Meine Haltung zum Sargo

Eigentlich war oder ist geplant, dass 2024, der erste Mensch im Sarco sterben kann. Doch auch in der Schweiz sind die Hürden für die angeblich friedlichste Form des Sterben höher als gedacht und wird sehr kritisch betrachtet, dass der Sargo eine annehmbare Alternative sein könnte.
In den vergangenen Zeit hatten die Verantwortlichen in dem Kanton in der Schweiz klargestellt, dass sie den Einsatz des Sarco auf ihrem Gebiet nicht tolerieren werden können.

Zum zweiten Mal muss ich eine Triggerwarnung in meinen Artikel aufnehmen. 
Triggerwarnung:
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Der Sargo will ein Alternative für selbstbestimmtes Sterben sein, aktuell wird, wie oben geschrieben,  versucht für diese Kapsel in der Schweiz die Zulassung zu erhalten. Sterbehilfe ist in der Schweiz wie in Deutschland und vielen Staaten erlaubt und möglich, wenn auch wir in Deutschland schwerste Einschränkungen von 2015 bis 2020 hatten. Siehe auch Sterbehilfe - Was ist erlaubt.


Die Funktionsweise des Sargo

Der Sterbewillige legt sich in den Sargo. Im Sargo drückt der Sterbewillige einen Knopf - daraufhin soll sich die Kapsel mit Stickstoff füllen, und der Sterbewillige an Sauerstoffmangel ersticken.


Einen Erläuterung zum Ersticken

Zunächst einmal müsse man zwischen innerem und äußerem Ersticken unterscheiden: Bei innerem Ersticken kann zwar genug Sauerstoff in die Lunge gelangen, doch wie beispielsweise bei einer Kohlenmonoxid-Vergiftung wird das O2 nicht mehr weiter vom Blut zu den Zellen transportiert.

Beim so genannten äußerem Ersticken kommt von Außen nicht genug oder kein Sauerstoff im Körper und Hirn an.

Wichtig ist sich immer bewusst zu sein natürliches Atmen ist unwillkürlich. Es befriedigt und versorgt den Körper mit Energie, dem Sauerstoff, ohne die die 'O2-Maschine' nicht arbeitet. Unser Gehirn erkennt, wann wir Luft atmen, kann aber kurzzeitig getäuscht werden, wenn wir reinen Stickstoff atmen. Der Brustkorb hebt und senkt sich, die Lungen blasen sich auf und entleeren sich, aber es ist, als würde man den Benzintank mit Wasser füllen. Der Maschine geht kaputt und versagt, ebenso der Körper. Das Einatmen von Stickstoffgas entleert den Körper schnell von Leben und man weiß, dass man stirbt - von innen heraus und bewusst.
Stickstoff ist ein Erstickungsmittel. Er löscht eine brennende Kerze aus und vernichtet ein Leben, indem es Sauerstoff verdrängt. Stickstoff macht nicht high, Stickstoff ist nicht berauschend, wenn Sie Stickstoff einatmen. Meine erste Assoziation ist die 'gasförmige Version' eines Knies auf dem Hals.


In meinen Augen gibt es keinen Grund diese Art des Sterben in Erwägung zu ziehen

In meinen Augen ist Stickstoffgas eine besonders unheilvolle Art, Menschen zu sterben zu lassen / zu töten.

Diese Kapsel hat meiner Ansicht nach nichts was positiv wäre. Zum Erstickungstod habe ich ja oben schon etwas geschrieben und im letzten Absatz nenne ich die Erkenntnisse des Protokoll für Hinrichtungen unter Stickstoffhypoxie.
Wer sich in diese Kapsel reinlegt muss noch sehr mobil sein.
In den letzten Momenten des Sterben ist man abgekapselt von seinen Lieben, da ist keiner der einem noch die Hand hält, im letzten Moment einen Kuss gibt, nahe sein kann, getrennt durch eine Scheibe oder je nach Körpergröße nur noch eine Kunststoffplatte vor dem Gesicht. 

Meine praktischen Erfahrungen in der Sterbehilfe haben mir klar aufgezeigt, dass mit dem Wissen der modernen Anästhesie keine Notwendigkeit für diesen Weg gibt, zumal mir es um Würde, Ethische Grundsätze und Menschlichkeit geht von der Geburt bis zum Tod. Im letzten Moment noch eng mit seinen Lieben zusammen zu sein. Mir war es wichtig meiner Frau auch in den letzten Sekunden sehr sehr nahe zu sein, und ich denke ihr ging es ebenso wenn nicht noch mehr um diese Nähe.

