Posts

Filmkritik & Gesellschaftskritik: Momo (2025)

Image
Meine Filmkritik & Gesellschaftskritik zur neuen Verfilmung von  Momo Wenn Zeit zur Ware wird – und Menschlichkeit zur Unwirtschaftlichkeit Die neue Verfilmung von Momo bringt Michael Endes zeitlose Geschichte mit eindrucksvoller Bildsprache und spürbarem Engagement in die Gegenwart. Ein Buch, das mir immer schon viel bedeutete – und noch immer viel bedeutet. Im Gegensatz zur Verfilmung von 1986 ist das Setting modernisiert, die Symbole sind neu kontextualisiert – und die zentrale Botschaft, so finde ich, tritt heute sogar noch klarer hervor: Es geht um Zeit. Um Menschlichkeit. Und um den stillen Widerstand gegen ein System, das beides entwertet. Momo lebt, wie bei Ende, am Rand der Gesellschaft – hier in den Ruinen eines alten Amphitheaters, das wie ein Denkmal vergangener Lebendigkeit wirkt. Um sie herum: eine Welt, die sich um Effizienz dreht. Ein Konzern verspricht durch technische Armbänder „mehr Zeit“ – eine scheinbare Innovation, die sich schnell als Falle entpuppt. Zei...

Gedanken zum Tod von Jane Goodall

Image
Ich trauere um Jane Goodall Mit dem Tod von Jane Goodall verlieren wir nicht nur eine herausragende Wissenschaftlerin, sondern eine der kraftvollsten Stimmen für Mitgefühl, Verbindung und Hoffnung – Qualitäten, die in unserer von Krisen und Erschöpfung geprägten Zeit zu einer stillen 'Medizin' geworden sind. So wie ich Goodalls Lebensweg sehe - war ihr Weg geprägt von einer tiefen  Sorge im ursprünglichen Sinne : Einer aufmerksamen, liebevollen Zuwendung zu allem Lebendigen. Sie hat nicht nur Tiere beobachtet, sondern sie gesehen. Und sie hat uns Menschen dazu eingeladen, dasselbe zu tun – mit Schimpansen, mit der Natur, mit uns selbst und miteinander. In einer Welt, in der psychische Belastungen, soziale Isolation und ökologische Entfremdung zunehmen, war Goodalls Botschaft heilsam: „Was du tust, macht einen Unterschied – und du musst entscheiden, welche Art von Unterschied du machen willst.“ Diese einfache Wahrheit enthält eine tiefe psychologische Dimension. Sie erinnert mic...

Psychisch erkrankte Menschen mit freiverantwortlichem Sterbewunsch - Ein schwieriger Grenzbereich

Image
Dies ist ein weiterer Artikel zu psychisch erkrankte Menschen mit freiverantwortlichem Sterbewunsch -    Es ist und wird immer ein schwieriger Grenzweg und Grenzbereich sein. Ein Aspekt, der besondere Aufmerksamkeit verdient, ist der Umgang mit freiverantwortlichen Sterbewünschen bei psychisch erkrankten Menschen. Hier ist vor allem eines gefragt, was immer unbeschreiblich wichtig ist, aber noch um einiges mehr: Zuhören – und zwar genau, sorgfältig und empathisch. Besonders herausfordernd wird es, wenn Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen – etwa chronischen Depressionen, bipolaren Störungen oder komplexen Traumafolgestörungen – über einen längeren Zeitraum hinweg den Wunsch äußern, ihr Leben selbstbestimmt zu beenden. Nicht aus einem impulsiven Moment oder einer akuten Krise heraus, sondern als stabiler, reflektierter Entschluss, dem oft viele Jahre des Leidens und zahlreiche erfolglose Behandlungsversuche vorausgegangen sind. Hier verschwimmen die Grenzen: Wann ...

Für ein würdevolles, selbstbestimmtes Lebensende – auch in Tschechien

Image
In einer aufgeklärten, mitfühlenden Gesellschaft sind Altenpflege, Krankenpflege, Palliativ- und Hospizbetreuung zentrale Säulen der Menschlichkeit. Sie helfen dabei, Krankheit, Schmerz und das Älterwerden in Würde zu ertragen. Doch so notwendig diese Angebote sind, so wichtig ist auch ein anderer Aspekt: die Freiheit, in schwerem, unheilbarem Leiden selbstbestimmt über das eigene Lebensende zu entscheiden. Diese Entscheidung muss immer freiwillig, wohlüberlegt und medizinisch sowie ethisch begleitet getroffen werden – aber sie darf kein Tabu sein . Denn auch ein früher Abschied kann Ausdruck von Autonomie, Würde und innerem Frieden sein. In vielen Ländern der Welt ist dies bereits Realität: In Deutschland, der Schweiz, Österreich, den Niederlanden, Belgien, Spanien, Kanada und Teilen der USA ... rechtliche Rahmenbedingungen für Sterbehilfe und Hilfe beim Freitod  sind in Arbeit in Großbritannien, Frankreich ... –  Notwendig sind hohen Schutzstandards, gute Suizidprävention,...

