Kindern nach Traumatischen Ereignissen helfen - Altersstufe von 6 bis 12 Jahren

Dies ist der dritte Artikel in einer Reihe von Artikeln um Kinder bei und nach traumatischen Ereignissen zu helfen, darum beginnt dieser Artikel auch mit Punkt 5

Aufbauend auf den ersten Artikeln:

"Kindern helfen, eine Helfende Hand reichen um mit Traumatischen Ereignis zurechtzukommen  (Erster Fassung)

Der zweite Teil war ...

"Kindern im Alter von 0 bis 6 Jahren helfen, nach einem Traumatischen Ereignis"

Bitte lesen Sie die vorangegangenen Teile, zwingend ist es aber auch nicht - aber hilfreich ... 


5. Wie Sie Kindern im Alter von 6-12 Jahren helfen können

Kinder in diesem Alter können zwar schon besser über ihre Gedanken und Gefühle sprechen und schwierige Situationen besser meistern, aber sie suchen immer noch nach Trost und Anleitung bei ihren Eltern. Indem Sie zuhören, zeigen Sie Ihr Engagement. Wenn beängstigende Dinge passieren, kann es für ein verängstigtes Kind am beruhigendsten sein zu erkennen, dass die Eltern (immer noch) ihre Rolle als Eltern einnehmen und Stabilität ausstrahlen.

Typische Reaktionen von Kindern von 6 bis 12 Jahren können sein:

  • Angstgefühle
  • Vermehrte Aggression, Wut und Reizbarkeit (wie zum Beispiel, mobben oder Streit mit Gleichaltrigen)
  • Störungen des Schlafes / Albträume
  • Appetitlosigkeit
  • Sich selbst die Schuld für das Geschehene geben
  • Unberechenbares Verhalten, Launenhaftigkeit oder Weinen
  • Sorgen um die eigene Versorgung
  • Angst vor zukünftigen Verletzungen oder dem Tod von nahestehenden Personen
  • Das Ereignis ableugnen oder verdrängen
  • Klagen über körperliche Symptome wie Magenschmerzen, Kopfschmerzen und Müdigkeit, die auf Stress zurückzuführen sind
  • Immer wieder die gleichen Fragen stellen
  • Sich weigern, über das Ereignis zu sprechen (häufiger bei Kindern im Alter von 9 bis 12 Jahren)
  • Sich von sozialen Kontakten zurückziehen
  • Schwierigkeiten mit dem Gedächtnis und der Konzentration in der Schule, Verweigerung, zur Schule zu gehen.


Was Sie tun können - Wie Sie helfen können:

  • Beruhigen Sie Ihr Kind, in dem Sie ihm versichern, dass es sicher ist. Kinder fühlen sich in diesem Alter durch Fakten beruhigt. Nutzen Sie klare Worte, etwa "Hausbrand", "Überschwemmung", "Sturm", "Erdbeben". Wissen gibt Kindern dieses Alters ein Gefühl der Kontrolle und lindert ihre Ängste
  • Bewahren Sie so viel "Normalität" wie möglich. Regelmäßige Schlaf- und Mahlzeiten geben Kindern ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Falls Sie obdachlos geworden sind oder umziehen mussten, erstellen Sie neue Routinen und lassen Sie Ihr Kind mitbestimmen - zum Beispiel, welche Geschichte es vor dem Schlafengehen hören möchte. Dies gibt ihm während unsicherer Zeiten ein Gefühl der Kontrolle.
  • Begrenzen Sie die Zeit, die Ihr Kind mit dem Smartphone, vor dem Fernseher, oder Social Media verbringt. Je mehr schlechte Nachrichten Schulkinder hören, desto ängstlicher werden sie. Nachrichtenbilder können das Trauma verschlimmern, also setzen Sie sich zu Ihrem Kind, reden Sie darüber.
  • Nutzen Sie die Zeit, um mit Ihrem Kind über seine Sorgen oder Bedenken zu sprechen. Fördern Sie Gespräche, indem Sie in der Familienzeit darüber sprechen, was in der Familie und der Gemeinschaft passiert. Fragen Sie sie auch nach den Meinungen ihrer Freunde, um eventuelle Fehlinformationen korrigieren zu können.
  • Seien Sie ehrlich und präzise bei der Beantwortung von Fragen. Wenn Ihr Kind eine Frage stellt, erkundigen Sie sich nach seinem Verständnis, um genau zu wissen, was es sorgt. Geben Sie eine beruhigende Antwort. Es ist okay, zu sagen "Ich weiß es nicht", aber sie sollten keine Spekulationen äußern oder Gerüchte verbreiten.
  • Sprechen Sie mit Kindern, die nicht sprechen möchten. Teilen Sie Ihre eigenen Gefühle - zum Beispiel könnten Sie sagen: "Das war sehr beängstigend und manchmal wache ich auf, weil ich daran denke. Wie geht es dir damit?" Dies hilft Ihrem Kind zu verstehen, dass es mit seinen Sorgen nicht alleine ist. Seien Sie jedoch vorsichtig und teilen Sie nicht zu viele Details über Ihre eigenen Ängste.
  • Halten Sie die Kinder beschäftigt. Ihre alltäglichen Aktivitäten könnten unterbrochen worden sein. Helfen Sie den Kindern, alternative Aktivitäten zu finden und organisieren Sie Spielgruppen mit anderen Eltern.
  • Beruhigen Sie die Sorgen um die Sicherheit der Freunde Ihrer Kinder. Erklären Sie ihnen, dass die Eltern ihrer Freunde genauso für ihre Sicherheit sorgen, wie Sie es tun.
  • Sprechen Sie über die' Heilung' der Gemeinschaft. Informieren Sie die Kinder über Maßnahmen zum Schutz der Menschen und die Wiederherstellung der öffentlichen Dienstleistungen.
  • Motivieren Sie die Kinder, anderen zu helfen. Dies kann in einer Zeit, in der sie sich möglicherweise hilflos fühlen, ein Gefühl von Erfolg und Bedeutung geben. Kleinere Kinder können kleine Aufgaben zu Hause erledigen, während ältere Kinder möglicherweise bei freiwilligen Projekten in der Schule, im Verein oder der Gemeinde helfen können.

