Trauer - Mit dem Schmerz umgehen

Der Krater, der sich nach dem Versterben eines Menschen in den Leben der Hinterbliebenen auftut, ist von der Größe, der Art und Struktur so unterschiedlich wie das Verhältnis welche zum Verstorbenen bestand ... und wird nie verschwinden. Der Schicksalsschlag kann heftig sein wie eine Eruption oder Vulkanausbruch aber auch langsam sein wie ein Erdloch oder Absacken. Er wird auch nicht kleiner werden. Aber es wird sich ein anderes Leben rund um den Krater ansiedeln, oder mit dem Krater ergeben, wenn getrauert werden darf. Wie der Verlust eines geliebten Menschen Bestand haben wird unverrückbar ist - ist auch das Loch, die Lücke und der Krater unverrückbar.
Was sich ändern wird und was man ändern kann, ist wie man mit dem Krater umgeht und wie man mit dem Kraterrand umgeht.

Bei manchen Menschen ist der Rand steil und bröckelig, brüchig, morsch und man schafft es nicht sicher an den Rand zu gehen und mit dem Krater und Verlust umzugehen. Dass es Momente gibt, dass man von der Trauer überrascht wird und am Krater auch mal überraschend ein Fuss reinrutschen - das ist normal und passiert.
Aber wenn man auch nach langer Zeit Angst vor dem Krater des Verlust hat oder auch ständig einbricht am Kraterrand sollte man 'Krater' arbeiten. Aber es ist keine Option den Krater zuzuschütten oder abzudecken.

Bildrechte: Claus Sterneck

Trauer und Umgang mit der Trauer ist eine Erfahrung die man individuell bearbeiten und betrachten muss. Das tue ich schon von berufs wegen - mein Beruf hat den Titel User Experience - darum nannte und nenne ich meinen Blog 'Widower Experience' und da ich in Bildern denke hilft mir das Bild eines Kraters.
Das Trauerbewältigung nicht leicht ist zeigt auch ein Brief von Sigmund Freud (Begründer der Psychoanalyse, der seine Tochter im Jahr 1920 verlor) in Brief den Sigmund Freud an seinen Freund Ludwig Binswanger im Jahre 1929 schrieb:

"Gerade heute wäre meine verstorbene Tochter 36 Jahre alt geworden... Man weiß, dass die akute Trauer nach einem solchen Verlust ablaufen wird, aber man wird ungetröstet bleiben, nie einen Ersatz finden. Alles, was an die Stelle rückt, und wenn es sie auch ganz ausfüllen sollte, bleibt doch etwas anderes. Und eigentlich ist es recht so. Es ist die einzige Art, die Liebe fortzusetzen, die man ja nicht aufgeben will."


Wie man mit dem Schmerz des Verlustes / dem Krater den der geliebte Mensch hinterlassen hat umgehen kann.

Es gibt keine typische oder richtige Reaktion auf Verluste. Jede Krater ist einzigartig. Es braucht Zeit den Umgang zu finden und zu gestalten. Vorbereiten kann man sich nicht weil erst wenn das 'Loch' da ist kann man einen Weg finden damit umzugehen.

Der Verlust des anderen Menschen kann plötzlich wie Schicksalsschlag sein und darum einen Krater tief und Scharfkantig wie bei einem Meteoriteneinschlag oder einer Explosion oder auch wie bei einer langwierigen Krankheit eher wie das lange und leidvolle Absacken. 

Trauerbewältigung kann nicht übereilt oder erzwungen werden. Manche Menschen fühlen sich nach Wochen besser; andere brauchen Jahre. In der Zwischenzeit können Sie die folgenden Schritte unternehmen, um voranzukommen. Es wird nicht immer bequem oder einfach sein, aber es wird Ihnen helfen, Ihr Leben zurückzubekommen.


Erster Schritt ist meines Erachtens den Verlust anzuerkennen und wirklich gewahr zu werden.

Bevor eine Heilung stattfinden kann, muss anerkannt werden, dass es eine Wunde, dieses Loch und Lücke, und Krater gibt, und ab nun Bestand haben wird. Erkenne an, dass du jemanden oder etwas verloren hast, und es schmerzt.
Beginnen Sie mit einer Erinnerung an einige der positiven Erfahrungen, was war.


Das Gefühle des Verlustes.

