Menschliche Nähe - Gedanken zum Welthospiztag 2025

Gedanken zum Welthospiztag – am Tag nach dem World Mental Health Day

Gestern stand die seelische Gesundheit im Mittelpunkt. Weltweit wurde am 10. Oktober über psychische Belastungen gesprochen, über unsichtbare Wunden, über die Bedeutung von Zuhören, Empathie und echter Verbindung – mit anderen und mit uns selbst.


Heute, am 11. Oktober, ist Welthospiztag.
Und vielleicht liegt darin kein Zufall, sondern ein stiller Zusammenhang. Denn beide Tage erzählen auf ihre Weise vom Menschsein. Vom Zerbrechlichen. Vom Mut, dazubleiben, wenn es schwer wird.

Während draußen der Alltag rauscht, gibt es Orte, an denen die Zeit stiller wird. Orte, in denen Menschen nicht mehr nach vorne planen, sondern in den Moment eintauchen. Nicht, weil Hoffnung verloren ist – sondern weil das Jetzt noch etwas zu bewahren hat: Nähe. Würde. Letzte Dinge.

In einem Hospiz geht es nicht um Heilung im klassischen Sinn. Es geht um das, was heilt, ohne zu heilen. Um Zuwendung. Um Haltung. Um das tiefe Wissen: Du bist nicht allein.

Ich erinnere mich an eine kleine Geschichte, die mir aus einer Einrichtung erzählt wurde:

Eine Tochter kam jeden Nachmittag zu ihrem schwer kranken Vater.
Nicht mit großen Gesten. Sondern mit einer Thermoskanne Kaffee – und zwei Bechern.
Sie sprach leise über den Garten, den Regen, eine Ente am leeren Teich.
Der zweite Becher blieb unberührt. Aber nicht bedeutungslos.

Eines Tages stellte eine Pflegekraft einen neuen, warmen Becher auf den Tisch.
Sie sagte nur: „Fürs Gefühl.“

Ein einfacher Satz. Und doch ein ganzer Kosmos an Mitgefühl, Präsenz, Würde.

Gerade im Kontext psychischer Gesundheit zeigt sich, wie viel Kraft in solchen Gesten liegt. In einem Raum, in dem niemand etwas erklären muss. In dem Stille erlaubt ist. In dem Schwäche nicht bewertet, sondern begleitet wird.

Das diesjährige Motto des Welthospiztags lautet:
„Hospiz – Heimat für alle.“

Und auch das lässt sich auf seelische Gesundheit übertragen. Denn Heimat ist nicht, wo wir wohnen.
Heimat ist, wo wir nicht stark sein müssen.
Wo wir sein dürfen, wie wir sind – mit allem, was in uns lebendig ist. Mit allem, was vielleicht auch bricht.


Zwischen seelischer Gesundheit und stillem Abschied liegt eine gemeinsame Sprache: Menschlichkeit.

Beide Tage – Mental Health Day und Welthospiztag – zeigen, wie wichtig es ist, Räume zu schaffen, in denen Menschen sich gesehen fühlen. Nicht durch große Worte. Sondern durch echtes Dasein.



Denn:
Menschlichkeit ist keine Add-On. Menschlichkeit ist die Grundlage.

Und:
Würde ist mehr als ein Wort.
Würde ist individuell. 
Würde ist persönlich. 
Würde ist still oder laut.
Für jeden Menschen etwas anderes – und doch für alle gleich bedeutend.
Würde ist nicht messbar. Nicht verhandelbar. Nicht an Bedingungen geknüpft.

Würde ist unantastbar.
Und sie erinnert uns daran, wie tief verbunden mentale Gesundheit, Zuwendung und echter Respekt miteinander sind.



Für weiter Gedanken und Denkanstöße gerne die nachfolgenden Tag nutzen und folgen.

Comments

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