Würde und Lebensqualität

Einer meiner Leitgedanken:
Du kannst dir nur bedingt aussuchen wann du stirbst und auch nur bedingt wie du stirbst.
Aber DU kannst entscheiden WIE du lebst. Und das kann dir sagen wie du nicht leben willst.
Das Leben und die Liebe kann so wundervoll sein. Es gibt Augenblicke, da möchte man zerspringen vor Glück oder vor Schmerz. Und stets kann etwas Neues geschehen, und man glaubt, man sei im Himmel. Aber wenn das Leben keine Qualität mehr für einen selber hat.Die Hoffnung nur Hoffnung ist sollte man definieren können wie man gut die letzten Tage verbringen und genießen kann und mit möglichst wenig Schmerz und Leid gehen kann.


Qualität und Würde

Die Lebensqualität und die Würde eines Menschen und Individuum ist ein vielschichtiger, individueller, wandelbarer und anpassungsfähiger Begriff, der sich im Leben und im Kranksein wandelt. 

Würde und Lebensqualität, hierzu finden sich an verschiedensten Stellen der Gesellschaft, bei Glaubensrichtungen, in Gesetzen und auch in der Philosophie eine Reihe von Definitionen und Betrachtungen aber keine allgemeingültige anerkannte Definition. 

Die Weltgesundheitsorganisation beschreibt Lebensqualität als „subjektive Wahrnehmung einer Person über ihre Stellung im Leben in Relation zur Kultur und den Wertesystemen, in denen sie lebt und in Bezug auf ihre Ziele, Erwartungen, Wertmaßstäbe und Anliegen“.

In der Medizin wird sie als multidimensionales Konstrukt gesehen und anhand von formalen Fragebögen gemessen – Sidenote und spitze Bemerkung von mir: Wer tut dies ernsthaft, und glaubt ernsthaft über einen Fragebogen die Qualität, Würde, Selbstachtung und Selbstbetrachtung eines Menschen 'messen' zu können und nicht nur weil ihr oder ihm nichts anderes zur Hand ist? Dies ist eine Rhetorische Frage!

Eigene Würde und die eigene Qualität im und am Leben ist wahrlich nicht einfach zu definieren, aber einfach zu erkennen. Wir sehen, spüren diese Dinge wenn sie geschehen und wenn sie uns begegnen und wir sie erleben dürfen - aber auch wenn wir sie verlieren.


Widersprüche

Dabei treten müssen zwangsläufig verschiedene Widersprüchlichkeiten, Abweichungen, und Missverhältnisse auftreten, da nun einmal Würde und Qualität subjektiv jedem ganz persönlich inne wohnen und durch die persönliche Erfahrung, Erwartung und eigene Haltung und Werte geprägt und bedingt sind. Und damit eine Fremdbeurteilung von Lebensqualität sowie das Einordnen von Zufriedenheit nicht möglich  oder nicht nachvollziehbar sind. 

Es stellt sich übergeordnet die Frage, was Lebensqualität für einen kranken Menschen ausmacht. Daraus ergibt sich die Fragen danach, was mit einem Menschen in Anbetracht einer schicksalhaften und unabwendbaren Diagnose passiert - was in diesem Menschen vor geht, was Kranksein ganz individuell für den kranken Menschen bedeutet, welche Rolle dabei der Hoffnung zukommt sowie die Frage nach der Annehmbarkeit und Bewältigung des Lebens unter diesen neuen und zukünftigen Lebensumständen. 

Daraus wiederum ergab sich die Frage nach der Unvereinbarkeit von gemessener und subjektiv erlebter und empfundener Lebensqualität. 


Annehmen von Lebenssituationen

Wie in der Trauer die Trauerphasen kennt (je nach Model 4,5 bis zu 7 Phasen (siehe unten)) – wobei ich selber nur sagen kann auch diese Phasen sind akademische Theorie, auch ich bemerkte Trauerphasen über die Monate und Jahre – aber manchmal alle Trauerphasen innerhalb weniger Stunden – soweit also die Theorie der ‚Akademiker‘ (ups ich bin ja selber einer -Asche auf mein Haupt 😊 )  – kennt man oder nennt man beim Annehmen einer schweren Erkrankung auch drei Phasen dargestellt werden kann. In Phase 1, dem Einbruch, ist der kranke Mensch mit der Diagnose konfrontiert, vor sich selbst gestellt und verzweifelt. In Phase 2 findet ein Prozess der Loslösung von bisherigen Bezügen statt. Und in Phase 3 kommt es zu Akzeptanz der gegebenen Umstände. Das Durchlaufen der Phasen soll ein individuell verlaufender Prozess sein. 

