Die Pflege am Lebensende; Entscheidungen am Lebensende, wissen, was möglich ist - 1 von 2 Artikel
Zwischen Fürsorge und Freiheit
Angebote am Lebensende verstehen
Was am Ende zählt:
Begleitung, Möglichkeiten, Klarheit
Wenn ein Mensch mit einer unheilbaren Erkrankung konfrontiert ist, stehen er und seine Angehörigen oft vor einer Fülle von Fragen – medizinischer, pflegerischer, aber auch ganz persönlicher Natur. In dieser Situation ist es entscheidend, die bestehenden Möglichkeiten der Palliativ- und Hospizversorgung zu kennen. Denn nur wer informiert ist, kann eine Entscheidung treffen, die dem eigenen Leben und Sterben gerecht wird.
Ob im Krankenhaus, zu Hause, im Hospiz oder begleitet durch ein Netzwerk: Es gibt vielfältige Formen der Unterstützung – professionell und ehrenamtlich, stationär oder ambulant. Sie alle verfolgen ein gemeinsames Ziel: die Lebensqualität so gut wie möglich zu erhalten und ein Sterben in Würde zu ermöglichen.
Doch auch das bewusste Nein zu bestimmten Angeboten kann eine stimmige Entscheidung sein. Wenn ein Mensch – nach gründlicher Auseinandersetzung und im Einklang mit sich selbst – zu dem Schluss kommt, dass keine der bestehenden Optionen passt, dann verdient auch dieser Weg Achtung. Selbstbestimmung bedeutet nicht nur zu wählen, was man will, sondern auch klar benennen zu dürfen, was man nicht will.
Dies ist der erste Artikel (8-10 min Lesezeit) zu diesem Thema / Themen - hier ist der Zweite Artikel (6-8 min Lesezeit)1) Palliativstationen
Multiprofessionelle Teams lindern schwerste Symptome
Palliativstationen sind spezialisierte Bereiche innerhalb von Krankenhäusern, die schwerkranke Menschen mit fortgeschrittenen, nicht heilbaren Erkrankungen versorgen. Ziel ist die bestmögliche Linderung belastender Symptome – körperlich, psychisch, sozial und spirituell. Die Lebensqualität soll verbessert werden, sodass Patient*innen möglichst bald wieder in ihre vertraute Umgebung zurückkehren können. Deutschlandweit gibt es rund 330 Palliativstationen (Stand 2024), das entspricht etwa 15 % aller Krankenhäuser.
2) Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV-Teams)
24/7-Versorgung schwerkranker Menschen zu Hause
Seit 2007 besteht ein gesetzlicher Anspruch auf SAPV, wenn eine besonders aufwändige Versorgung erforderlich ist. Die Teams bestehen aus Ärzt:innen, Pflegekräften und weiteren Fachpersonen mit Palliativkompetenz. Sie sind rund um die Uhr an sieben Tagen der Woche erreichbar – auch an Feiertagen – und ermöglichen so eine Versorgung zu Hause, im Pflegeheim oder im Hospiz. Ziel ist ein möglichst schmerzfreies, würdevolles Leben bis zuletzt in vertrauter Umgebung.
3) Haus- und fachärztliche Palliativversorgung
Hausbesuche durch geschulte Ärzt:innen
Viele Haus- und Fachärzt*innen engagieren sich in der allgemeinen Palliativversorgung – insbesondere in der letzten Lebensphase von Patient:innen. Voraussetzung ist ein 40-stündiger Basiskurs in Palliativmedizin. Diese Ärzt:innen bieten in der Regel Hausbesuche an – auch in Pflegeeinrichtungen – und arbeiten eng mit ambulanten Pflegediensten, SAPV-Teams oder Hospizdiensten zusammen.
4) Stationäre Hospize
Ein geschützter Ort mit individueller Begleitung
Stationäre Hospize sind eigenständige, wohnlich gestaltete Einrichtungen für unheilbar erkrankte Menschen in ihrer letzten Lebensphase. Hier geht es nicht mehr um Heilung, sondern um ganzheitliche Begleitung: pflegerisch, medizinisch, seelsorgerlich und psychosozial. Hauptamtliche Fachkräfte und ehrenamtlich Engagierte gestalten den Alltag gemeinsam mit den Bewohner:innen und ihren Angehörigen. In Deutschland gibt es etwa 270 stationäre Hospize (Stand 2024).
