Filmrezension: "Million Dollar Baby" - Plädoyer für Liebe, Freundschaft, Moral, Würde und Selbstbestimmung

"Million Dollar Baby" erzählt die bewegende Geschichte einer ungewöhnlichen Beziehung zwischen einem verschlossenen Boxtrainer und einer jungen Frau, die sich durch den Boxsport eine bessere Zukunft erhofft. Der Film, inszeniert von Clint Eastwood, ist ein Meisterwerk, das weit über die Grenzen des Sportfilms hinausgeht und tief in die Abgründe menschlicher Existenz eintaucht.

Die junge Maggie Fitzgerald (Hilary Swank) träumt davon, durch das Boxen ihrer ärmlichen Herkunft zu entkommen und sich ein besseres Leben aufzubauen. Nach anfänglichem Zögern übernimmt der erfahrene und verschlossene Boxtrainer Frankie Dunn (Clint Eastwood) ihre Ausbildung und erkennt schon bald ihr außergewöhnliches Talent. Was zunächst wie ein herkömmlicher Sportfilm beginnt, entwickelt sich schnell zu einem tiefgründigen Drama, das die Stereotypen des Genres hinterfragt und reizvoll variiert.

Im letzten Drittel des Films nimmt die Handlung eine tragische und unerwartete Wendung. Maggie erleidet bei einem Kampf schwere Verletzungen, die sie nicht nur ihrer sportlichen Karriere, sondern auch ihrer Lebensqualität berauben. Sie verliert nicht nur die Fähigkeit zu gehen, sondern auch einen Großteil der Funktionsfähigkeit ihres Gehirns. Diese Wendung unterläuft die anfängliche Trivialität des Stoffes und erhebt den Film zu einem ernsten Drama über Leben und Tod.

Die Inszenierung von Clint Eastwood ist für mich, ein ohnehin Clint Eastwood Fan, ein Meisterhaft. Die Fotografie ist brillant und die Darsteller, allen voran Hilary Swank und Clint Eastwood selbst, tragen den Film mit beiläufigem Understatement. Ihre Charaktere wirken authentisch und tiefgründig, was den emotionalen Gehalt des Films noch verstärkt.

Ein zentrales Thema des Films ist die Frage nach der Selbstbestimmung und der Würde des Menschen am Ende seines Lebens.
Maggie Fitzgerald sieht sich nach ihrem Unfall einer qualvollen Existenz gegenüber, die sie nicht mehr als lebenswert empfindet. Frankie Dunn, der zunächst skeptisch gegenüber der Idee der Sterbehilfe ist, muss sich schließlich der Frage stellen, wie weit er gehen würde, um Maggie ihren letzten Wunsch zu erfüllen.

Die Entscheidung, die Frankie letztlich trifft, ist ein Akt tiefster Menschlichkeit und Zuneigung. Er entscheidet sich, Maggie von ihrem Leid zu erlösen, indem er ihr die tödliche Spritze setzt. Diese Handlung ist nicht leichtfertig oder romantisiert dargestellt, sondern zeigt die schmerzhafte Konsequenz eines tiefen inneren Konflikts.
Es ist ein Akt der Liebe und des Respekts gegenüber Maggies Wunsch nach Selbstbestimmung und Würde.

"Million Dollar Baby" ist kein Plädoyer für die aktive Sterbehilfe, sondern eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den moralischen und ethischen Fragen, die sich aus solchen Entscheidungen ergeben. Der Film zeigt, dass es keine einfachen Antworten gibt und dass jede Entscheidung, die das Leben und den Tod betrifft, mit großer Sorgfalt und Achtung getroffen werden muss.

Insgesamt ist "Million Dollar Baby" ein bewegendes und tief berührendes Werk, das die Komplexität menschlicher Existenz und die Wichtigkeit empathischer Entscheidungsfindung auf eindrucksvolle Weise darstellt. Es ist ein Film, der zum Nachdenken anregt und die Zuschauer dazu einlädt, sich mit den schwierigen Fragen des Lebens und des Todes auseinanderzusetzen.

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