Leben retten ist einfach – wenn man weiß, wie! Woche der Wiederbelebung 2025

Image
Als engagiertes Mitglied sowohl im Deutschen Roten Kreuz (DRK) als auch im Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) weiß ich aus eigener Erfahrung, wie entscheidend schnelles Handeln im Notfall ist. Als Erste am Ort des Geschehens sind meist Menschen wie Du - Laien, Passantinnen, Kollegen, Familienmitglieder. Genau deshalb ist es so wichtig, dass möglichst viele Menschen wissen, was im Ernstfall zu tun ist. Die „Woche der Wiederbelebung“, die deutschlandweit vom 22. bis 28. September 2025 stattfindet, ist eine großartige Gelegenheit, das Thema Erste Hilfe wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Mein persönliches Anliegen ist es, gerade euch – die bisher vielleicht gezögert haben oder unsicher sind – dazu zu motivieren, euer Wissen aufzufrischen. Es ist keine Schande, nicht mehr genau zu wissen, wie eine Herzdruckmassage funktioniert oder wann man den Notruf wählt. Aber es wäre schade, dieses Wissen nicht aufzufrischen – denn im Notfall kann es den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Das Wic...

Was ein DNR-Tattoo wirklich bedeutet – und was nicht

Image
Vor rund zwei Jahren habe ich mich erstmals mit dem Thema „DNR – Do Not Resuscitate“ beschäftigt und darüber geschrieben , wie wichtig es ist, seinen letzten Willen klar zu kommunizieren. Inzwischen hat sich an der rechtlichen Lage nichts geändert – aber es gibt neue Beispiele, neue Diskussionen und leider auch immer noch viele Missverständnisse. Ein aktueller Fall aus Bayern hat das Thema erneut in die Öffentlichkeit gerückt: Eine Frau ließ sich ein „DNR“-Tattoo auf die Brust tätowieren, um im Notfall nicht wiederbelebt zu werden. Doch was wie ein klares Statement aussieht, wirft rechtlich und medizinisch viele Fragen auf. 1. Kritisch - Ein Tattoo ist rechtlich keine gültige Patientenverfügung Ein „DNR“-Tattoo, oder ein Armband,Halskette etc.  mag eindrucksvoll sein – aber es hat keine juristische Bindung . Es ersetzt keine schriftliche Patientenverfügung. Für Rettungskräfte und Notärzte ist es kein ausreichender Hinweis, um auf lebensrettende Maßnahmen zu verzichten. Tattoos k...

Mehr Menschlichkeit im Abschied – Rheinland-Pfalz reformiert das Bestattungsrecht

Image
Wenn ein Mensch stirbt, beginnt für Angehörige ein Weg des Abschieds, der Trost, Halt – und oft auch neue Entscheidungen braucht. Mit dem neuen Bestattungsgesetz geht Rheinland-Pfalz einen mutigen Schritt in Richtung individueller Trauerkultur. Erstmals öffnet ein deutsches Bundesland in diesem Ausmaß den Raum für neue Formen des Gedenkens – und stellt dabei den Willen der Verstorbenen konsequent in den Mittelpunkt. Ein Gesetz, das Nähe zulässt Der klassische Friedhof verliert seit Jahren an Bedeutung. Immer mehr Menschen wünschen sich eine andere Form des Abschieds – stiller, persönlicher, naturverbundener. Das neue Bestattungsgesetz trägt diesem Wandel Rechnung: Künftig darf Totenasche – unter Auflagen – im Rhein, der Mosel oder der Lahn beigesetzt werden. Auch die Aufbewahrung der Urne zu Hause wird erlaubt, ebenso das Verstreuen der Asche im eigenen Garten. Voraussetzung: Der verstorbene Mensch hat dies zu Lebzeiten schriftlich festgelegt. Rheinland-Pfalz geht mit diesen Regel...