Sterbehilfe bei psychisch kranker Studentin - Berlin 2024

Mit Dr. Turowski (74) muss sich ein weiterer Arzt vor Gericht verantworten. Dr. Turowski überließ einer jungen Frau tödliche Medikamente. Die Studentin litt seit Jahren an schweren Depressionen. Sie nahm sich das Leben. Nun muss sich der Arzt vor dem großen Landgericht Berlin / Schwurgerichtssaal 500 des Berliner Kriminalgerichts verantworten. 

Seit dem 20. Februar steht nun Dr. Turowski in Berlin vor Gericht. Ich schreibe oben 'weiterer Arzt' da ja erst kürzlich ein erstes Urteil im Fall von Dr. Spittler in NRW gesprochen wurde. (Siehe: Arzt leistete einem psychisch kranken Mann Sterbehilfe - Totschlag in „minderschweren Fall“).

Es geht es nun auch in Berlin um eine Anklage wegen Totschlags. Turowski war jahrelang für eine Sterbehilfeorganisation tätig mit dort strengsten Vorsichtsmaßnahmen der DGHS.

In der Anklageschrift steht dazu: „Der Angeschuldigte entschied sich bewusst dafür, die von der DGHS aufgestellten Standards zum assistierten Suizid nicht einzuhalten“, damit er einen seiner, Dr. Turowski's  Ansicht nach, unerträglichen Leidensweg der jungen Frau verkürzen konnte. 

Turowski sagt dazu, die DGHS verlange häufig ein zusätzliches Gutachten, wenn ein sterbewilliges Mitglied vormals eine psychiatrische Vorgeschichte hatte oder akut auch altersbedingt kognitiv eingeschränkt sei. Er habe erwogen, einen psychiatrischen Gutachter heranzuziehen, um die gegenwärtige Freiverantwortlichkeit der Studentin bestätigen zu lassen. Dr. Turowski war betroffen gewesen, ohne sich von ihr bedrängt zu fühlen. Mehr dazu auch in dem Podcast den ich unten verlinken werde.

Das Berliner Landgerichts hat für den Fall von Dr. Turowski neun weitere Verhandlungstage für Befragungen von Zeugen und Gutachtern anberaumt. Am 26. März soll das Urteil verkündet werden. 



Hier nun empfehle ich den Podcast

 Justitias Wille - Leben in der Waagschale Podcast (podigee.io) 

1) Ich habe die erste Episode Der Letzte Wunsch (ca.30 min) angehört und kann den Podcast nur empfehlen.

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2) Die zweite Episode No More Pain (ca.40min), spreche ich sehr eindringlich die selbe Trigger- und Inhalts-Warnung aus wie Laura Wohlers und Paulina Krasa, da gerade in dieser Episode um Depression und Suizid geht, welcher über einen Freitod hinaus geht, und wer sich bei diesen Themen sehr betroffen fühlt oder ist sollte man sich die den Podcast nicht anhören oder nur gemeinsam mit einer Vertrauensperson, mit der man sich danach zu Empfindungen und Gedanken austauschen kann.
Um den Fall von Dr. Turowski nachvollziehen zu können, blickt der Podcast in dieser Episode einige Jahre zurück. Und zwar zu dem Moment, als Dr. Turowski  das erste Mal vor Gericht stand – Erlebnisse die ihn geprägt und seinen Weg zum Sterbehelfer geebnet haben. 
In dieser Episode wird die gute Vorbereitung, die ich in so vielen Artikeln schon betonte, insbesondere auf die Befreiung / Modifizierung der Garantenpflicht angesprochen.

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3) Die dritte Episode Auf dünnem Eis (52min), berichtet von den Zeugenaussagen, und auch die enge Verknüpfung und Schicksal von Dr. Turowski und sein Freund und Kollege Dr. Johann Spittler - zu dem kürzlichem Verfahren und Urteil zu Dr.Spittler habe ich berichtet. In der Episode wird auch auf den Fall von Dr.Spittler der in Essen verhandelt wurde. Dr.Spittler wird in dieser Episode interviewed und seine Sicht auf Sterbehilfe umrissen. Herr Spittler erzählt auch von seinen Erlebnissen und Motivationen. Er weist, wie ich auch so oft hier im Blog, auf die Bedeutung eines Lebensbericht und der persönlichen Begründung des Sterbewunsch - Freiverantwortlichkeit.

