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Showing posts from November, 2025

Q&A - Sterbehilfe, Freitod und Selbstbestimmung: Antworten auf mehr als der 15 meistgestellten Fragen

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Seit 2021  begleite ich in meinem Blog Menschen auf ihrem Weg, sich mit Themen rund um Sterbehilfe, Freitod und Selbstbestimmung auseinanderzusetzen. Im Laufe dieser Zeit haben mich zahlreiche Fragen erreicht, real und digital – da einige davon immer wiederkehrend und für viele von großem Interesse sind, habe ich 2024, mit der Beantwortung der meistgestellten Fragen begonnen - die ich über die 4 Jahre gesammelt habe - und in den Q&As kompakt beantworte oder dies so gut wie möglich versuche. In dieser Übersicht habe ich die Blogbeiträge die auf die Fragen eingehen gesammelt und so gut beantworte wie es mir möglich ist - um kompakt, klar und verständlich wie möglich  Betroffenen und  Angehörigen aber auch Interessierten Orientierung zu bieten. Die Kommentarfunktion auf meinem Blog ist für alle offen. Aufgrund der Sensibilität der Themen veröffentliche ich jedoch keine Kommentare - lesen tue ich ich jeden Kommentar. In der Regel beantworte ich Fragen nur so, dass vi...

Tag der Hinterbliebenen nach Suizid - 22.November

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Am 22. November 2025 begehen wir den  International Survivors of Suicide Loss Day  – einen Tag des Gedenkens, des Teilens und der Verbundenheit. Der „International Survivors of Suicide Loss Day“ wird im Deutschen meist übersetzt als „Internationaler Tag der Überlebenden des Suizidverlustes“ oder auch „Tag der Hinterbliebenen nach Suizid“ bzw. „Tag der Überlebenden nach Suizidverlust“. Es ist ein Tag für diejenigen, die durch den Suizid eines geliebten Menschen tiefe Verluste erlitten haben, die oft mit ihrem Schmerz allein gelassen werden – und die dennoch Wege finden, weiterzuleben, weiterzulieben und zu erinnern. Der „Survivors Day“ ist kein Aktionstag im klassischen Sinn. Er ist  kein Tag der Aufklärung, keine Mahnung, keine Kampagne  – sondern es soll ein Tag sein der jedem einen geschützten Raum für Trauer, Geschichten, Rituale und Verbindung bietet. Es ist ein Tag für die Fragen, die keine einfachen Antworten haben. Für das Schweigen, das manchmal mehr sagt al...

Patch Adams und der Mut zur Menschlichkeit

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„Was ist schlimm am Tod?“ fragt Patch Adams( Robin Williams)  im Film «Patch Adams» von 1998 (Begründer der Clownauftritte auf Kinderstationen) nach dem der Protagonist mit einem Sterbenden über entdramatisierende Alltagsmetaphern über das Sterben ins Gespräch, nach dem der Patient zuvor jede Interaktion verweigert hatte.  „What’s wrong with death, sir? What are we so mortally afraid of? Why can’t we treat death with a certain amount of humanity and dignity and decency — and God forbid, maybe even humor? Death is not the enemy, gentlemen. If we’re going to fight a disease, let’s fight one of the most terrible diseases of all: indifference.“ —  Patch Adams (Robin Williams), 1998 Der Moment, in dem Stille einkehrt Die Szene, in der Patch Adams diese Worte spricht, ist einer der bewegendsten Momente des Films. Ein Mann, der in der Medizin nicht nur Heilkunst, sondern Menschendienst sieht, steht vor einem Gremium aus kühlen, distanzierten Ärzten. Er spricht über etwas, das in...

Gedanken zum gemeinsamen Freitod von Alice und Ellen Kessler

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Wenn Selbstbestimmung bis zum letzten Atemzug reicht Es gibt Themen, die wir als Gesellschaft oft meiden, obwohl sie zutiefst menschlich sind. Seit dem Freitod meiner Frau setze ich mich auf vielen Ebenen damit auseinander – im Austausch mit Organisationen, politischen Entscheidungsträgern und vor allem mit den betroffenen Menschen selbst. Einer dieser zentralen Aspekte ist der Freitod: nicht als impulsive Verzweiflungstat, sondern als bewusste, selbstbestimmte Entscheidung am Ende eines gelebten Lebens. Genau deshalb vertausche ich in meinem Blog im Regelfall nie das Wort Suizid mit Freitod , denn das Wort Suizid es trägt ein völlig anderes Bild und Verständnis in sich – eines von Schmerz, Isolation und innerer Not. Der Begriff Freitod hingegen beschreibt Freiverantwortlichkeit, Würde und Autonomie. Der gemeinsame Freitod der Kessler-Zwillinge - wie publiziert ist das gewählte Todesdatum heute am  17. November gewesen - und diese beiden Frauen haben mit deren freien Entscheidung...

rbb24 - Was beim Sterbefasten und beim assistierten Sterben oft falsch dargestellt wird

