Erinnerungen sind das was sie sind - aber auch das was wir daraus machen (Psychologie)

Kiste mit Symbolen für Liebe, Trauer und anderen Emotionen - Bild wurde durch AI erstellt
Dass Erinnerungen eine diffizile Sache sein können, zeigte sich immer wieder - in welchen Fragmenten, Schnipseln, und Zusammenhängen  wir Erinnerungen an ein Erlebnis abspeichern da haben unsere Emotionen und Seele ein erhebliches, verantwortlich Mass und Einfluss.

Unser Gehirn und Gedächtnis zieht immer dann eine Trennlinie oder Grenze, separiert Erinnerungen, wenn sich die Wahrnehmung oder das Gefühle in einer oder für eine Situation verändert. Dieser Zusammenhang und Gehirnaktivität könnte künftig dabei helfen, Traumata in Zukunft besser zu behandeln.


Erinnerungen und Emotionen

Jeden Tag erleben wir dutzende verschiedene Situationen, doch längst nicht alle bleiben uns im Gedächtnis. Unser Gehirn beziehungsweise unser Erinnerungsvermögen ist nicht nur selektiv, segmentierend sondern auch begrenzt - unser Gehirn muss sich daher auf besonders relevante Geschehnisse konzentrieren. In der Regel, was wohl niemanden überraschen wird, sind dies Ereignisse, Erlebnisse, Sequenzen im Leben die Einschneidend waren, die Emotionen auslösten und auslösen wie die 'ein Erstes Mal', die Geburt, Hochzeit, oder auch das Beenden oder Versterben und Tod. Auch Jahre später können wir solche Erinnerungen noch lebendig abrufen, während Alltägliches und Neutrales wie das letzte Abendessen oder die Fahrt zum Supermarkt in der Versenkung verschwinden.
Die hohe Bedeutung, die unser Gehirn Ereignissen und Erlebnissen und damit Erfahrungen und starken Emotionen zumisst, hat seinen Ursprung in der Tatsache, dass diese Strategie einst unsere Überlebensfähigkeit stärkte.
Wenn wir uns, beispielsweise, an einen überlebten Raubtier-Angriff erinnern, lernen wir, zukünftige gefährliche Situationen zu vermeiden. Dagegen führen die Glücksempfindungen, die wir beim Verzehr besonders schmackhafter Beeren erleben, dazu, dass wir in der Zukunft weiterhin gute Nahrungsquellen aufspüren.


Fragmentarische Erinnerungen, Grenzen und Separierung 

Wenn wir Erlebnisse in unserem Gedächtnis abspeichern, teilen wir diese ähnlich wie bei einer Sitcom in verschiedene Episoden ein. So entstehen verarbeitbare Häppchen, mit denen wir unsere Erinnerungen besser strukturieren und wiederfinden können. - Da ich in Bildern denke, ist es oft so wie als wenn ich meine Werkstatt aufräume - Gegenstände in Regale, Regalplätze und Kisten packen, um sie langfristig aufzubewahren, um sie wiederzufinden - Wenn wir eine Information abrufen wollen, suchen wir diese 'Plätze' auf, können diese von außen betrachten oder aber auch die 'plätze' oder Kisten öffnen, in denen sich diese Erinnerungen befindet.
Manche meiner Erinnerungen sind auch wie Puzzles, Puzzlestücke - die für sich schon oft schön sind, aber erst verbunden miteinander eine Geschichte - meine Geschichte erzählen. Eine Geschichte die für mich eine andere ist als für Andere.

