Tag der Hinterbliebenen nach Suizid - 22.November
Der „International Survivors of Suicide Loss Day“ wird im Deutschen meist übersetzt als „Internationaler Tag der Überlebenden des Suizidverlustes“ oder auch „Tag der Hinterbliebenen nach Suizid“ bzw. „Tag der Überlebenden nach Suizidverlust“.
Es ist ein Tag für diejenigen, die durch den Suizid eines geliebten Menschen tiefe Verluste erlitten haben, die oft mit ihrem Schmerz allein gelassen werden – und die dennoch Wege finden, weiterzuleben, weiterzulieben und zu erinnern.
Der „Survivors Day“ ist kein Aktionstag im klassischen Sinn. Er ist kein Tag der Aufklärung, keine Mahnung, keine Kampagne – sondern es soll ein Tag sein der jedem einen geschützten Raum für Trauer, Geschichten, Rituale und Verbindung bietet. Es ist ein Tag für die Fragen, die keine einfachen Antworten haben. Für das Schweigen, das manchmal mehr sagt als Worte. Für das Gefühl, verstanden zu werden – ohne Erklärung.
Zwischen Akzeptanz und Prävention – eine Gratwanderung
Mein Blog, der sich sowohl für Suizidprävention als auch für die Akzeptanz von Freitod und selbstbestimmtem, wohlerwogenem Sterben einsetzt, nehme ich diesen Tag mit besonderer Achtsamkeit wahr.
Ich glaube zutiefst…
Leben ist kostbar.
Leiden darf gehört und begleitet werden.
Jeder Mensch verdient Hilfe, bevor er die Hoffnung aufgibt.
Und dennoch – nicht jede Entscheidung ist pathologisch, nicht jedes Ringen ein Symptom.
Es gibt Situationen, in denen ein Mensch nach langem, ehrlichem Ringen zu dem Schluss kommt, dass das eigene Leben – geprägt von unheilbarem Leid – nicht mehr lebbar ist. Es gibt Menschen, die sich ihren Tod nicht aus einer psychischen Erkrankung heraus, sondern aus einem existenziellen Grenzerleben heraus wünschen. Dies anzuerkennen bedeutet nicht, das Beenden des eigenen Lebens zu romantisieren – sondern selbstbestimmte Sterbeprozesse ernst zu nehmen, auch im ethischen Diskurs.
Gleichzeitig wissen wir:
Viel zu viele Suizide geschehen in Momenten tiefer Verzweiflung, Einsamkeit oder unbehandelter psychischer Erkrankung.
Jeder dieser Menschen benötigt/ benötigte offenen Gesprächen, niedrigschwelliger Hilfe, Mitgefühl, und ohne gesellschaftliches Tabu.
Beides ist wahr. Und genau das macht das Thema so schwierig – und so menschlich.
Warum dieser Tag wichtig ist
Der Survivors Day gibt all jenen einen Ort, die oft vergessen werden:
- Die, die zurückbleiben.
- Die, die sich fragen: „Warum?“
- Die, die Schuld, Wut, Trauer und Liebe gleichzeitig empfinden.
- Die, deren Alltag weitergeht – mit einem Riss, den niemand sieht.
Ob du an einer Gedenkveranstaltung teilnimmst, eine Kerze anzündest oder einfach still bei einem Foto verweilst – vielleicht ist dieser 22. November ein Tag, an dem du dich nicht allein fühlst. Vielleicht findest du neue Worte, oder einfach Stille, die trägt.
Du bist betroffen?
Hier ein paar Anlaufstellen – je nachdem, was du brauchst: Wer engagiert sich in Deutschland in diesem Bereich?
Es gibt mehrere Organisationen und Initiativen, die sich um Hinterbliebene nach Suizid kümmern, Beratung anbieten und Öffentlichkeitsarbeit leisten:
AGUS – Angehörige um Suizid e.V.
Bundesweiter Selbsthilfeverein für Menschen, die einen nahestehenden Menschen durch Suizid verloren haben. Über 80 Selbsthilfegruppen. https://www.agus-selbsthilfe.de/BeSu Berlin (Beratung für suizidbetroffene An- und Zugehörige)
Ein Projekt der Telefonseelsorge Berlin. Bietet Einzel- und Gruppenberatung, auch telefonisch oder per Zoom. BeSu BerlinDeutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS)
Die DGS ist die Dachgesellschaft für alle Einrichtungen und Personen, die sich in Forschung, Lehre oder Praxis mit Suizidprävention als Hilfe in Lebenskrisen befassen. https://www.suizidprophylaxe.de/U25 Deutschland
Die Beratung von [U25] ist auf elf Standorte deutschlandweit aufgeteilt. Grund dafür ist, dass die Finanzierung des Projektes auf elf verschiedene Träger aufgeteilt werden konnte. Zusätzlich wäre es vermutlich schwer gewesen, eine dreistellige Zahl an Peerberater*innen in nur einer einzigen Stadt zu gewinnen. Positiv ist auch, dass wir somit in vielen Teilen Deutschlands mit unserer Botschaft präsent sein können: Suizide sind in sehr vielen Fällen verhinderbar.
Du musst aber nicht in einer der hier genannten Städte leben, um bei [U25] beraten zu werden!
https://www.u25-deutschland.de/AKL Arbeitskreis Leben - in Baden-Württemberg
AKL sind engagierte Fachkräfte und Ehrenamtliche, die AKLs leisten Unterstützung für Menschen, die nicht wissen, wie es in ihrem Leben weitergehen kann. Sie wollen dazu ermutigen, helfen, da sein ... , ohne vorgegebenes Ziel.
https://www.ak-leben.de/
und speziel möchte ich auf den in Freiburg hinweisen:
https://akl-freiburg.de/
Angeboten zur Trauerbegleitung für Hinterbliebene nach Suizid. https://www.akl-krisenberatung.de/Telefonseelsorge (24/7 anonym): 0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222
Kontakt zu Trauerbegleitung
Bietet fachliche Unterstützung, Materialien, Fortbildungen, gerade auch für schwere und krisenhafte Trauerfälle wie nach Suizid.Kontakt zu Selbsthilfegruppen
In sehr vielen Städten in größeren sowieso gibt es selbsthilfegruppen
Zum Schluss
Ob wir erinnern, fragen, wütend sind oder vergeben – jede Form des Trauerns ist erlaubt.
Der Survivors Day lädt uns ein, hinzusehen, mitzufühlen, und nicht zu werten.
Denn am Ende sind wir alle auf der Suche nach einem Weg, mit dem Leben nach dem Verlust weiterzugehen.
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