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In der rbb-Berichterstattung über Uwe Korous, von heute, der Uwe Korous' Weg im Rahmen eines begleiteten Sterbefastens gewählt hat, wird vieles einfühlsam dargestellt – aber einige rechtliche Aspekte bleiben unvollständig oder falsch dargelegt. Deshalb möchte ich hier ein paar Dinge richtigstellen. Link zur Abendschau Beitrag des rbb24 vom 17.November  (7min) ardmediathek rbb24-abendschau Sterbefasten: Etabliert und medizinisch begleitet Richtig ist: Sterbefasten ist in Deutschland – wie auch in vielen anderen Ländern – ein etablierter, medizinisch begleiteter Weg , wenn Menschen am Ende ihres Lebens eine selbstbestimmte Entscheidung treffen. Ärztliche Betreuung, Aufklärung über Alternativen, Dokumentation und die Prüfung der Urteilsfähigkeit gehören immer dazu - bei Beiden Entscheidungen. Falsch ist: „Der Gesetzgeber müsse nach dem Bundesverfassungsgericht etwas neu regeln“ Oft wird behauptet, das Bundesverfassungsgericht habe den Gesetzgeber verpflichtet, Sterbehilfe neu zu ...

Unsichtbare Krise: Belastungen bei Vätern und was Familien hilft nach der Geburt

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Der November gilt für viele als ein Monat der Schwere – dunkler, stiller und oft emotional fordernder als andere Zeiten im Jahr. Kein Wunder, dass gerade jetzt vermehrt über Depressionen gesprochen wird, über das, was sich leise in den Alltag schiebt und doch so viele betrifft. Die grauen Tage erinnern uns daran, wie wichtig es ist, diesen Blick zu erweitern und auch die psychische Gesundheit von Jeder und Jedem sichtbar zu machen – besonders dann, wenn sie in einer Lebensphase stehen, die ohnehin alles auf den Kopf stellt. Im Mai diesen Jahres habe ich in der Woche der mentalen Gesundheit in meinem Blog über Depressionen bei Müttern geschrieben. Etwa jede fünfte Frau leidet während der Schwangerschaft oder nach der Geburt an einer psychischen Erkrankung, beispielsweise Depressionen oder Angststörungen. Doch ebenso wird kaum darüber gesprochen, dass auch Väter nach der Geburt eines Kindes psychisch aus dem Gleichgewicht geraten können. Dabei zeigen Studien, dass etwa jeder zehnte V...

Sterbehilfe in Deutschland - Aspekt der Freiverantwortlichkeit

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Das Bundesverfassungsgericht hat 2020 entschieden:  Assistiertes Sterben / Sterbehilfe ist erlaubt  ... allerdings nur, wenn die Entscheidung dazu wirklich freiverantwortlich  und eigenverantwortlich getroffen wurde. Was bedeutet Freiverantwortlichkeit? Damit eine Person eine wirklich freie Entscheidung zum assistierten Sterben trifft, müssen vier Bedingungen erfüllt sein: Gute Informiertheit Die Person kennt alle wichtigen Fakten und alle vorhandenen Hilfsangebote und Alternativen. Keine äußere Beeinflussung Kein Druck durch Angehörige, Gesellschaft oder andere Personen. Dauerhafter, gefestigter Sterbewunsch Keine spontane Entscheidung in einer vorübergehenden Notlag Klarer, nicht krankheitsbedingt beeinflusster Wille Keine akute psychische Störung oder Krise, die das Denken verzerrt. Wichtig: Auch Menschen mit psychischen Erkrankungen können freiverantwortlich entscheiden – aber hier muss besonders sorgfältig geprüft werden (  Mehr Infos zu (Guta...

Ein neuer Anlauf für ein Gesetz – und die unbequemen Fragen, die bleiben

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Drei Monate nach meinen Gesprächen mit Bundestagsabgeordneten zur Neuregelung der Sterbehilfe bewegt sich die politische Landschaft erneut ein wenig. Am 5. November 2025 sprach Lukas Benner von Bündnis 90/Die Grünen bei einer Veranstaltung der Deutschen Krebsgesellschaft über einen neuen Gesetzesvorstoß. Benner betonte, dass die aktuelle Rechtslage zwar existiert – dass die Beihilfe zum frei verantworteten Sterben rechtlich möglich ist – sie sei dennoch nicht richtig , seiner Auffassung nach . Sein Ziel ist ein Gesetz, das Selbstbestimmung am Lebensende schützt , gleichzeitig aber Menschen vor übereilten Entscheidungen bewahrt . Innerhalb einer parlamentarischen Arbeitsgruppe laufen derzeit vertrauliche Gespräche über einen neuen Entwurf, der überparteilich mehrheitsfähig sein soll. Da ist Herr Benner mit mir ein weiten einer Meinung, bzw. ich mit ihm. Ziel muss ein Schutzkonzept, das Menschen vor nicht freiverantwortlichen Sterben, einem Suiziden bewahrt, zugleich aber das vom...