Sterbebegleitungen in Deutschland 2024 (DGHS, Dignitas und Verein Sterbehilfe)
Zahlen für die DGHS, Dignitas und Verein Sterbehilfe
Die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) führte 623 Freitodbegleitungen durch, dabei ist zu bedenken dass die DGHS bei 38 Begleitungen Doppelbegleitungen nennt, also die gemeinsamen Sterbebegleitung von einem Paaren.
Die Organisation Dignitas Deutschland nennt für 2024 eine Zahl von 183 Freitodbegleitungen.
Der Verein Sterbehilfe beziffert deren Hilfe auf 171 Freitodbegleitungen.
Die Gesamtzahl wird auf etwa 1200 geschätzt, da auch Sterbebegleitungen durch Privatpersonen und Ärzte berücksichtigt werden müssen, zu denen meine kleine zweistelligen Begleitungen gehören. Die DGHS stellt fest, dass assistierte Sterbebegleitungen in der Sterbestatistik des Statistischen Bundesamts nicht separat erfasst werden. Eine neue Klassifikation könnte erst 2027 erfolgen.
Wir zählen pro Jahr etwa 1.Millionen Verstorbene pro Jahr in Deutschland, ca.1,02 Millionen Sterbefälle im Jahr 2023, bei Suiziden lag die Zahl bei ca.10.300 im Jahr 2023, und bei Freitoden wie oben, zu Beginn genannt, bei geschätzt 1000 Freitoden im Jahr 2023, die Teil der ca. 10.300 Personen waren. Mehr dazu hier.
Kurz zur Rechtslage und dem Wort Grauzone im Zusammenhang zur aktuellen Rechtslage bei der Sterbehilfe
In einem Satz, es gibt keine Grauzone. Die Rechtslage ist eindeutig und klar vorgegeben vom Bundesverfassungsgericht. Wenn die Entscheidung zur Inanspruchnahme der Sterbehilfe frei verantwortlich von einer urteils- und entscheidungsfähigen Person getroffen wurde, ist diese nicht strafbar. Im Falle eines Missbrauchs gibt es es die Regelungen des Strafgesetzbuchs über die (strafbare) Tötung auf Verlangen - auch schon bei Formfehlern, sowie die Urteile im letzten Jahr(e) gezeigt haben. Diese Debatte ideologisch zu führen, christlich getrieben zu framen, hilft weder der Gesellschaft noch den Betroffenen. Was nötig ist, ist eine breite, vernetzte Suizidprävention und würdevolle Begleitung für Menschen in Not sowie am Ende des Lebens, mit weiterem Ausbau von Palliativmedizin und Hospiz, ergänzt mit einem offenen gesellschaftlichen Dialog, sowie guten Basis und Wissen um die Option der Sterbehilfe.Forsa-Umfrage
In einer Forsa-Umfrage gaben 84 % der Befragten an, der Sterbebegleitungen positiv gegenüberzustehen, obwohl 83 % fälschlicherweise glaubten, diese sei strafbar. Es ist traurig, schade und bedauerlich, dass viele nicht wissen, dass nur in den Jahren 2015 bis 2020 Sterbebegleitungen nahezu unmöglich, da durch den §217 StGB verboten und überaus stark eingeschränkt war. Das Recht auf Sterbebegleitungen bestand in Deutschland mindestens seit 1871.
Zur Frage der Sterbehilfe in der Forsa-Umfrage, für psychisch Kranke war die Meinung geteilt, da viele diese für nicht urteilsfähig hielten.
Bei aktiver Sterbehilfe befürworteten 45 % der Befragten, dass Ärzte todbringende Medikamente verabreichen sollten, besonders bei unheilbaren Krankheiten. Ich selber habe bei der aktiven Sterbehilfe eine recht klare Haltung, dass dies die absolute Ausnahme sein sollte, bei Freitodwilligen, Patienten die weder über Fingerbewegung, Augenbewegung oder Blinzeln die Infusion selbstständig starten können, und damit den letzten zum Tode führenden Akt nicht mehr selber auslösen könne.
62 % der von der DGHS begleiteten Freitodwilligen waren Frauen, das Durchschnittsalter lag bei 79 Jahren. Hauptsächlich nannte man Multimorbidität**, Lebenssattheit und Krebs als Gründe.
** Der Begriff „Multimorbidität” bezieht sich nach allgemeinem Verständnis auf zwei oder mehr gleichzeitig bei einem Patienten vorkommende chronische Erkrankungen, von denen jede für sich vergleichbare Auswirkungen auf die individuelle Krankheitslast hat. Keine dieser einzelnen Erkrankungen kann als Haupterkrankung (Indexerkrankung) bezeichnet werden.
Mehr Umfrage Ergebnisse, zum Beispiel wie Ärzte zur Sterbehilfe stehen, finden Sie unter dem Tag "Umfragen".
