Humanität beginnt im Kleinen – und bei uns selbst - Welttag der humanitären Hilfe

Mitgefühl ist kein „Nice-to-have“. Es ist essenziell.

Am heutigen World Humanitarian Day stehen all jene im Fokus, die ihr eigenes Wohl zurückstellen, um für andere da zu sein. Menschen, die in Krisengebieten arbeiten, in Katastrophensituationen helfen, oder ganz still und leise im Hintergrund mittragen, was andere kaum aushalten könnten.

Ich war selbst in vielen dieser Situationen – nicht an den großen Brennpunkten dieser Welt, aber an kleinen persönlichen Krisenherden mitten in unserer Gesellschaft. Als Sanitätssoldat, als Rettungssanitäter auf der Straße, in der Motorradstaffel, auf Sanitätsdiensten – und heute oft in der psychosozialen Notfallversorgung. Ich erinnere mich an einen Einsatz, bei dem ich neben einem jungen Mann saß, der gerade seinen Vater verloren hatte. Wir saßen einfach nur da. Ich sagte kaum etwas. Aber in diesem Moment war es genau das, was er gebraucht hat: nicht allein sein.


Diese Momente zeigen mir immer wieder: Menschlichkeit braucht keinen Titel und keine Uniform – sie braucht Präsenz.

Auch außerhalb von Blaulicht und Einsatzkleidung kann Mitgefühl wirken.
Als UX Designer weiß ich, wie sehr digitale Systeme Teil dieser Menschlichkeit sein können – oder eben nicht.
Ich arbeite seit vielen Jahren in Bereichen wie Commerce, E-Commerce, Financial Services und vor allem im Gesundheitssektor – sei es bei Notfall-Apps oder Patientenportalen. Überall sind es oft unsichtbare Designentscheidungen, die bestimmen, ob sich Menschen verstanden oder verloren fühlen.
Im Zentrum steht der Mensch – mit seinen Zielen, seinem Verständnis, seinen Ängsten und dem Druck, den er von anderen oder sich selbst spürt.
Ich habe gelernt: Design sollte nicht nur schön oder funktional sein, sondern mitfühlend. Eine klare Sprache, ein ruhiger Ablauf, ein durchdachtes Interface können echte Sicherheit vermitteln – besonders dann, wenn Nutzer emotional oder körperlich am Limit sind.


Und im Zentrum all dessen stehen die Menschen, die unsere Hilfe brauchen – oft mitten in ihrer schwersten Stunde.
Menschen, die plötzlich alles verlieren, die den Boden unter den Füßen verlieren – sie brauchen neben Fachkompetenz vor allem eins: Echtes, gelebtes Mitgefühl.

Aber auch wir Helfenden sind nicht unverwundbar.
Die Auseinandersetzung mit Mental Health – beruflich und persönlich – hat mir gezeigt: Helfende sind verletzlich. Und das ist okay. Wir brauchen Pausen. Räume. Menschen, die auch mal uns fragen: „Wie geht’s dir wirklich?“
Es reicht nicht, für andere stark zu sein – wir müssen auch lernen, für uns selbst da zu sein. Wahre Stärke bedeutet nicht, nie zu straucheln – sondern zu wissen, wann man Hilfe braucht und sie annehmen darf.
Denn nur wer gut für sich sorgt, kann wirklich für andere da sein.


Deshalb heute mein Appell:
Egal, ob du in einem sozialen Beruf arbeitest, gestaltest, programmierst oder einfach Mensch unter Menschen bist:

  • Mitgefühl ist kein Luxus.
  • Es ist eine Haltung.
  • Und du kannst sie aktiv leben – ganz egal, wo du stehst.

Frag Dich - Fragt Euch doch heute mal:

  • Wo kann ich empathischer handeln?
  • Wen kann ich wirklich sehen
  • und wie kann ich heute ein kleines Stück Menschlichkeit zeigen, wo es vielleicht gerade fehlt?

Denn Humanität beginnt nicht „irgendwo da draußen“ – sie beginnt bei uns. Hier. Jetzt. Jeden Tag.

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