Mein persönlicher Blick auf den Dokumentarfilm „Der Tod ist ein Arschloch“
Als jemand, der der eher unbewusst, nicht durch eine 'Philosophie', eher durch das Leben zum Stoiker wurde, sehe ich den Tod nicht als Arschloch.
Der Tod ist kein Arschloch.
Aber das Sterben manchmal schon.
Der Tod selbst – dieser letzte Übergang, das mögliche Nicht-mehr-Sein oder vielleicht ein neues Sein – ist für mich eher ein Mysterium. Vielleicht sogar ein Abenteuer. Sicher ist nur: Er gehört zum Leben dazu. Unausweichlich. Und vielleicht gerade deshalb nicht zu fürchten, sondern zu verstehen, anzunehmen.
Was ich allerdings sehr wohl als Arschloch empfinde, ist das Sterben – wenn es entwürdigt, isoliert oder ignoriert wird. Wenn Menschen in einem Zustand verharren müssen, der für sie nicht mehr lebenswert ist, weil ihnen ein selbstbestimmtes Ende verweigert wird. Wenn Angehörige, Pflegende und Sterbende allein gelassen werden – emotional, gesellschaftlich, manchmal auch politisch.
In diesem Spannungsfeld – zwischen Tod als natürlicher Teil des Lebens und Sterben als oft entmenschlichter Prozess – bewegt sich der Dokumentarfilm „Der Tod ist ein Arschloch“ von Regisseur Michael Schwarz. Und obwohl mich der provokante Titel zunächst stutzig gemacht hat, bin ich sehr gespannt auf diesen Film. Denn was ich darüber gelesen und gesehen habe, berührt einen Nerv – auch meinen.
Zwischen Tod und Leben: Nähe statt Pathos
Der Film begleitet unter anderem Eric Wrede, ehemals Musikmanager, heute Bestatter, Autor, Podcaster – und ein Mann, der dem Tod mit Offenheit, Humor und sehr viel Menschlichkeit begegnet. Gemeinsam mit seinem Team von „Lebensnah Bestattungen“ zeigt er, dass der Umgang mit dem Tod nicht steril, kalt oder peinlich berührt sein muss. Sondern liebevoll. Klar. Ehrlich. Und ja, manchmal auch komisch.
Ein besonderer Erzählstrang des Films folgt der unheilbar krebskranken Gabi Kohn, die zusammen mit ihrem Freund und Trauerredner Marco Ammer ihre eigene Beerdigung plant. Was sich dramatisch anhört, wirkt im Film nicht wie ein letzter Akt der Verzweiflung – sondern wie ein selbstbestimmter Schritt. Ein bewusster Abschied. Voller Leben, nicht Leere.
Diese Perspektive ist für mich nicht nur berührend, sondern auch hochpolitisch. Denn sie zeigt, wie sehr Menschen danach dürsten, ihre letzten Wege nicht fremdbestimmt zu gehen, sondern mit Würde. Selbst. In Beziehung. Nicht ausgeliefert, sondern begleitet.
Ein Film, der den Tod nicht erklärt – sondern fühlbar macht
Auch ich habe den Film noch nicht gesehen aber was ich erfahren konnte wird „Der Tod ist ein Arschloch“ nicht belehrend sein. Kein Pathos, keine Musik, keine dramatischen Schnitte – stattdessen Zurückhaltung. Nähe. Raum. Die Kamera beobachtet, statt zu inszenieren. Ich bin gespannt auf: Einen echten, achtsamer Blick auf das, was wir sonst gern ausblenden. Ich bin gespannt was ich bei meinen Begleitungen von Menschen reflektieren, wiedererkennen und neu erkennen kann.
Wichtig wäre mir, dass der Tod sichtbar wird. Nicht als Schreckgespenst, sondern als Teil des Alltags. Warum verdrängen wir das Unvermeidliche so konsequent?
Was macht das mit unserer psychischen Gesundheit?
Und wie könnten wir anders sterben – wenn wir anders zu leben wagen?
Fazit: Ein Film, den ich nicht nur sehen, sondern auch fühlen will
Ich freue mich auf diesen Film, weil ich glaube, dass er ein wichtiges Stück kultureller und seelischer Aufklärung leistet. Weil er zeigt, wie ein liebevoller, respektvoller Umgang mit dem Tod aussehen kann – und wie viel Heilung darin liegt, wenn wir ihn nicht mehr verstecken.
Und vielleicht ist das, was der Film letztlich vorschlägt, auch stoisch gedacht: den Tod nicht zu fürchten, sondern anzunehmen. Ihn ins Leben zu holen, statt ihn zu tabuisieren. Ihn zu betrachten – nicht als Feind, sondern als Weggefährten.
Denn wenn wir uns dem Tod zuwenden, wenden wir uns dem Leben zu. Und das ist – trotz allem – immer noch der größte Akt der Selbstfürsorge.
Der Tod ist ein Arschloch
Dokumentarfilm von Michael Schwarz
Ab 27. November im Kino
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