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4) Die vierte Epsiode Ein freier Wille (42min) betrachtet die schwierigen Aufgabe, sich ein klares Bild von der verstorbenen Studentin zu machen, die der Angeklagte, Dr. Christoph Turowski, beim Sterben begleitet hat. Leichter wird dies nicht da der behandelnde Psychotherapeut und die Psychiaterin der verstorbenen Studentin von deren Schweigepflicht Gebrauch machen und sagen nicht aus, was sicherlich dem Erhalt oder Näherung um einem klaren Bilder der Studentin  zu bekommen nicht zuträglich ist - somit werden einige Mosaiksteine fehlen um die Studentin und die Umstände zu verstehen. Freundinnen und Freunde beschreiben eine starke, taffe, lebensfrohe und unternehmungslustige Frau, die interessiert war an der Welt. Ein Widerspruch zu dem was Dr. Turowski beschreibt - hierzu ,ehr beim fünften Teil der nächste Woche erscheint.
Die Episode geht ansonsten, recht gut auf die Aspekte der Willensbildung ein, die Ambivalenz von Gedanken und Wünschen, Aspekte von psychischen Erkrankungen, wie Depressionen und depressive Stimmungsschwankungen. (Einwilligungsfähigkeit, Einsichts- und Urteilsfähigkeit, und Freiverantwortlichkeit -  Suizid - Sterbehilfe und psychische Erkrankungen)

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5) Fünfte Episode Böser Bube (53min) 
Wir sind bei Tag fünf und somit in der Halbzeit des Gerichtsverfahrens gegen Dr. Turowski. Zentraler Diskussionspunkt ist die Frage, ob eine freie Willensentscheidung vorlag oder nicht. Im Zentrum dieses Prozesses stehen immer wieder die mutmaßliche Unzureichendheit von Turowskis Qualifikationen zur Beurteilung, ob der Selbstmordwunsch von Isabell R. eigenverantwortlich war, sowie die kurze Zeitspanne von nur 12 Tagen zwischen dem ersten Kontakt mit Isabell R. und ihrem ersten Suizidversuch. Zudem wird Turowskis Alleinhandeln - ohne Unterstützung eines Sterbehilfevereins und ohne eine zweite ärztliche Meinung - thematisiert.
Trotz all dieser Fragen leistete er Isabell R. jedoch Beihilfe zum Suizid. Die Erklärung können wir am besten von dem Angeklagten selbst hören: Dr. Turowski. In dieser Ausgabe hören wir Dr. Turowskis Sicht der Dinge. 
Es wird kurz auch auf die Sicht der Kirche eingegangen, hier ein Link zu früheren Artikeln zur Kirche und Freitod.
Randbemerkung von mir: Es tat mir gut Dr. Turowskis eigenen Worte zu hören und dass er das Risiko und Verfahren das nun stattfindet ebenso wie ich sieht und sah, ich habe größten Respekt für ihn.

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6) Sechste Episode How Not to Kill Yourself  (40min) 
Eine hörenswerte Episode, wenn auch vielfach nur schwer erträglich, da die Moderatorinnen an so vielen Stellen dogmatisch und einengend sind in deren Aussagen.
Diese Episode vermischt tragischerweise Suizid und Freitod - auch wenn es genau darum in diesem Prozess geht, um die Klärung Suizid oder Freitod, war das Sterben und die Hilfe nun eine Hilfe zum Freitod oder Suizid?

