Gesprächen mit Bundestagsabgeordneten zu einem neuen Anlauf der Sterbehilferegelung
Einblick nach zwei Gesprächen mit Bundestagsabgeordneten zu einem neuen Anlauf der Sterbehilferegelung aus der Kalenderwoche 33 2025.
Im Juli 2025 berichtete ich über die neue parlamentarische Initiative zur Neuregelung der Sterbehilfe – ein weiterer Versuch, nachdem 2023 zwei konkurrierende Entwürfe im Bundestag gescheitert waren. Inzwischen konkretisiert sich der politische Wille, mit einem überparteilichen, mehrheitsfähigen Gesetzentwurf das Recht auf selbstbestimmtes Sterben gesetzlich abzusichern – ohne eine Rückkehr ins Strafrecht. (Artikel aus Juli 2025 - Ein neuer Anlauf für ein Gesetz – Hoffnung oder Gefahr für die Selbstbestimmung?)
In zwei Gesprächen mit Bundestagsabgeordneten unterschiedlicher Parteien fragte ich gezielt nach dem Stand der Initiative. Dabei wurde deutlich, wie intensiv derzeit an einem Kompromiss gearbeitet wird, der sowohl individuelle Autonomie als auch den Schutz vulnerabler Menschen in den Mittelpunkt stellt.
In diesem Zusammenhang sprach ich auch ein Thema an, das in meiner Arbeit mit Ratsuchenden immer wieder aufkommt: Kann – oder sollte – eine Organspende im Rahmen eines begleiteten, freiwilligen Freitods ermöglicht werden? Die Reaktionen der Abgeordneten waren zurückhaltend bis klar ablehnend. Zwar wurde die ethische Relevanz der Frage anerkannt, doch dominierten Bedenken: rechtliche Unsicherheiten, medizinisch-praktische Hürden – und insbesondere gesellschaftliche Ängste vor einem ethischen Dammbruch. (Artikel zur Organspende)
Deutlich wurde auch, dass sich die Grundhaltungen weiterhin unterscheiden: Während ein Abgeordneter eine sehr religiös geprägte, restriktive Linie vertritt, setzt der andere auf eine ausgewogene Regelung, die Selbstbestimmung anerkennt – allerdings mit klaren Schutzkonzepten.
Beide Gesprächspartner betonten, dass eine gesellschaftliche "Normalisierung" der Sterbehilfe abgelehnt werde. Und tatsächlich ist dieser Begriff emotional aufgeladen. Dennoch zeigen Umfragen, dass viele Menschen es als normal empfinden (und erwarten), über das eigene Lebensende sprechen zu dürfen – und im Falle von Freiverantwortlichkeit, Wohlerwogenheit und Dauerhaftigkeit auch entscheiden zu können. Genau das forderte auch das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil von 2020 ein.
Während nun also unter Beteiligung von SPD, Grünen, FDP, Linken sowie CDU/CSU an einem verfassungsfesten Gesetz gearbeitet wird, bleibt die Verbindung zwischen assistiertem Freitod und Organspende politisch weiterhin tabuisiert. Dabei ist es eine reale, konkrete Frage vieler Menschen, die sich im Leid befinden – nicht aus Egoismus, sondern aus einem zutiefst solidarischen Impuls heraus.
Ob der neue Gesetzentwurf diese ethische und gesellschaftliche Tiefe tatsächlich abbilden wird, bleibt offen. Doch wer ernsthaft über Selbstbestimmung spricht, muss auch den Mut haben, unbequeme Fragen zuzulassen – und ihnen mit Respekt und Klarheit zu begegnen.
Texte in diesem Kontext
Sterbehilfe in Deutschland - Erläutert in 3 bis 4 Minuten (Lesezeit)
Sterbehilfe - Was ist erlaubt? - Wo ist es erlaubt?
Die letzte Entscheidung: Was Menschen zur Sterbehilfe bewegt
Sterbebegleitungen in Deutschland 2024 (Zahlen,Fakten und die Sterbehilfevereine)
Kontakte - Hilfe Im Fall von psychiatrischer Krisen
Notfall
Notaufnahme in der Akutpsychiatrie: In größeren psychiatrischen Kliniken existieren Notaufnahmen mit Fachärzt*innen, die ähnlich funktionieren wie die körperliche Notfallmedizin. Diese sind 24 Stunden täglich erreichbar.
Schnelle Hilfe im Notfall: 112 (Rettungsdienst)
Bei Vergiftungen:
Bei lebensbedrohlichen Symptomen wie Bewusstlosigkeit, Krampfanfällen etc. rufen Sie bitte direkt den Notarzt – in Deutschland über die Nummer 112
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Kostenfreie Informationen bei Verdacht auf Vergiftungen geben rund um die Uhr folgende Giftnotrufe:
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Hilfe - Rufnummern und Websites
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Telefonseelsorge, bundeseinheitliche Nummern
Die Telefonseelsorge bietet kostenfreie Beratung per Telefon, Mail, Chat oder vor Ort. Sie ist für jeden da, für alte und junge Menschen, Berufstätige, Nicht-Berufstätige, Auszubildende, Rentner, für Menschen jeder Glaubensgemeinschaft und natürlich auch Menschen ohne Kirchenzugehörigkeit. Die Gespräche sind anonym und die Mitarbeiter*innen rund um die Uhr erreichbar.
Telefon. 116 123
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Nummer gegen Kummer für Kinder und Jugendliche und Eltern
Nummer gegen Kummer e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, Kindern, Jugendlichen und Eltern ein kompetenter Ansprechpartner zu sein bei kleinen und großen Sorgen, Problemen und Ängsten.
Telefon Beratung für Kinder und Jugendliche: 116 111
Elterntelefon: 0800 111 0 550
https://www.nummergegenkummer.de/
Nationale Kontakt- und Informationsstelle (NAKOS) zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen
Die NAKOS ist die zentrale bundesweite Anlaufstelle in Deutschland rund um das Thema Selbsthilfe. Als Knotenpunkt vernetzt NAKOS die relevanten Akteure. Interessierte, Betroffene und Angehörige finden hier alle notwendigen Informationen. Dabei zeigt NAKOS die Vielfalt und Möglichkeiten gemeinschaftlicher Selbsthilfe auf und fördert und vertritt sie gegenüber Politik und Gesellschaft.
Telefon: 030 - 31 01 89 60
Weitere Hilfe - Gesprächsangebote und Suizidprävention
Kinder- und Jugendtelefon: Das Angebot des Vereins „Nummer gegen Kummer“ richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis sonnabends von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Sonnabend nehmen die jungen Berater des Teams „Jugendliche beraten Jugendliche“ die Gespräche an. nummergegenkummer.de.
Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 - 443 509 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.de
Hebräischsprachige Hotline "Matan": ‚Matan‘ ist ein Projekt der Beratungsstelle ‚OFEK‚ e. V. und der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST). Telefonnummer: 0800 - 000 16 42 Hotline-Zeiten: Jeden Tag der Woche 20:00-22:00 - Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Kirchlichen Telefonseelsorge (KTS) durchgeführt und durch die Deutsche Fernsehlotterie gefördert.
Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de
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