Wir müssen einander mit Menschenwürde und Respekt begegnen

Es gibt viele Kräfte, die uns in der Welt unterscheiden: Politik, Religion, Überzeugungen, um nur einige zu nennen. Was uns eint, ist der Wunsch, in Würde zu leben.

Aber nicht alle politischen und religiösen Überzeugungen geben allen die identischen, gleichen oder ähnlichen Möglichkeiten oder erlauben diese - so viele Menschen auf unserem Planeten kämpfen dafür, dass sie sich selbst und ihren Lieben ein würdiges Leben haben und führen können und in letzter Konsequenz auch selbstbestimmt zu einem würdigen Ende führen können..

Würde ist eines der wichtigsten Dinge für den menschlichen Geist. So zumindest meine feste Überzeugung auch wenn einige religiösen und politischen Ansichten dies anders sehen.

Jeder Mensch hat das Recht, ein würdiges Leben zu führen und sein Potenzial auszuschöpfen und sein persönliches Lebensfreude und Glück finden. Jung, alt, reich, arm – überall auf der Welt haben wir alle das Recht, mit Würde behandelt zu werden. Wir behandeln andere jedes Mal mit Würde, wenn wir helfen, uns für einen Freund einzusetzen oder die Qualitäten und Talente anerkennen, die jeden von uns zu etwas Besonderem machen.


Jeder Mensch hat das Recht, in Würde zu altern. Dieses Recht ist im Herzen und in der Seele jedes Menschen verankert, ungeachtet seiner Gesundheit, seines Vermögens, seiner Rasse oder seines Glaubens.

Es gibt viele Dinge im Leben, die nicht in unseren Händen liegen. Diejenigen, die unheilbare Krankheiten haben oder unter bestimmten Bedingungen körperlicher oder seelischer Leiden ertragen, sollten die Freiheit haben, ob diese Art des Daseins oder Leidens für sie selber annehmbar ist oder ob dies zu einem Zeitpunkt enden soll und damit den Zeitpunkt und die Art ihres Todes zu wählen.
Bei der assistierten Sterbehilfe geht es nicht darum, Leben zu beenden, sondern darum, in den härtesten und dunkelsten Momenten des Lebens Entscheidungen treffen zu können und zu dürfen und um Hilfe zu bitten und zu bekommen.

Beihilfe zum Freitod, zum Sterben kann ein Balanceakt sein, weil ein solches Gesetz Druck auf schutzbedürftige Menschen ausüben könnte, ihr Leben zu beenden, um eine Belastung für Familienmitglieder, Betreuer oder einen Staat mit eingeschränkten Ressourcen zu vermeiden. Das lässt sich nicht leugnen - Aber wie von einigen politischen und religiösen Vertretern dargestellt dass genau dies eher die Regel ist, und zu Behaupten dass das Anbieten der Option einer Sterbehilfe bereits eine Förderung dessen ist - ist sehr anmaßend wenn nicht sogar noch mehr als dies. Gerade deshalb braucht es Aufklärung über die Möglichkeiten und eine wohlüberlegte Entscheidung des Sterbewilligen. Das „Recht zu sterben“ soll und darf nie zu einer „Pflicht zu sterben“ werden.

Meiner Meinung nach, sollten Menschen die unter Bedingungen, die diese Menschen nicht mehr leben wollen, neben den Alternativen des Weiterexistieren, auch die Option haben einen anderen Weg zu gehen auch wenn der Weg ein klares aber gewünschtes Ende hat. Ich verwende und zitiere hier wieder die Worte meiner Frau, die ihre Gefühle über ihr Leben als „elend, erniedrigend, würdelos und unerträglich“ beschrieb – und Menschen, die ihr Leben so beschreiben und sagen dass sie so fühlen, müssen das Recht haben, ihr Leiden beenden zu dürfen.


Aus meiner Sicht und meinem Verständnis - Menschen mit Würde zu behandeln bildet eine Wechselwirkung mit der Art und Weise, wie wir selbst behandelt werden möchten.

