesetzentwürfe von 2023 wirken bis heute nach. In 2025 lohnt sich daher ein genauer Blick auf die Haltungen der Parteien: Wer setzt auf mehr Selbstbestimmung, wer auf Restriktion, und wer sucht nach einem Kompromiss?  Grundsätzliche Lage in Deutschland Aktive Sterbehilfe (Tötung auf Verlangen) ist in Deutschland weiterhin verboten und im Strafgesetzbuch als „Totschlag auf Verlangen“ geregelt (Strafbarkeit bleibt bestehen). ...

Human Rights Day - December 10th

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Human Rights Day on December 10th marks the adoption of the Universal Declaration of Human Rights in 1948. It’s more than a historical milestone — it’s a reminder that human rights are meant to empower every one of us, every single day. These rights are not distant political ideas; they shape our daily lives, our dignity, and our emotional well-being. Because mental health begins where human rights are respected - surrounds us. At least, this is how I feel about it. Why human rights matter today 77 years later, the Declaration remains deeply relevant. It teaches us that we all have rights — and we all share responsibility . Every action, no matter how small, can help protect these rights: setting boundaries, supporting others, speaking up about injustice, or simply listening with compassion. Back in 1948, UNESCO recognized that education and awareness were essential to spreading human rights. That idea still matters — especially when we think about mental health. Human rights prev...

hr-Sendung „Die Ratgeber“ - Sterbehilfe

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In der Ausgabe der hr-Sendung „Die Ratgeber“ stellte DGHS-Präsident Robert Roßbruch die Arbeit der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) vor und ordnete die aktuelle öffentliche Diskussion ein. Auslöser der erneuten Debatte war der Freitod der Kessler-Zwillinge , der vor drei Wochen bundesweit Aufmerksamkeit erregt hatte und Fragen zur Selbstbestimmung am Lebensende neu aufgeworfen hat. Roßbruch erläuterte in der Sendung, an wen sich Menschen mit Sterbewünschen wenden, wie die DGHS arbeitet und wie Freitodbegleitungen vermittelt werden. Dabei hob er hervor, dass auch psychisch erkrankte Menschen sowie Personen, die lebenssatt sind, ein Recht auf Selbstbestimmung am Lebensende haben – ein Aspekt, der in der öffentlichen Diskussion häufig ausgeblendet wird. (siehe auch Q&A - Wie arbeiten Sterbehilfevereine? ) Kritisch fiel die Wortwahl der Sendung zu Beginn auf: Die Moderatorin sprach zunächst von „assistiertem Selbstmord“ – einem Begriff, den die DGHS als unwürdig u...

Warum Sterbehilfe ein Akt der Menschlichkeit ist – Gedanken zum Fall von Hugo

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Wenn wir über mentale Gesundheit sprechen, sprechen wir oft über Selbstfürsorge, über Belastbarkeit und über Wege, gut durch das Leben zu gehen. Was wir jedoch viel zu selten ansprechen, ist das andere Ende dieses Weges: Die Frage, wie Menschen würdevoll leben – und würdevoll sterben dürfen. Der kürzlich erschienene Artikel, in der Westfalenpost , über Hugo, einen Mann aus Hagen, der sich nach vielen Jahren schwerer Erkrankungen für eine geplante Form der Sterbehilfe entschieden hat, bewegt mich tief. Seine Frau, Christiane, hat ihn begleitet – voller Liebe, Klarheit und Mut. Und gerade ihre Geschichte zeigt, warum wir über dieses Thema offener sprechen müssen. Sterbehilfe als Ausdruck von Würde und Selbstbestimmung Sterbehilfe oder Freitodbegleitung (FTB) wird oft missverstanden. Doch in Fällen wie dem von Hugo geht es nicht um den Wunsch, dem Leben zu entfliehen. Es geht um etwas ganz anderes: Es geht darum, dem Leid nicht schutzlos ausgeliefert zu sein. Menschen wie Hugo entsc...