5) Ambulante Hospizdienste
Ehrenamtliche begleiten Sterbende und ihre Angehörigen
Ambulante Hospizdienste helfen schwerkranken Menschen, die letzte Lebenszeit in vertrauter Umgebung zu verbringen – meist zu Hause. Die geschulten Ehrenamtlichen bieten emotionale Unterstützung, organisieren Begleitung in Krisensituationen und stehen den Angehörigen auch nach dem Tod zur Seite. Deutschlandweit sind rund 1.500 ambulante Dienste aktiv – mit über 100.000 Ehrenamtlichen im Jahr 2024.
6) Palliativdienste im Krankenhaus
Beratung und Begleitung auf allen Stationen
Ein Palliativdienst ist ein mobiles Team innerhalb eines Krankenhauses, das Patient:innen auf allen Stationen palliativ begleitet – unabhängig davon, ob sie auf einer Palliativstation liegen. Ziel ist eine frühzeitige, ganzheitliche Beratung, Unterstützung bei komplexen Symptomen und Begleitung bei Entscheidungsprozessen. Der Dienst arbeitet eng mit dem ärztlichen und pflegerischen Personal auf den jeweiligen Stationen zusammen.
7) Pflegedienste mit Palliative-Care-Qualifikation
Spezialisierte Pflegekräfte für die häusliche Umgebung
Viele ambulante Pflegedienste verfügen mittlerweile über Mitarbeitende mit einer Zusatzqualifikation in „Palliative Care“. Diese Pflegekräfte begleiten schwerkranke Menschen in ihrer letzten Lebensphase – zuhause oder im Heim – mit besonderem Augenmerk auf Schmerztherapie, Kommunikation und psychosoziale Unterstützung. Voraussetzung ist meist auch die Zusammenarbeit mit mindestens einem ambulanten Hospizdienst.
8) Palliativnetzwerke (§ 39d SGB V)
Koordination und Zusammenarbeit vor Ort
Hospiz- und Palliativnetzwerke bündeln die Angebote einer Region und schaffen Strukturen für die Zusammenarbeit zwischen Einrichtungen, Diensten und Einzelpersonen. Ziel ist eine verlässliche, gut abgestimmte Versorgung von schwerkranken Menschen – ob Kind oder Erwachsener – und ihrer Angehörigen. Die Netzwerke werden seit 2022 verstärkt gefördert und ausgebaut, um eine regionale Versorgung aus einer Hand zu ermöglichen.
9) Spezialisierte Angebote für Kinder und Jugendliche
Unterstützung für junge Patient*innen und ihre Familien
Familien mit unheilbar erkrankten Kindern, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen stehen vor besonderen Herausforderungen. Für sie gibt es spezialisierte Ansprechstellen mit altersgerechten Angeboten: ambulante Kinderhospizdienste, stationäre Kinderhospize sowie Netzwerke, die Beratung, Begleitung und Entlastung bieten – oft über viele Monate oder Jahre hinweg. Diese Angebote sind in einer eigenen Rubrik gebündelt und deutschlandweit zugänglich.
Schlussgedanke: Die Freiheit, den eigenen Weg zu gehen
Sterben ist ein zutiefst individueller Prozess. Was dem einen guttut, kann für den anderen nicht stimmig sein. Manche finden Halt in einem professionellen Versorgungsnetz, andere in liebevoller Begleitung durch Familie und Freunde. Wieder andere kombinieren verschiedene Angebote – oder lehnen sie bewusst ab.
Entscheidend ist, dass die Wahl informiert, reflektiert und respektiert wird. Auch die Möglichkeit, ein selbstbestimmtes Sterben außerhalb etablierter Versorgungsstrukturen in Betracht zu ziehen, gehört zu einem offenen, ehrlichen Umgang mit dem Lebensende.
Es geht nicht darum, den „richtigen“ Weg zu finden – sondern den Eigenen Weg.
Hilfreiche Resource / Quelle:
Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin bietet eine guten und aktuellen Wegweiser für die Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland unter dieser URL:
https://www.wegweiser-hospiz-palliativmedizin.de/
Sämtliche Inhalte und Kontakte sind auch in Türkisch, Englisch, Arabisch, Französisch, Rumänisch, Polnisch, Vietnamesisch, Russisch und Ukrainisch zugänglich.
Wegweiser Hospiz- und Palliativversorgung
www.wegweiser-hospiz-palliativmedizin.de/tr
Ukrainisch:
Вказівник Госпіс-Паліативна медицина
www.wegweiser-hospiz-palliativmedizin.de/uk
Director Hospice - medicină paleativă
Suche für Hospiz- und Palliativangebote
https://www.hospizlotse.de/presentation/pl_startseite.aspx?krankenkasse=barmer
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