Sterbehilfe - Wenn Leben zur Last wird - Artikel in der FR und meine Gedanken

Der Sterbetag meiner Frau ist nun fast 2 Jahre her - Der Tag an dem mein Frau die Infusion öffnete, die sie einschlafen ließ, war voll Würde
Dieser so traurige, aber auch gleichzeitig gute Tag wandelte sich als die Polizei kam, die Beamten waren vollkommen kopflos und rechtlich uninformiert - ich habe die Beamten auf alles Hinweisen müssen und darauf drängen die Kriminalpolizei / den Kriminaldauerdienst zu verständigen. Etwas besser war es dann mit dem Kriminaldauerdienst, den ich zwei Wochen vorher über den bevorstehenden Freitod informiert habe, um die Abläufe nach dem Ableben für alle Seiten so gut als möglich zu machen. 

Ich wurde aber auch ambitioniert die folgenden Gedanken niederzuschreiben, da ich einen sehr gute Artikel von  Frau Karin Dalka in der Frankfurter Rundschau gelesen habe: Sterbehilfe in Deutschland: Wenn das Leben zur Last wird (vom 24.05.2023)

 Ich möchte gerne den Schlussabsatz zitieren:

"Der Blick in viele Nachbarländer zeigt: In freiheitlichen Gesellschaften arbeitet die Zeit für mehr Selbstbestimmung am Lebensende. Damit Menschen wie Gerda R. ihren Weg gehen dürfen. Dabei ist es dem Staat unbenommen, Regeln zu setzen, um vulnerable Menschen schützen. Ob der deutsche Gesetzgeber die Klugheit hat, eine sensible, praktikable und verfassungskonforme Lösung zu finden, muss er nach seinem ersten misslungenen Versuch erst noch beweisen. Es ist nicht auszuschließen, dass kein Vorschlag im Bundestag durchkommt. Dass also alles bleibt, wie es ist."
Sätze die so auch von mir sein könnten wobei ich den Namen von "Gerda R." durch den meiner Frau ersetzen könnte. 

Noch ein paar Gedanken von mir ...

Wie schon wieder und wieder erläutern gehört Sterben und der Tod zum Leben wie die Geburt - für jeden Einzelnen, für jede Familie, für Menschen die sich kenn wie Freunde und Verwandte aber auch für unsere Gesellschaft. Wie wir im Kleinen und in der Gesellschaft mit mit den Sterbenden und dem Sterben umgeht ist im Wandel wie dies wahrgenommen wird und wie wir menschlich und gesellschaftlich damit und mit diesen Menschen umgehen und umgehen wollen.
Gestorben wird nicht im rechtsfreien Raum. Gesetze können menschliche Zuwendung weder verordnen noch sie ersetzen. Aber jeder, der Angehörige oder Freunde beim Sterben begleiten oder ihnen beim Sterben helfen will, sollte vorab wissen können und sich verlassen können, wie weit seine Hilfe aussehen darf und an welche Regeln man sich halten kann. 
In einer unserer freiheitlichen Gesellschaft sind das vor allem die Selbstbestimmung des Sterbenden und dessen individuelle Würde und Wertevorstellungen - eingebettet in ein mehr oder weniger gutes Vertrauensverhältnis zu Angehörigen sowie Pfleger/innen und Ärzt/innen. Wie weit sterbende Menschen ihr Lebensende selbstbestimmt gestalten können, ist auch ein gesellschaftliches Anliegen, das offenkundig immer deutlicher artikuliert wird.
Nach wie vor wird das Thema Sterben oft tabuisiert und die Themen Suizid und Brutalsuizide mit Fällen und Endschlüssen zur Sterbehilfe und Freitod. Viele Menschen machen für ihr Sterben selbstbewusst das Rechts auf Freiheit, Selbstbestimmung und Würde geltend, die sich zunehmend auch auf die Umstände und den Zeitpunkt des Todes und oft auch der Wunsch des Bild erstrecken, das diese Menschen in der Erinnerung deren Angehörigen hinterlassen möchten. Sie wollen das Bild eines würdevollen Menschen hinterlassen und nicht das eines Mensch der nur durch Maschine erhalten wurden, und / oder leidend, verkümmernd eines Schatten deren selber, ein Mensch der während der letzten Tage, Wochen oder Jahre nur noch existierte, aber nichts mehr mit leben zu tun hatte. 

Dabei ist zu bedenken, dass die meisten Todesfälle heute nicht unversehens, sondern absehbar und erwartet auftreten. Viele von ihnen setzen die bewusste Entscheidung voraus, das Leben eines Menschen enden, ihn sterben zu lassen.

Es wichtig, dass wir einen offenen, ehrlichen Dialog in Familien und Gesellschaft über Sterben und Tod führen.


 

Comments

  1. Kommentare sind willkommen, ich lese die Kommentare, und nach Möglichkeit und Bedarf antworte ich - jedoch werde ich aus verständlichen Gründen keine veröffentlichen - Danke.

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