Für ein würdevolles, selbstbestimmtes Lebensende – auch in Tschechien

In einer aufgeklärten, mitfühlenden Gesellschaft sind Altenpflege, Krankenpflege, Palliativ- und Hospizbetreuung zentrale Säulen der Menschlichkeit. Sie helfen dabei, Krankheit, Schmerz und das Älterwerden in Würde zu ertragen. Doch so notwendig diese Angebote sind, so wichtig ist auch ein anderer Aspekt: die Freiheit, in schwerem, unheilbarem Leiden selbstbestimmt über das eigene Lebensende zu entscheiden.

Diese Entscheidung muss immer freiwillig, wohlüberlegt und medizinisch sowie ethisch begleitet getroffen werden – aber sie darf kein Tabu sein. Denn auch ein früher Abschied kann Ausdruck von Autonomie, Würde und innerem Frieden sein.

In vielen Ländern der Welt ist dies bereits Realität: In Deutschland, der Schweiz, Österreich, den Niederlanden, Belgien, Spanien, Kanada und Teilen der USA ... rechtliche Rahmenbedingungen für Sterbehilfe und Hilfe beim Freitod sind in Arbeit in Großbritannien, Frankreich ... –  Notwendig sind hohen Schutzstandards, gute Suizidprävention, in Ergänzung dann eine gute, menschliche, ärztlicher Freitodbegleitung und dafür eine ethischer Prüfung.

Und auch Tschechien beginnt, sich zu bewegen.

  • Mehr als 80 % der tschechischen Bevölkerung sprechen sich in Umfragen für die Möglichkeit einer legalen Sterbehilfe bzw. Hilfe beim Freitod aus.

  • Im Senat wurde kürzlich ein neuer Gesetzesentwurf vorgelegt, der unter klar definierten Bedingungen unheilbar kranken, volljährigen und einwilligungsfähigen Personen die Möglichkeit geben soll, ihr Leben in Würde zu beenden.

  • Präsident Petr Pavel hat öffentlich erklärt, dass Menschen dieses Recht haben sollten.

  • Die liberale STAN-Partei ist die erste Regierungspartei, die sich offen für eine kontrollierte Legalisierung ausgesprochen hat. Auch Teile der Piratenpartei und unabhängige Senator*innen unterstützen die Forderung.

Doch noch immer dominieren in Parlament und Regierung konservative und religiöse Stimmen, die eine offene Debatte verhindern. Besonders die Einbindung von Sterbehilfe in ein neues Gesetz zur Palliativpflege wird von Teilen des Gesundheitsministeriums strikt abgelehnt – obwohl gerade hier ein Weg liegen könnte, Medizin, Mitgefühl und Selbstbestimmung zu verbinden.

Es ist Zeit, diese Debatte offen, ehrlich und ohne Angst zu führen.

Ein selbstbestimmtes, würdevolles Sterben ist keine Abwertung von Pflege oder Leben – es ist ihre konsequente Ergänzung.
Wer bis zuletzt für sein Leben Verantwortung trägt, sollte auch das Recht haben, über seinen Tod mitzuentscheiden und, wenn nötig, Hilfe beim Freitod in Anspruch zu nehmen.

Es geht nicht um den Tod, sondern um das Leben – und darum, es bis zum Ende in Freiheit und Würde gestalten zu dürfen.
Selbstbestimmung am Lebensende ist keine Bedrohung für unsere Werte, sondern ihre konsequente Anwendung. Wer das eigene Leben getragen hat, sollte auch das Recht haben, es in Frieden und Freiheit abzuschließen. Eine mitfühlende Gesellschaft achtet die Entscheidung derer, die in schwerem Leid ihre Grenze erreicht haben.
Nicht der Tod steht im Mittelpunkt – sondern das Recht, das eigene Leben bis zuletzt würdevoll und selbstbestimmt zu gestalten.
Tschechien kann jetzt den Weg dafür freimachen – mit Mitgefühl, mit Mut und mit Menschlichkeit.

Quelle:

https://balkaninsight.com/2025/09/22/despite-public-support-czech-politicians-duck-assisted-dying-debate/



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