"Ermöglichen, nicht fördern"
Eine Gruppe Abgeordneter (mehr dazu im Artikel: Wider dem Grundgesetz, Wider dem BVerfG & Wider der Würde) legt einen Gesetzentwurf zur Sterbehilfe vor. Ein Gesetzentwurf der Leidende und Helfer unter Druck setzen sollte, Informationsfreiheit einschränken und in letzter Konsequenz Haftstrafen und Berufsverbot bedeuten sollte.
Mit diesem Artikel möchte ich den drei einfach Worte gerecht werden - „Ermöglichen, nicht fördern“
Suizid kann verhindert werden. Freitod kann ermöglicht werden.
Begriffsklärung
Begriffsklärung vorweg, und zur Klarstellung, dass es sich um zwei Welten dreht, die meiner Auffassung nach und der Wortgeschichte nach keine Schnittmenge hat. Begrifflichkeiten die sehr bewusst von vielen Hardlinern und Kritikern im falschen Kontext verwendet werden um im Vorhinein ein Handlungs- und Weltbild zu suggerieren.
Die lateinische Bezeichnung "Suizid" (Suicid = Tötung seiner / selbst = sui „seiner [selbst]“ und caedere „töten, morden“) hat nun einmal seine begriffliche Nähe zur Suizidalität. Suizidalität der psychischen Zustand, in dem Gedanken, Phantasien, Impulse und Handlungen anhaltend, wiederholt oder in krisenhaften Zuspitzungen darauf ausgerichtet sind, durch den eigenen Tod sich dem Leben zu entziehen / zu fliehen.
Ein Freitod ist eine andere Welt - Die Bezeichnung Freitod steht dafür, dass sich ein Mensch im Bewusstsein seines Geistes, Wohlerwogenheit und selbstbestimmt ableben will - Beendigung des eigenen Lebens, welche unter vollstem Bewusstsein und durch den eigenen, freien Willen vollzogen wird / werden soll.
Oder ein anderes Gedankenbild - da ich in Bildern denke. Ein Suizid ist eine ängstliche, sorgenvolle, oder anders motivierte Flucht aus dem Leben. Ein Freitod ist ein wohlerwogener Weg und eine klare, individuelle Verneinung anderer Wege, der selbstbestimmte, persönliche Weg vom Leben zu einem willkommenen Tod
Empathisches Verstehen und offene Kommunikation
Beim Gespräch, Prävention oder auch andere Hilfe geht es um das empathische Verstehen der Innenwelt des Gegenübers. Und für mich als Zuhörender geht es darum ein Bild zu bekommen von dessen Welt - und während der Kontaktaufnahme und Gespräch eine Einschätzung, ob es um eine suizidale Person, oder um einen schlüssigen Wunsch eines Freitodes - und dies ist ein Prozess und braucht für alle Seiten eine Zeit zum ‘sacken-lassen’ und empathische Verstehen.
In aller erster Instanz ist es wichtig auszuschließen, ob die Überlegungen im Zusammenspiel mit einer krankhafter Störung gefasst wurde oder einem nötigenden Einflüssen zu dem Entschluss gekommen ist. Dies gilt für beide Hilfsfälle ob es um einen Suizid oder Freitod geht.
Verstehen und Erkennen der Entwicklung zu dem Wunsch zum Sterben - und damit ob es suizidale Entwicklungen und Krisen sind, und damit eine Beurteilung des aktuellen Suizidrisikos, und wenn es um einen Suizid geht . Strategien und Methoden der Risikoabschätzung, Krisenintervention.
Andererseits wenn es um einen Freitod geht, Verstehen und Erkennen der Dauerhaftigkeit, Wohlerwogenheit, ob bei einer Krankheit medizinischen Angebote (z. B. Psychiatrie, Palliativmedizin, Intensivierung der Pflege, etc.) bekannt und abgewogen wurden. Der Entschluss zum Freitod muss ernstlich und nachhaltig gefasst worden sein und für eine längere Dauer bestehen. Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, handelt der Sterbewillige freiverantwortlich und übt sein Grundrecht auf einen Freitod und freiverantwortliches Sterben aus.
Wenn man einen freitodwillige Sterbewilligen vor sich hat, bekommt man den Eindruck und ist es unabdingbar, zur Überzeugung zu kommen, dass diese Person nicht aus einem Affekt heraus handelt und argumentiert, sowie die möglichen Alternativen kennt. Und nach einem dauerhaft Entscheidungsprozess, sehr genau weiß, was sie oder er tut und was diese Person will und nicht will, die Entscheidung und das Urteil über das eigene Leben in sich schlüssig und individuell durchdacht hat (eine mir wichtige Bemerkung, eine Entscheidung und Urteil, welche Außenstehenden nicht zusteht in Frage zu stellen!) - Zusammenfassend, so eine Person die einen Freitod wünscht, wird deren Konstanz, Autonomie und den Wunsch den Freitod eigenhändig ausführen zu können, wenn noch möglich, und damit die Tatherrschaft zu besitzen schlüssig darlegen können.
Offenes empathisches Verstehen und offene Kommunikation über Sterbewunschgedanken und Gefühle kann Leben retten - ob es nun Freitod ist, wenn das Leben nur noch ein Existieren ist, oder ob man ein Leben rettet über das Verstehen und die Beurteilung des aktuellen Suizidrisikos.
Hilfe leisten
Man sollte nie die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten unterschätzen, einer suizidalen Person zu helfen und unter Umständen ein Leben zu retten und vor der Flucht vor sich selber präventiv und aktiv zu helfen.
Oder einem Menschen bei dem wohlerwogenen Weg zum Freitod beizustehen.
Wo findet man Hilfe im Fall von einem Suizidwunsch:
Deutsche-Depressionshilfe
Info-Telefon Depression: 0800 33 44 5 33
Telefonseelsorge
Per Telefon: 0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222 oder 116 123
per Mail und Chat unter online.telefonseelsorge.de
Nummer gegen Kummer
Telefon: 0800 111 0 333 oder die EU Rufnummer 116 111 (Kinder & Jugendliche) Weitere Infos zu den Kinder- und Jugendtelefonen in findet man hier: www.116111.eu
Telefon: 0800 111 0 550 (Erwachsene)
Ihre Kommentare sind willkommen. Ich werde diese lesen und nach Notwendigkeit und Möglichkeit beantworten, jedoch nicht veröffentlichen.
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