Patch Adams und der Mut zur Menschlichkeit

„Was ist schlimm am Tod?“ fragt Patch Adams( Robin Williams)  im Film «Patch Adams» von 1998 (Begründer der Clownauftritte auf Kinderstationen) nach dem der Protagonist mit einem Sterbenden über entdramatisierende Alltagsmetaphern über das Sterben ins Gespräch, nach dem der Patient zuvor jede Interaktion verweigert hatte. 

„What’s wrong with death, sir? What are we so mortally afraid of? Why can’t we treat death with a certain amount of humanity and dignity and decency — and God forbid, maybe even humor? Death is not the enemy, gentlemen. If we’re going to fight a disease, let’s fight one of the most terrible diseases of all: indifference.“
— Patch Adams (Robin Williams), 1998


Der Moment, in dem Stille einkehrt

Die Szene, in der Patch Adams diese Worte spricht, ist einer der bewegendsten Momente des Films. Ein Mann, der in der Medizin nicht nur Heilkunst, sondern Menschendienst sieht, steht vor einem Gremium aus kühlen, distanzierten Ärzten. Er spricht über etwas, das in Krankenhäusern oft gemieden wird wie ein Tabu: den Tod.

Doch statt Pathos wählt er Klarheit. Statt Angst — Mitgefühl.
Er stellt eine einfache, aber radikale Frage:
Was ist eigentlich schlimm am Tod?


Ich habe es hier auf meinem Blog schon oft erwähnt - ist es nicht so, dass der  Tod als Teil des Lebens zu betrachten ist, weil es einen Anfang in der Geburt hat und mit dem Tod endet? Mit allem was danach kommen mag?

Patch Adams’ Rede rührt an eine Wahrheit, die viele verdrängen: Der Tod ist kein Fehler im System des Lebens. Er ist Teil davon. Wir fürchten ihn, weil er uns an unsere Grenzen erinnert — an unsere Ohnmacht, an unsere Vergänglichkeit, an die Unplanbarkeit des Daseins.

Doch genau hier setzt Patch’ Gedanke an:
Wenn wir den Tod nur als Feind betrachten, verlieren wir die Fähigkeit, den Menschen in seiner Ganzheit zu sehen.
Wir verlieren Würde, Zärtlichkeit und Mitgefühl — jene Dinge, die im Angesicht des Sterbens wichtiger sind als jede medizinische Statistik.


Indifferenz – Gleichgültigkeit  ...  die eigentliche Krankheit

In seiner letzten Zeile benennt Patch Adams eine tiefere Krankheit unserer Zeit: die Gleichgültigkeit.
Nicht der Tod selbst zerstört das Menschliche in uns, sondern die Art, wie wir ihm begegnen – mit kalter Distanz, mit Schweigen, mit Ausweichen.
Diese „Indifference“ frisst sich in die Gesellschaft, wenn wir aufhören, Anteil zu nehmen, wenn wir Trauer und Sterben aus dem Alltag verbannen.

In Pflegeheimen, Krankenhäusern, aber auch in Familiengeschichten zeigt sich das immer wieder: Wir wissen, wie man Leben verlängert – aber oft nicht, wie man gutes Sterben ermöglicht.


Mitgefühl statt Angst

Patch Adams erinnert uns daran, dass Menschlichkeit nicht aufhört, wenn Heilung unmöglich ist.
Im Gegenteil: Gerade dann, wenn das Ende naht, sind Mitgefühl, Nähe und Humor keine Nebensachen, sondern Medizin für die Seele.

„Der Tod ist nicht der Feind“, sagt Patch.
„Wenn wir kämpfen müssen, dann gegen die Gleichgültigkeit.“

Diese Worte sind kein Aufruf zur Kapitulation, sondern zur Liebe.
Zur Bereitschaft, dem Leben bis zuletzt freundlich ins Gesicht zu sehen – selbst im Abschied.


Warum diese Worte heute, ich hoffe nicht nur für mich,  wichtiger sind denn je

In einer Zeit, in der vieles technisiert, professionalisiert und anonymisiert ist, bleibt Patch Adams’ Botschaft ein Gegengewicht:
Wir brauchen keine bessere Kontrolle über das Sterben – wir brauchen bessere Beziehungen im Angesicht des Sterbens.
Zuwendung, Aufmerksamkeit, Humor. Ein Händedruck. Ein offenes Ohr.

Der gute Umgang mit Tod und Sterben ist kein medizinisches Problem, sondern ein menschliches.
Und Menschlichkeit ist – wie Patch sagt – die beste Therapie gegen Gleichgültigkeit.


Mein Fazit

Die Rede aus Patch Adams ist keine Fiktion, nicht nur Filmzitat, sie ist ein Spiegel.
Sie erinnert uns daran, dass Sterben nicht nur ein biologischer, sondern auch ein sozialer, emotionaler und spiritueller Prozess ist.
Dass wir als Gesellschaft wieder lernen dürfen, mit dem Tod im Gespräch zu bleiben – statt ihn auszusperren.

Denn was ist wirklich schlimm am Tod?
Vielleicht nur das:
Wenn wir aufhören, dabei menschlich zu bleiben.


Und nun die Szene über die schreibe:




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