Die Moderatorinnen sagen richtigerweise, dass Suizid ein komplexes und vielschichtiges Phänomen ist. Und dass es in der Regel nicht nur einen Grund gibt, warum jemand sterben will. Und dass es sich vielmehr um eine Kombination aus individuellen, sozialen und psychologischen Faktoren, die den Menschen zu so einer Entscheidung bewegen, geht. - Und damit 

Ein Zentrum dieses Podcast ist Clancy Martin - was mich etwas überraschte, aber positiv, da Clancy Martin eine interessante Person und Persönlichkeit ist. Hier ein kurzer verweis zu Clancy Martin. Clancy Martin hat die meiste Zeit seines Lebens mit zwei unvereinbaren Vorstellungen im Kopf verbracht: „Ich wünschte, ich wäre tot – und ich bin froh, dass meine Selbstmorde gescheitert sind.“ Martin hat mehr als zehn Selbstmordversuche überlebt und seine neuen Memoiren „How Not to Kill Yourself: A Portrait of the Suicidal Mind“ geschrieben – speziell für diejenigen, die einen Selbstmordversuch unternommen haben oder mit Selbstmordgedanken zu kämpfen haben. 
Dass die Moderatorin aber die Person Clancy Martin und Isabell R. versuchen gleichzustellen, zu vergleichen zeigt wie sehr die Moderatorinnen den Sachverhalt / die Sachverhalte nicht verstanden haben. Und dass die sechste Folge 6 auch noch die ersten Worte des Buchtitels trage: “How Not to Kill Yourself” sagt wie weit die Moderatorinnen vom Thema weg sind und damit missverstehen.

Am Anfang des Podcast regen sich die Moderatorinnen über den Einlass von Dr.Turowski auf - der wichtig und richtig war, bei dem die Verstorbene zitiert wird: "mein Körper so gesund ist aber so eine kranke seele hat" - das Verstänndis der Familiengeschichte und der Sichtweise, Emotionen der Verstorbenen sind unbedingt notwendig, das Verständnis für die individuelle Sichtweise der Sterbewilligen.
Die Moderatorinnen fragen. "Kann ein Elternteil Verständnis dafür haben? Kann eine Mutter nachvollziehen dass ihre Tochter diesen Schritt gegangen ist?" Meine Erfahrung, meiner Frau, meine Erfahrungen mit Sterbebegeitungen geben eine unzweifelhafte Antwort: "Ja!" und "Ja in jedem Fall, wenn man seine Tochter geliebt hat."

Besonders enttäuschend hat mich, wie sich die Moderatorinnen als Psychiaterinnen darstellen, da mehrfach allgemeingültig und diagnostizierend der Fall von Isabell R von den Moderorinnen dargelegt wird. Sehr schade was für mich die vorherigen Episoden in einem neuen Licht erscheinen und interpretieren lassen.
Ich werde aber weiterhin die Podcast anhören mit der Hoffnung, da ich immer Zuversichtlich bin als Stoiker, dass die Moderatorinnen wieder objektiv und fair werden. Diese Episode behandelt zu ca 80% allgemein Suizid und geht nur zu ca. 20% auf den Fall ein oder für den Fall relevante Aspekte.


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7) Siebte Episode Ein guter Tag zum Sterben  (37min) 

