Kinokritik - Kritik zu "The Room Next Door" - Mitgefühl kein Mitleid - eine 'gute' Traurigkeit
Mit einer phänomenalen Besetzung durch Tilda Swinton und Julianne Moore, beeindruckender Bildsprache und einer mitreißenden Handlung ist dieser Film ein unvergessliches Kinoerlebnis, welches ich auch hatte.
Aus Almodóvars Kinofilm "The Room Next Door" nehme ich die Bestätigung und Quintessenz mit, dass das Leben vergänglich ist, zerbrechlich ist aber auch 'zerbrechend' sein kann, voller Schönheit und Verbindungen zu Dingen, Erlebnissen und so sehr zu anderen Menschen.
Der Film lädt uns dazu ein, uns unserer eigenen Verletzlichkeit bewusst zu werden und die Bedeutung tiefer menschlicher Beziehungen zu schätzen. Zudem erinnert uns, jedenfalls bei mir tut dies der Film, dass es nie zu spät ist, Versöhnung zu suchen und die Verbindung zu alten Freunden oder geliebten Menschen wiederherzustellen. Er erinnert uns daran, dass wir die kostbaren Momente im Leben wertschätzen und die Beziehungen zu anderen Menschen pflegen sollten.
Schließlich zeigt uns der Film auch, wie wichtig es ist, sich mit dem Thema des Todes auseinanderzusetzen und die eigene Endlichkeit anzunehmen, um bewusster und erfüllter zu leben.
Meine Inhaltsbeschreibung ohne Spoilern
Almodóvars Kinofilm "The Room Next Door" thematisiert, um es in meiner Wahrnehmung in einem Satz zu formulieren, die Verletzlichkeit des Lebens und parallel dazu die Suche nach menschlicher Verbundenheit.
Tilda Swinton spielt Martha, eine ehemalige Kriegsberichtserstatterin, die nun an Gebärmutterhalskrebs sterbenskrank ist und ist bestrebt, sich mit ihrer alten Freundin, Ingrid (Julianne Moore), wieder in Verbindung zu kommen. Ingrid (Julianne Moore) ist inzwischen eine renommierte Schriftstellerin geworden. Martha und Ingrid waren einst Kolleginnen bei einem angesagten New Yorker Magazin und teilten kurzzeitig einen Liebhaber, Damian (John Turturro), aber sie haben sich jahrelang nicht gesehen - ihre Leben haben sie auf verschiedene Pfade geführt - die sich nun wieder begegnen.
Die beiden Frauen sprechen viel über Literatur, über Faulkner und Hemingway, was kein Wunder ist bei deren Berufen, und es gibt eine Fülle von literarischen und filmischen Verweise auf aktuelle Bücher und Filme wie James Joyces "The Dead" und Roger Lewis' kürzlich veröffentlichtem "Erotic Vagrancy".
Der Film zeigt auch ganz wunderbar, das erinnert mich an meine Frau und viele meiner Freitodbegleitungen, wie wohlerwogen, lange abgewogen der Entschluss für diesen Weg bei Martha ist - ein Weg, ein guter Weg und in keiner Weise ein Fluchtweg. Martha weiß nicht genau, wann sie ihr eigenes Leben beenden wird. Sie erklärt Ingrid, dass sie jede Nacht die Schlafzimmertür einen Spalt breit offenlassen wird. Der Morgen, an dem sie geschlossen ist, ist der Morgen, an dem sie fort sein wird.
Der Film wird immer reicher und wahrer, spürbarer, bekommt emotionale Tiefe, je mehr Martha und Ingrid ihre Freundschaft neu beleben, sodass die geschlossene Tür und der Abspann mich mit einer 'guten' Traurigkeit zurückgelassen hat.
Das ist meistens der Weg bei jeder guten Geschichte und wahrscheinlich auch bei jeder lohnenswerten Beziehung, denn das Leben ist endlich, die Uhr tickt und es ist immer später als wir denken.
Mitgefühl kein Mitleid - eine 'gute' Traurigkeit
Durch die phänomenale (sorry aber ein anderes treffendes Adjektiv fällt mir für die beiden Frauen / Schauspielerinnen nicht ein), eindrucksvollen schauspielerischen Leistungen von Tilda Swinton und Julianne Moore entfaltet sich vor den Augen der Zuschauer eine bewegende und zugleich faszinierende Geschichte, holen den Zuschauer in deren Geschichte, deren Leben und Leiden. Almodóvar gelingt es, die Fragilität des Lebens und die damit verbundenen Emotionen auf eine einzigartige Weise zu erfassen und zu präsentieren. Dies macht den Film so berührend und lässt die Zuschauer tief in die Geschichte eintauchen und mit den Charakteren mitfühlen - und wie ich meine auch - gelingt es Pedro Almodóvar, Tilda Swinton und Julianne Moore die Gratwanderung zwischen Mitgefühl und Mitleid. "The Room Next Door" wird sicherlich ein weiterer Meilenstein, so denke ich, in Almodóvars, Tilda Swintons und Julianne Moores beeindruckenden Karrieren sein und wird sicherlich lange in Erinnerung bleiben - und so hoffe ich die Menschen die Tür öffnen über Leben, Sterben und Tod zu sprechen, als Gesellschaft, in Familien und Freundeskreisen und selbst zu reflektieren, selbst wahrzunehmen wie man selbst über das Lebensende, über Werte, Sinn und Würde, die eigene Würde.
Hier noch der Trailer zum Film:
Mein Resumee
Dieser Film stellt nicht die Realität darstellen und tut es trotzdem. In jedem Fall aber nicht die Realität wie sie die meisten Leute kennen. Ja es ist ein Melodram, eine einzigartige Welt übertrieben poetischer Dialoge, aber Dialoge die ich bei meiner Frau und Menschen denen ich geholfen habe, erlebt habe. Ein toller Film der multidisziplinärer künstlerischer Ausdrucksformen und leise wütende Kritik an der Politik.
Wer sollte ihn anschauen?
Wenn man mich fragt, wer sich diesen Film anschauen sollte, würde ich sagen jeder und insbesondere diejenigen, die sich mit den Themen Leben und Sterben auseinandersetzen. Jeder, der die Alternativen von Leben und Tod in Betracht zieht, ob es nun das Warten auf einen natürlichen Tod ist, Palliativpflege, Hospiz oder das Sterben mit Selbstbestimmung, Wohlerwogenheit und in Würde.
Wer sollte ihn anschauen? Dieser Film wird auch diejenigen ansprechen, die sich für menschliches Verhalten und Beziehungen interessieren. Aufgrund seines Inhalts und Themas würde ich den Film für Erwachsene und ältere Teenager empfehlen.
Comments
Post a Comment