Ich habe oben schon von körperlichen und seelischem Leiden gesprochen - und mir ist wichtig, dass Menschen mit Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und zum Beispiel Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) die ohnehin schon in unseren Gesellschaften vermieden, stigmatisiert und missverstanden nicht auch in diesem Recht benachteiligt werden, weil man ihnen generell dieses Recht und die Würde nimmt.

Psychisch Kranke müssen körperlich Kranken gleichgestellt werden. Es ist erwiesen und nachgewiesen das psychisch Kranke wie körperlich Kranke schreckliche und echte Schmerzen erleiden müssen - und psychische Schmerzen lassen sich nicht einfach so 'wegspritzen' wie es Politiker, nach eigener Aussage offenbar besser wissen wollen als Mediziner und Therapeuten.

Einige Menschen möchten vielleicht leben, bis sie tatsächlich von einem natürlichen Tod überwältigt werden; andere, die den möglichen Verlauf ihrer Krankheit kennen, entscheiden sich möglicherweise dafür, ihr Leben als abgeschlossen zu betrachten, oder wie meine Frau es nannte als "abgelebt", bevor sie am Abgrund der „Existenz“ ankommen, wo Leiden, selbst wenn es kontrolliert wird, niemals enden wird und entweder nur ein natürlicher, oft schmerzhafter oder leidensvoller Tod auf sie wartet - oder ein Arzt doch noch Gande walten lässt, wenn es eine Dritte Person für würdig erachtet.

Die Wahlfreiheit ist die entscheidende Grundlage aller grundlegenden Menschenrechte, die alle freien Menschen vor politischem, rechtlichem, sozialem oder medizinischem Missbrauch schützen.

Wir sind von Geburt an mit einem freien Willen ausgestattet und sollten daher unbedingt das Recht auf Selbstbestimmung im Leben und am Lebensende besitzen. 

 

Das wichtigste Recht, das wir haben, ist das auf unser eigenes Leben – Freude und Glück, aber auch Leid und Tod.

Den unwürdigen Tod von Menschen mitzuerleben, die ihr Ende nicht akzeptieren wollen  und nicht mit ihren Familien oder ihren Ärzten darüber sprechen konnten, veranlasste mich, mein Bestes zu geben und für ein Leben in Würde und für ein würdiges Sterben einzustehen.


Ich denke und glaube fest daran, dass jeder Mensch das Recht und die Freiheit haben sollte, frei zu entscheiden und seine eigene Definition des Lebens zu haben – sei es, Leiden zu ertragen oder in Würde zu sterben.

Ich träume von einer Zukunft, in der die Menschen das Gefühl haben, ihr Leben bis zum letzten Moment unter Kontrolle zu haben, in der ihr Wille nicht ignoriert wird und in der alle Garantien für ein freieres Leben und Sterben haben.

Ich bin der festen Überzeugung, dass Menschen die Wahl über ihren Körper und ihr Leben haben sollten und dass die Art und Weise, wie ein Mensch seine letzten Stunden verbringt, nicht politischen Ideologie, religiösen Weltanschauung oder einer Moralansicht eines Arztes überlassen werden sollten oder einer Abhängigkeit unterliegen sollten. Jedem Menschen sollte es erlaubt sein, das eigene Sterben in Würde selbst zu bestimmen; ihre Autonomie sollte respektiert werden.


Comments

  1. Kommentare sind sehr willkommen - und werden von mir in jedem Fall gelesen - aber nicht publiziert.

    ReplyDelete

Post a Comment

Popular posts from this blog

Sterbehilfe - Organisation, Hilfe finden, Kosten

Hilfe finden ...

Podcast-Tipp: Ärztlich assistierter Sterbehilfe – Erfahrungsbericht

Sterbehilfe - Was ist erlaubt? - Wo ist es erlaubt?

Dr. Johann Spittler erneut wegen Totschlags vor Gericht - Jan 2025