Meiner ganz persönlichen Erfahrung nach sind die wesentlichen Stellgrößen für jeden Menschen und insbesondere den kranken Menschen die Lebbarkeit des EIGENEN Lebens, und nicht nur das bloße Existieren, sowie die Lebensbewältigung des Kranksein, das existieren neben und mit der Krankheit - sprich es steht die individuelle Lebenspraxis im Vordergrund. 

Daher ist selbstbestimmte Würde und Lebensqualität als eine höchst individuelle Größe zu charakterisieren, da sie maßgeblich an die Lebensentwürfe des Patienten und somit an seine Persönlichkeit und Selbsteinschätzung gekoppelt und somit weder messbar noch vergleichbar ist.

Lebensqualität sollte nicht auf Basis von Einzelaspekten bewertet oder behandelt werden, zugunsten oder aus einer Notwendigkeit eines Messzwanges einer dritten Person, dem irgendeine abstrakte naturwissenschaftlich orientierte Medizin oder Psychologie zu unterliegen scheint. 

Die Notwendigkeit solcher Auslotungen für einen Arzt, insbesondere wenn es um die Nachvollziehbarkeit einer Freitod-Begleitung geht, will ich gar nicht bestreiten – kann sie auch nur zu gut verstehen – nur geht es nicht um eine Bewertung sondern eher um eine Nachvollziehbarkeit und in sich Schlüssigkeit.

Jedoch ergibt sich die Schlussfolgerung, dass nicht aus den Augen verloren werden darf, dass jedes dieser Messkontingente sich aus Individuen in ihrer Besonderheit und Betroffenheit zusammensetzt, den eigentlichen Faktoren, Werten und Logiken. 


Arzt-Patient-Beziehung

Über das Kultivieren einer sensibleren Arzt-Patient-Beziehung, mittels eines persönlichen unstrukturierten Gesprächs, das sich abhängig von beiden Gesprächspartnern entwickeln kann und nicht nur bloßer Diagnostik, könnte nicht nur der Arzt etwas über die Lebensqualität seines Patienten erfahren, sondern auch der Patient könnte seine Not mit der Bitte um Hilfe auf sein Gegenüber, den Arzt, transzendieren und diesen so wieder als Helfer in der Not wahrnehmen und in ein persönlicheres Verhältnis zu diesem eintreten oder aber in letzter Konsequenz die Hilfe zum Freitod erbitten und erfahren. 

Es geht um Menschlichkeit im und für das Leben – ein lebenswertes Leben – aber auch um ein Sterben ohne unnötiges Leiden und Schmerzen. Es geht um den betroffenen  Menschen und nicht um Angehörige die einen Verlust nicht wahrnehmen oder wahrhaben wollen.


Zitate

"Jemand hat mir mal gesagt, die Zeit würde uns wie ein Raubtier ein Leben lang verfolgen. Ich möchte viel lieber glauben, dass die Zeit unser Gefährte ist, der uns auf unserer Reise begleitet und uns daran erinnert, jeden Moment zu genießen, denn er wird nicht wiederkommen. Was wir hinterlassen, ist nicht so wichtig wie die Art, wie wir gelebt haben".  Captain Jean Luc Picard in Star Trek: Generations

"Wenn du stirbst, bist du vollkommen glücklich und deine Seele lebt irgendwo weiter. Ich habe keine Angst zu sterben. Vollkommener Frieden nach dem Tod, jemand anderes zu werden ist die beste Hoffnung, die ich habe." Kurt Cobain


Tod und Sterben

Nichts fürchten die meisten Menschen mehr als den Tod oder fürchten sie eher das Sterben und den Sterbeprozess? Was bewegt Menschen im Angesicht des Todes? Man sollte darüber sprechen, sich austauschen.

Ich glaube, es braucht wirklichen Mut zu akzeptieren, dass alles, was wir als so wichtig und integral für unser Leben ansehen, verschwinden wird.

Einige von uns werden die Kraft haben, die Angst vor unserer Sterblichkeit zu überwinden und sich dieser unbekannten Reise mutig zu stellen.


Zwei frühere Artikel zu diesem Thema

Sterben und Tod sollte und darf keine Tabus mehr sein - geschrieben im January 2022

Bis wohin reicht mein Leben, und wo beginnt die Nacht - geschrieben im Dezember 2021



Zu den oben genannten Trauerphasen ...

Trauerphasen*

4 Trauerphasen

Phase 1: Nicht-Wahrhaben-Wollen
Phase 2: Aufbrechende Emotionen
Phase 3: Suchen und Sich-Trennen. ...
Phase 4: Neuer Selbst- und Weltbezug.

7 Trauerphasen

Phase 1: Schock
Phase 2: Leugnen
Phase 3: Wut
Phase 4: Gefühlsachterbahn
Phase 5: Akzeptanz
Phase 6: Loslassen
Phase 7: Zu sich selbst finden



Comments

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