Gedanken zum Internationalen Tag der indigenen Völker am 9. August
Mentale Gesundheit und indigene Identität – Warum der 9. August uns alle angeht
Der 9. August ist der Internationale Tag der indigenen Völker – ein Anlass, um indigene Kulturen in Zentrum unserer Aufmerksamkeit zu rücken / zu nehmen. Aber auch ein Tag, um genau hinzuschauen: auf eine Geschichte von Ausgrenzung, Verlust – und auf die seelischen Folgen, die bis heute da sind, spürbar sind.
Die mentale Gesundheit indigener Menschen ist oft geprägt von historischen Traumata. Über Generationen hinweg wurden Gemeinschaften kolonisiert, entrechtet und ihrer Kultur beraubt. Viele dieser Verletzungen sind nicht nur Vergangenheit – sie wirken bis heute nach: in Form von Depressionen, Angst, Sucht oder Suizidalität. Die psychischen Belastungen sind global – von den Sámi im Norden Europas über die Adivasi in Indien bis zu den First Nations in Kanada.
Und doch bleibt psychische Gesundheit in diesen Kontexten oft unsichtbar. In vielen Regionen fehlt es an kulturell passenden Angeboten, an Verständnis, an Zugang. Häufig stoßen Betroffene auf sprachliche, geografische oder strukturelle Hürden. Das verstärkt nicht nur das Leiden, sondern auch das Gefühl, allein gelassen zu werden.
Dabei tragen viele indigene Kulturen seit Jahrhunderten wertvolles Wissen über den Umgang mit seelischem Schmerz in sich: Rituale, Gespräche mit Ältesten, Naturmedizin, gemeinschaftliche Unterstützung. Wo traditionelle Praktiken ernst genommen und mit moderner Therapie verbunden werden, entstehen Wege der Stabilisierung, Identitätsstärkung und emotionalen Sicherheit – gerade auch für junge Menschen, die oft zwischen Tradition und Moderne aufwachsen und mit tiefen Identitätskonflikten ringen.
Gleichzeitig erleben wir weltweit eine politische Entwicklung, die beunruhigt. Rechtspopulistische Strömungen nehmen zu – auch und gerade in Demokratien. Diese Tendenzen bedrohen nicht nur Rechte, sondern auch das psychische Wohlbefinden vieler Menschen, insbesondere marginalisierter Gruppen. Angst, Rückzug und Unsicherheit sind direkte Folgen von Ausgrenzung und Abwertung.
Mentale Gesundheit ist kein Luxus. Sie ist ein Menschenrecht.
Der 9. August erinnert uns daran, dass seelisches Wohlbefinden immer auch mit Anerkennung, Sicherheit und Zugehörigkeit verbunden ist – und dass kulturelle Identität und psychische Stabilität untrennbar miteinander verwoben sind.
Wer sich für mentale Gesundheit engagiert, sollte auch auf indigene Stimmen hören.
Auf ihre Erfahrungen, ihre Perspektiven – und ihre Wege, mit seelischen Belastungen umzugehen.
Denn echte Veränderung beginnt da, wo wir wirklich zuhören.
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