Akzeptieren Sie die Gefühle des Verlustes. Man kann sich verletzt, traurig, schockiert, wütend, schuldig, ängstlich, verbittert, hoffnungslos, depressiv oder alles zusammen fühlen. Schmerz ist per Definition unangenehm - und trotz all diesen unangenehmen Emotionen muss man sie annehmen. Es kann hilfreich sein, sich die Kraterrändern zu betrachten und eine Liste davon zu erstellen und zu sehen, wann und wie es gut geht , wo man ins Rutschen kommt  und ob ,am mit der Zeit besser in der Lage ist, die Größe und Ränder kennen und Gefühle zu berühren.


Blickweite und Blickwinkel weiten

Erweitern Sie Ihren Blickwinkel man muss nicht gleich den ganzen Verlust sehen, muss nicht alles überblicken - langsam an den Rand des Kraters gehen und sich langsam öffnen, darauf achten, was sonst noch in Form von Emotionen, Gedanken oder Erinnerungen vorhanden sind und sein könnten, besonders nach Dingen, die unerwartet sind. Manche Reaktionen, Gefühle und 'Unebenheiten' können verborgen und überraschend aufbrechen oder vermeintlich oberflächlich „nicht dazugehören“, weil sie positiv wirken, wie Gefühle von Freiheit, Erleichterung, Lachen, Stolz. All dies ist normal.

Manchmal und unberechenbar kommt es zu Eruptionen von Emotionen wie ein Geysir oder anderer Ausbruch von Gefühlen die hoch schießen, zusammenbrechen, einen umwerfen und mitreißen. Das ist normal und natürlich, besonders in der Anfangsphase der Trauer. Manchmal werden Sie sich völlig taub fühlen, manchmal von Magma überrollt. Es braucht seine Zeit - und jeder braucht seine eigen Zeit und Rhythmus.

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Achten Sie auf nicht förderliche Sichtweisen.

Sichtweisen und Betrachtungen wie: "Ich balanciere schon irgendwie über den Krater." "Ich sollte jetzt mal langsam einen Weg drum rum gefunden haben."  "Ich will es einfach nicht wahr haben."  "Ich werde diesen Verlust nie akzeptieren."  "Wenn ich nur früher Vorkehrungen getroffen hätte."  .... und viele ähnliche Gedanken und Äußerungen habe ich gehört.

Solche Überlegung gehören zum normalen Trauerprozess, aber mit einem gesunden Distanz zu betrachten. Allzu oft erscheinen solche Sichtweisen nicht als nur „Überlegungen“, sondern werden bei vielen Leuten als 'Realität' der 'eigenen Welt' betrachtet und manifestiert. Anstatt solche Überlegungen als 'Realität' zu behandeln, sollte man sie als Reaktionen betrachten, die beachtet werden müssen, mehr aber auch nicht. Solche negative - einen nach unten ziehenden Abbrüche und Ausbrüche von Gefühlen und Gedanken, sollte man erkennen, und akzeptieren dass sie da sind, ohne ihnen die Kontrolle über das eigene Handeln zu überlassen.

Es gibt Sinn im Leben - Menschen und Aktivitäten, die wichtig sind. Die Schmerz und Gefühle des Verlustes identifizieren, was einem am Herzen liegt. Man muss nun mit Ruhe bestimmen was das ist, und was wichtig ist. Der Verlust kann eine Gelegenheit sein, das Sinnvollste für ein lebenswertes Leben zu finden und zu bestimmen. Man sollte nach umsetzbaren, konkreten Schritte Ausschau halten, die man unternehmen kann, um die Qualität im Leben anzusteuern und in die Tat umzusetzen.

Nachdem man herausgefunden hat, was einem wirklich am Herzen liegt, sollte man sein Bestes tun auch danach zu handeln, damit man sich Verhalten kann und von den eigenen Zielen und Werten geleitet wird. Es könnte bedeuten, sich an andere Menschen zu wenden. Es könnte bedeuten, wieder zu arbeiten oder sich ehrenamtlich zu engagieren. Definieren, was einem wichtig ist - Und während man nach seinen Werten handelt, sollte man sich selber mit Achtsamkeit. Freundlichkeit und Mitgefühl begegnen und selbiges auch zur eigenen Familie und seinem Umfeld (auch weil man nicht weiß welche Krater die anderen Menschen herausfordern und begleiten.




Comments

  1. Ihre Kommentare sind willkommen und werden nach Möglichkeit von mir gelesen aber nicht veröffentlicht.

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