Im Zentrum steht zunächst ein Interview mit einem Sterbewilligen, der Mitglied beim DGHS ist und mithilfe der DGHS ableben möchte, der Interviewpartner hat MS ähnliche wie Harald Mayer und wie meine Frau hatte.
Wieder ein schwer erträgliche Episode die massiv gespickt ist durch wertende Adjektive und Adverbien. Getobt wird diese suggestive Anmerkungen  durch die Betonung und verständnisleitenden Duktus der Sprache, den stilistische Elemente, wie Wortwahl und Satzbau - fast belächelnd kommen Anmerkungen wie bei Minute 15:38 '... kleine Anmerkung dazu ...' . 
Über spitze, abwertende Worte vermitteln die beiden Journalistinnen, nun auch in Folge Sieben, eine sehr restriktive Sicht auf humane Sterbehilfe. Satzbau und Wortwahl suggerieren wiederholt einen massivsten Mitgliederanstieg bei der DGHS und den anderen Vereinen, die wahren Zahlen, vermeiden die Journalistinnen zu nennen, da diese Anstieg deren eigenen Worte nun mal nicht belegen würden.
Mir ist auch bei wiederholten Anhören, kein Zitat von RA Professor Robert Roßbruch (Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS)) oder von Dr. Turowski, aufgefallen welche nicht in deren Aussagen, wie ich diese wahrnehme, umgedeutet oder verdreht oder durch andere Mittel der Sprache verzerrt dargestellt werden - insbesondere die Verzerrungen zur Gesetzlichen Grundlage unter den und mit denen die DGHS, aus Interpretation der Journalistinnen arbeiten sollen, schmerzen da diese Verzerrungen fehlerhaft sind. Ich denke die DGHS wird hier sicherlich Rechtsmittel einlegen.
Auch wird Prof. Karl Beine zitiert und kommt als Audio Recording in dieser Episode vor, aus meinen Erfahrungen steht Prof. Karl Beine dem Thema Sterbehilfe kritisch aber objektiv gegenüber, auch wenn er vehement ärztliche Sterbehilfe ablehnt, auch hier gelingt es den Journalistinnen nicht seine Worte unkommentiert für sich stehen zu lassen - wie auch eine eigene Interpretation der Studie zu den 37 Sterbefällen im Münchener Stadtgebiet einfließen zu lassen. 
Psychiaterin Dr. Ute Lewitzka kommt auch zu Wort - die Journalistinnen sagen nur Frau Dr. Lewitzka würde nur ehrenamtlich für die Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention tätig sein, wieder eine sehr suggestive Aussage, da Frau Dr. Ute Lewitzka Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention ist. Da Frau Dr. Lewitzka im Gegensatz zu anderen Zitaten nicht infrage gestellt wird, bestätigt dies für mich die Haltung der Journalistinnen. Frau Dr. Ute Lewitzka sagte am 23.07.2023: "Unterstützt hätte ich eher den Entwurf von Castellucci," (Lars Castellucci's Entwurf war der restriktive Entwurf der auch die Informationsfreiheit zur Sterbehilfe einschränken will).
Auch werfen die Journalistinnen die Kosten der Sterbehilfe in der Schweiz, bei dem ja nicht nur die rechtlichen Risiken über dies aber auch die doppelten Aufwände für zwei Länder abgefedert werden müssen, und damit verständlicherweise höher sind als in Deutschland mit den Kosten für Deutschland zusammen,  ich kann nicht umhin, dass diese bewusst passiert.
Auch reden die Journalisten davon, dass die große Mehrheit der Ärzte, mit Verweis auf 2021, die Sterbehilfe nicht als ärztliche Aufgabe sehen würden. Ggf. ist den Journalisten entgangen dass 2021 3 Jahre zurückliegt. Meine Recherche  vom Mai 2023 belegt das die Mehrheit der Deutschen und der Ärzte für Sterbehilfe durch Ärzte sind
Recht laienhaft gehen die Journalisten auf die wichtigen Alternativen von Palliativmedizin ein und gar nicht auf Hospiz ein. Im Abschnitt zu Palliativpflege zeigen die Journalistinnen Menschlichkeit und Empathie - das wertet die siebte Episode etwas auf. 
Der o.g. Sterbewillige, Herr Richter hat nicht nur die MS mit meiner Frau gemeinsam, sondern auch die Liebe zu gutem Essen, bis zu Letzt (by the way meine Frau liebte Von mir selbstgemachte Burger und die habe ich mehrfach in den letzten Wochen gemacht) oder Herr Richter liebt Shaun das Schaf - bei Shaun das Schaf konnte meine Frau auch so herzhaft lachen. Er spricht auch von der Waage und Balance zwischen Positiven und Negativen - auch wie meine Frau es tat - und selbstredend jede/r die / der sich mit Freitod beschäftigt (Ambivalenz hinsichtlich des Wunsches zu leben oder zu sterben ist ein grundlegendes Merkmal eines Jeden).
Alles in allem sind die letzten 10 Minuten der Episode empathisch und fair. Ich frage mich wie die beiden Journalisten 27 Minuten so suggerierend sprechen konnten um dann doch noch empathisch zu werden. Es lässt mich zuversichtlich sein, dass die achte Episode wieder besser wird.