So landet zum Beispiel das letzte Gespräch mit meiner Frau, ernsthafte, lustige oder auch erschreckende und lehrreiche Erinnerungen, wie das beinahe Ertrinken im Pazifik, die Nacht mit Erfrierungen, in der einen Schachtel und der Song ('Waves' von Mr Probz), den ich direkt im Anschluss nach dem 'Beinah Ertrinken' zufälligerweise im Radio gehört habe in einer zweiten Kiste- aber zwei Kisten die eng beieinander stehen.
Ein Faktor, der die Aufteilung in verschiedene Fragmente beeinflusst, ist die Verknüpfung die wir herstellen aber auch der äußere Kontext, also zum Beispiel das buchstäbliche Aufeinanderfolgen von Wasser, Strand und Parkplatz mit dem Mietwagen. Solche räumlichen Wechsel helfen uns dabei, „Trennlinien“ zwischen Erinnerungen zu setzen - aber sie auch zusammenzuhalten.


Studien von Psychologen die ich in Nature.com gefunden / gelesen habe

Was für mich schon immer im Bewusstsein war haben nun auch Studien von Psychologen (Siehe = Dynamic emotional states shape the episodic structure of memory / nature.com ) ergeben, dass auch der innere Kontext, also die Emotionen, die wir während eines Ereignisses empfinden, diese Grenzen zwischen einzelnen Erinnerungsfragmenten beeinflussen können. Ich finde dies als Designer und als Mensch spannend und aufschlussreich.

Emotionale Übergänge erzeugen mentale Trennlinien, Grenzen und Separierung

Laut den Studien sind die Ergebnissen die dass insbesondere die Wechsel zwischen verschiedenen emotionalen Zuständen eine bedeutende Auswirkung auf die Bildung von Erinnerungen haben. Bei einem Wandel und Übergang der Emotionen bildeten die Versuchsteilnehmer in ihrem Gedächtnis eine mentale Grenzlinie, die unterschiedliche Segmente deren Erinnerung voneinander trennten. Sie konnten beispielsweise all die Bilder, die sie bei trauriger Musik gesehen hatten, zu einer einzigen Episode zusammenfassen. Wenn die Musik jedoch fröhlicher wurde, startete in ihrem Gehirn ein neues Erinnerungssegment.
Die Fähigkeit der Teilnehmer, sich an die Reihenfolge der Bilder zu erinnern, hing jedoch auch von der Art des emotionalen Übergangs ab. Die Teilnehmer konnten sich tatsächlich besser und kohärenter erinnern, wenn ihre Gefühle von neutral zu positiv wechselten. Ein Wechsel von neutralen zu negativen Gefühlen hingegen wirkte sich negativ auf die Erinnerungsfähigkeit aus und führte dazu, dass die Teilnehmer einen größeren mentalen Abstand zwischen den verschiedenen Bildern schufen.


Musik gegen das Trauma

Einfach ausgedrückt, können sowohl gute als auch schlechte Gefühle dazu führen, dass Erlebnisse in unserem Gedächtnis haften bleiben, doch sie werden unterschiedlich gespeichert. Diese Unterschiede werden besonders deutlich bei der Bewältigung von psychischen Problemen wie der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). In solchen Fällen wurden belastende Erinnerungen nicht ordentlich geordnet und gespeichert, was es schwierig macht zu kontrollieren, wann sie wieder in unseren Geist zurückkehren.

Die Studie erklärt, dass genau das der Grund ist, warum alltägliche Ereignisse, wie Feuerwerke, intensive schmerzhafte Erinnerungen an vergangene traumatische Ereignisse auslösen können, wie zum Beispiel das Überleben eines Bombenangriffs oder einer Schießerei. Die Studie deutet jedoch an, dass dies möglicherweise geändert werden könnte - es ist möglich, dass die Verwendung von positiven Gefühlen, vielleicht durch Musik, Menschen mit PTBS dabei helfen könnte, diese schmerzhaften Erinnerungen in eine andere 'mentale Box', Kiste oder Regalplatz zu verschieben, sie besser zu organisieren und zu verhindern, dass diese schlechten Gefühle in ihr tägliches Leben eindringen.





Comments

  1. Kommentare sind immer willkommen, auch wenn ich keine publiziere. Lesen tue ich diese immer und gehe nach Möglichkeit darauf ein, Danke für Ihr Verständnis.

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