Vermitteln Sie Hoffnung. Kinder brauchen eine positive Zukunftsperspektive, um sich von belastenden Erlebnissen zu erholen. Sagen Sie beispielsweise bei einer Naturkatastrophe: "Menschen aus allen Teilen des Landes senden medizinische Hilfe, Essen und Wasser. Sie haben neue Orte errichtet, um verletzte Menschen zu behandeln und sie bauen neue Häuser. Es ist nur für kurze Zeit so schwierig."


Wie Sie Kindern zwischen 6 und 12 Jahren helfen können, mit dem Tod einer geliebten Person umzugehen:

  1. Finden Sie heraus, was Ihr Kind denkt und fühlt. Stellen Sie Fragen, um zu verstehen, was Ihr Kind wissen möchte. Sie könnten zum Beispiel sagen: „Ich war sehr traurig, als Oma gestorben ist. Wie geht es dir damit? Es ist schwierig, daran zu denken, oder?“

  2. Nutzen Sie klare Worte. Vermeiden Sie Umschreibungen für den Tod wie "er ist an einen besseren Ort gegangen". Solche vagen Formulierungen können Schulkinder eher verwirren. Sagen Sie stattdessen etwas wie: "Oma ist gestorben, sie wird nicht zurückkommen und es ist in Ordnung, darüber traurig zu sein."

  3. Seien Sie so konkret wie möglich. Nutzen Sie einfache Zeichnungen, um Dinge wie den Körper und Verletzungen zu erklären.

  4. Klären Sie Ihr Kind auf. Erklären Sie ihm, dass Wut und Traurigkeit normale Reaktionen sind und dass es sich später schlechter fühlen könnte, wenn es seine Gefühle unterdrückt.

  5. Bereiten Sie Ihr Kind auf bevorstehende Veränderungen in Routinen oder im Haushaltsablauf vor. Besprechen Sie, was diese Veränderungen für Ihr Kind bedeuten könnten.

  6. Beruhigen Sie Ihr Kind. Helfen Sie ihm zu verstehen, dass es normal ist, während dieser Zeit Probleme in der Schule, mit Freunden oder in der Familie zu haben.

  7. Ermutigen Sie zu einer sinnvollen Bewältigungsstrategien und -methoden zur Trauer. Ihr Kind möchte vielleicht auch einen Brief an die verstorbene Person schreiben oder ein Bild malen, das Sie aufhängen können. Je nach Glauben und Religion, beten Sie gemeinsam als Familie, oder mit dem Kind und nehmen Sie Ihr Kind mit zur Kirche, um eine Kerze anzuzünden. 

  8. Haben Sie Geduld. Kinder bis 12 Jahre glauben möglicherweise, dass der Tod rückgängig gemacht werden kann und könnten Schwierigkeiten haben, zu akzeptieren, dass die Person nicht zurückkehrt. Sie müssen vielleicht wiederholt erklären: "Er/Sie ist gestorben und wird nicht zurückkehren und das macht mich traurig."

  9. Ermutigen Sie Familien, über den Tod eines geliebten Menschen zu sprechen, auch das Sprechen bei einem Suizid oder Freitod ist altersgerecht möglich und hilfreich (Siehe Talking about Death - Talking to Children about Suicide). Wenn Familien gemeinsam sprechen und traurig sein können, ist es wahrscheinlicher, positiv und förderlich, dass Kinder ihre Gefühle teilen - Gefühlen den Raum geben.



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