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8) Achte Episode Die Büchse der Pandora  (44min) 
In der achten Episode wird kurz auf die geladenen Leumundszeugen eingegangen bzw gestreift. Viel intensiver geht es in dieser Episode um Länder, in denen schon länger ein liberaler Umgang mit Sterbehilfe besteht. Die Journalistinnen wollen wissen, was es für Deutschland bedeuten könnte, wenn Menschen, wie Isabell R. und andere mit psychischen Erkrankungen hier leichteren Zugang zu Sterbehilfe bekommen und schauen sich dafür die Effekte und Entwicklungen an, die mit einer fortschreitenden Liberalisierung auch in Deutschland Realität werden könnten. Es wird von einem drastischen Fall 'Lotte Jansen' berichtet.
Bei dem Begriff 'Euthanasie' zeigt sich wieder, wie wenig die Journalistinnen recherchiert haben. Das Wort 'Euthanasie' wird weltweit vermieden, das habe ich insbesondere bei Schriftwechseln und der Debatte zur Sterbehilfe mit Menschen in den USA und Canada gehört und lernen müssen.
Leid und Behinderung werden auch letztlich von den Journalistinnen auf einen Level gehoben, gesagt wird etwas anderes in einzelnen Sätzen, aber in der Summe der Aussagen schon, das ist sehr schade wie suggestiv wieder diese Episode eigene Aussagen verdrehen.
Die Begriffe Lebenswert und Lebensunwert werden wie auch Leid und Behinderung sehr übergriffig behandelt.
Auch wird die dystopische Zukunftsvision  Plan 75 gestreift - aber wie so oft in den Episoden seit der sechsten Folge - nur sehr oberflächlich und nicht moderierend, sondern mit einer, die Sterbehilfe in eine bestimmte Ecke drängenden Motivation.
Zum Schluss hin finden die Journalistinnen wieder eine Balance der Argumente - und zeigen Menschlichkeit und Empathie - aber in der Summe sehen die beiden Journalistinnen nicht den Einzelnen Menschen mit seinen eigenen Werten und Lebensüberzeugungen.
Ich werde den Verdacht nicht los, dass die Episoden sehr fragmentiert zusammengeschnitten werden. Was aus Zeitdruck der Produktion gut nachvollziehbar ist.



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9) Neunte Episode Bilanz  (50min) 


Zunächst einmal ein riesen Lob an die beiden Journalistinnen und Autorinnen, nachdem ich an den Episoden Sieben und Acht doch so einiges zu kritisieren hatte. - super Job Paulina Krasa und Laura Wohlers - nun bin ich auf die zehnte Episode freudig gespannt.
Diese neunte Episode berichtet vom letzte Verhandlungstag vor der Verkündung des Urteils. Berichtet wird von den den abschließenden Plädoyers / Schlussvorträge der Verfahrensbeteiligten, den Gutachtern, den Sachverständigen und den Anwälten.
Es wir d auch, was so wichtig ist, mehrfach auf die Unterscheidung und Unterschiedlichkeit von juristischen und medizinischen Begriffsdefinitionen hingewiesen, 

In dieser Episode findet ein Gespräch mit Julian, einem jungen Mann, der genau wie Isabell R. an einer rezidivierenden / wiederkehrende  depressiven Störung leidet. Julian kenne ich aus diversen Social Media Postings, aus Chatkontakten, und in dieser Episode sagt er mit eigenen Worten, was ich schon aus dem Web hörte und wie lange und intensiv er schon nach Hilfe sucht. Er hat 18 Jahre therapeutische Behandlung hinter sich  und mehrere Suizidversuche unternommen. Vergeblich versucht er Hilfe zur Sterbebegleitung von Vereinen in Deuschtschland und über Kliniken in der Niederlande zu bekommen. Julian erzählt, sehr nachvollziehbar, wie es ist, sterben zu wollen und dabei auf fehlende Unterstützung zu stoßen.

Bei allem sehr von Herzen kommenden Lob an dieser Episode störe ich mich wieder an schlechter Ausdrucksweise und Wortwahl, es wird nicht über die Wortwahl zwischen Suizid und Freitod unterschieden - auch wird mehrfach die Bezeichnung Bilanzsuizid verwendet, einen Begriff den ich nicht verwende, da ich nun einmal in Bildern denke und nicht in Zahlen und Worten. Als Bilanzsuizid bezeichnet man / definieren, und verstehen viele einen Sterbewunsch, der auf einer rationalen Abwägung von Lebensumständen basiert. Der Begriff ist umstritten. Ich denke wer 'buchhalterisch' das Leben betrachtet wird diesen Ausdruck anders und positiv belegen. Da ich denke, wie in so vielen Bereichen des Lebens, dass ohnehin viel zu oft bilanzierend / hinter Zahlen für viele Menschen das Leben im Beruf, im Privaten im Emotionen stattfindet, ein Grund in meinem Verständnis für Konflikte in Partnerschaften, Job und auf der Welt - kann ich mit dieser Art von Bilanz nicht anfangen.