In der Anästhesie werden heute viele Chemikalien in gasförmiger Form eingesetzt. Ihre Wirkungsweise sind jedoch komplex. Als Narkosemittel verwendete Gase haben unterschiedliche Wirkstärken und im Allgemeinen reicht eine kleine Menge aus. Narkosegas muss mit Luft oder Sauerstoff gemischt werden, da der Körper ständig Sauerstoff als Energiequelle benötigt. Die Wirkung wird manchmal als Schlaf beschrieben, aber das ist nicht der Fall. Denken Sie stattdessen an eine sich drehende Schallplatte: Die Nadel wird für eine gewisse Zeit aus der Schallplatte gehoben und dann wieder an genau derselben Stelle platziert. Für den Patienten scheint keine Zeit vergangen zu sein. Wenn die Anästhesie fachmännisch verabreicht wird, bleibt der Patient durch die Gaseinwirkung im Allgemeinen unverletzt. In der Phase, in der Narkosegase eingeatmet werden, bevor der gewünschte Zustand erreicht wird, können manche Gase ein angenehmes Gefühl hervorrufen. Äther war dafür bekannt und wurde deshalb missbraucht. Die Mediziner verwenden Äther schon viele Jahre nicht mehr, da Äther leicht entflammbar ist. Damit komme ich zurück zum Stickstoff, einem allgegenwärtigen Element, das fast 80 Prozent jedes Atemzugs ausmacht, den Rest macht Sauerstoff aus. Den gesamten Stickstoff, den wir einatmen, atmen wir wieder aus. Als Brennstoff für den Körper ist er wertlos.
Bevor es nach seiner Entdeckung durch den schottischen Arzt Daniel Rutherford im Jahr 1772 Stickstoff genannt wurde, hatte der französische Chemiker Antoine Lavoisier vorgeschlagen, es Azote zu nennen, nach dem altgriechischen Wort für „kein Leben“. Azote ist das frühere Englische und das Französische Wort für Stickstoff.

In Deutschland, der Schweiz und anderen Staaten haben sich zur Sterbehilfe Medikament per Infusion mehr als bewährt und ermöglicht einen wirklich sanftes Sterben. Zumeist sind es Pentobarbitale, welche mittellang wirkende Barbiturate sind. Zum einen ist es Natrium-Pentobarbital, welches in der Humanmedizin als Schlafmittel verwendet und wird in der Tiermedizin zum Einschläfern genutzt wird - für Sterbehilfe in Deutschland nicht verfügbar in der Schweiz hingegen. Das Mittel Thiopental ist ebenso ein Barbiturate, ein schnellwirkendes Hypnotikum mit sehr raschen Wirkeintritt das vor allem in der Narkoseeinleitung genutzt wird. Thiopental ist in der Schweiz verboten und ist in Deutschland komplikationsfrei erlaubt und wurde / wird von den Sterbehilfevereinen wie auch in meinen Begleitungen eingesetzt.


Der Sargo lässt Assoziationen zu der Hinrichtungsmethode in den USA aufkommen

In der USA ist das Ersticken durch Stickstoff / Stickstoffasphyxie als Hinrichtungsmethode in Alabama, Oklahoma und Mississippi erlaubt - doch Oklahoma und Mississippi, haben meinen Recherchen nach bislang es nicht angewendet. Alabama in wenigen Fällen - Ende 2023 veröffentlichte das Alabama Department of Corrections sein Protokoll für Hinrichtungen unter Stickstoffhypoxie. Darin wurde dokumentiert, dass die Hinrichtung unter Verwendung des Stickstoffhypoxieprotokolls keine humane Hinrichtungsmethode ist. Die Zeugen und die Studie belegt, die die Hinrichtung beobachteten, dass die zu Todeverurteilten mehrere Minuten lang „sich heftig hin und her gewälzt haben“, der Tod sei zehn Minuten nach der Verabreichung des Stickstoffs in die Kammer eingetreten. Das Töten von Sträflingen mit Stickstoff ist noch schlimmer als die Todesspritze


Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln wider was ich in Erfahrungen bringen und machen  konnte.

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