Nochmals in der Summe sehr lohnende knapp 50 Minuten - Sehr Hörenswert!

Und da ich ja wiederholt auf die Konflikte hinweise die die Wortwahl beeinflussen und die Gedanken lenken möchte ich auf den Artikel zur Macht der Worte hinweisen - Bedeutung der Wahl eines Vokabulars für das Sterben und Hilfe beim Sterben


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10) Zehnte Episode Im Namen des Volkes  (40min) 

Am 8.April 2024 war nun der Tag der Urteilsverkündung am Landgerichts Berlin. Die Episode läßt nochmals Familienangehörigen und deren Gedanken zum Wort kommen. Und auch auf das Urteil wird eingegangen.
In der Summe und den größten Raum nimmt sich die Episode Zeit und Raum gut und emphatisch für Depressionen und Suizid - geht auf Wertvorstellungen, Wert des Lebens und wie ich es heraushöre auf Würde ein.
Reflektieren auch recht ordentlich den Gesetzentwurf von Lars Castelucci der wie ich ja schon darlegt nur eine Neuauflage des §217 STGB gewesen wäre. Auch auf den Entwurf von  Frau Katrin Helling-Plahr's Gruppe und  Renate Künast wird high level eingegangen.
Auch wird auf den neuen Anlauf vom Marco Buschmann erwähnt (ich bin mit Marco Buschmann im Email-Kontakt).
Meine Einschätzung des Urteil ist in Teilen anders, dass es keinen Rückschlag für die Sterbehilfe ist, wenn man mit dem Urteil konstruktiv umgeht.

Mir ist wichtig zu betonen - dass die letzte Episode mich komplett versöhnt mit dem Podcast - und kann den Podcast auch mit denen von mir kritisch betrachteten Episoden 7 und 8 - nur empfehlen, wer mental stabil genug ist, und kritisch zuhören kann. SEHR HÖRENSWERT ! 

Wer mehr wissen was nicht im Podcast genannt wird hier: Sterbehilfe - 4 Jahre nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 26.Februar 2020




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Die Journalistinnen Paulina Krasa und Laura Wohlers werden in den Episoden die Verhandlungstage begleiten. in Ergänzung dazu gehen die Journalistinnen auch auf die Aspekte und Hintergründe zum assistierten Freitod erklärend ein.

Ich bin gespannt auf die noch folgenden Episoden. 

Justitias Wille - Leben in der Waagschale - Podcast (podigee.io) 





In diesem Zusammenhang:

Mein Artikel zu Suizid - Sterbehilfe und psychische Erkrankungen

Psychiatrisches Gutachten - Inhalt und Kriterien



Hilfe - Suizidprävention

Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de

Kinder- und Jugendtelefon: Das Angebot des Vereins „Nummer gegen Kummer“ richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis sonnabends von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Sonnabend nehmen die jungen Berater des Teams „Jugendliche beraten Jugendliche“ die Gespräche an. nummergegenkummer.de.

Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 - 443 509 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.de

Hebräischsprachige Hotline "Matan": ‚Matan‘ ist ein Projekt der Beratungsstelle ‚OFEK‚ e. V. und der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST).  Telefonnummer: 0800  - 000 16 42  Hotline-Zeiten: Jeden Tag der Woche 20:00-22:00 - Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Kirchlichen Telefonseelsorge (KTS) durchgeführt und durch die Deutsche Fernsehlotterie gefördert.

Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de


Comments

  1. Bitte hinterlassen Sie mir ihre Kommentare. Wie immer gilt, veröffentlichen werde ich keine Kommentare, aber lesen werde ich sie immer. Danke für Ihr Verständnis.

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