Zahlen der letzten Jahre
DGHS
2024 = 623 Freitodbegleitungen
2023 = 419 Freitodbegleitungen
2022 = 229 Freitodbegleitungen
2021 = 120 Freitodbegleitungen
Sterbehilfe Deutschland
2024 = 171 Freitodbegleitungen
2023 = 196 Freitodbegleitungen
2022 = 139 Freitodbegleitungen
2021 = 129 Freitodbegleitungen
Dignitas Deutschland
2024 = 183 Freitodbegleitungen
2023 = 257 Freitodbegleitungen
Mehr zu Sterbehilfevereinen hier
Diagnosen und Gründe
Häufigsten Diagnosen bei Sterbehilfe und MAID (Mehrfach Diagnosen waren möglich)
80 - 60 % Krebs
20 - 10 % Neurologische Erkrankungen und Störungen
15 - 5 % Multiple geriatrische Syndrome
10 - 5 % Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Gründe für den Antrag auf Sterbehilfe und MAID (Mehrfach Nennung war möglich)
90 - 50 % Verlust der Autonomie, von Kontrolle und Unabhängigkeit
80 - 60 % Krankheitsbedingtes Leiden (Schmerzen, Übelkeit etc.)
60 - 50 % Verlust der Fähigkeit, angenehme und sinnvolle Aktivitäten auszuführen
60 - 50 % Angst vor zukünftigem Leid
50 - 25 % Frühere negative Erfahrungen mit Tod und Sterben
Quellen:
Netherlands - Regional Euthanasia Review Committees
Canada - Medical assistance in dying
Oregon’s Death with Dignity Act
Sterbehilfe-Touristen in der Schweiz nach Herkunftsländern 2021 | Statista
Selbstmord und Sterbehilfe – Zahlen und Statistiken | Statista
Europäische Union: Anzahl der Sterbefälle in den Mitgliedstaaten im Jahr 2021
Europäische Union: Sterberaten in den Mitgliedstaaten im Jahr 2021
Statistiken zu Selbstmord und Sterbehilfe (2021 / 2022)
Freitodbegleitung: Die neuen Zahlen 02/2024 - DGHS
Artikel in diesem Kontext
Kontakte - Hilfe Im Fall von psychiatrischer Krisen
Notfall
Notaufnahme in der Akutpsychiatrie: In größeren psychiatrischen Kliniken existieren Notaufnahmen mit Fachärzt*innen, die ähnlich funktionieren wie die körperliche Notfallmedizin. Diese sind 24 Stunden täglich erreichbar.
Schnelle Hilfe im Notfall: 112 (Rettungsdienst)
Bei Vergiftungen:
Bei lebensbedrohlichen Symptomen wie Bewusstlosigkeit, Krampfanfällen etc. rufen Sie bitte direkt den Notarzt – in Deutschland über die Nummer 112
Giftnotruf
Kostenfreie Informationen bei Verdacht auf Vergiftungen geben rund um die Uhr folgende Giftnotrufe:
Giftnotruf der Charité: 030 19240
Giftnotruf der TU München: 089 19240
Vergiftungs-Informations-Zentrale: 0761 19240
Hilfe - Rufnummern und Websites
- Sozialpsychiatrischer Dienst
- eigenen Wohnort
Telefon: 0228 71002424
Telefonseelsorge, bundeseinheitliche Nummern
Die Telefonseelsorge bietet kostenfreie Beratung per Telefon, Mail, Chat oder vor Ort. Sie ist für jeden da, für alte und junge Menschen, Berufstätige, Nicht-Berufstätige, Auszubildende, Rentner, für Menschen jeder Glaubensgemeinschaft und natürlich auch Menschen ohne Kirchenzugehörigkeit. Die Gespräche sind anonym und die Mitarbeiter*innen rund um die Uhr erreichbar.
Telefon. 116 123
http://www.telefonseelsorge.de/
Evangelisch.: 0800 111 0 111
Katholisch: 0800 111 0 222
Nummer gegen Kummer für Kinder und Jugendliche und Eltern
Nummer gegen Kummer e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, Kindern, Jugendlichen und Eltern ein kompetenter Ansprechpartner zu sein bei kleinen und großen Sorgen, Problemen und Ängsten.
Telefon Beratung für Kinder und Jugendliche: 116 111
Elterntelefon: 0800 111 0 550
https://www.nummergegenkummer.de/
Nationale Kontakt- und Informationsstelle (NAKOS) zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen
Die NAKOS ist die zentrale bundesweite Anlaufstelle in Deutschland rund um das Thema Selbsthilfe. Als Knotenpunkt vernetzt NAKOS die relevanten Akteure. Interessierte, Betroffene und Angehörige finden hier alle notwendigen Informationen. Dabei zeigt NAKOS die Vielfalt und Möglichkeiten gemeinschaftlicher Selbsthilfe auf und fördert und vertritt sie gegenüber Politik und Gesellschaft.
Telefon: 030 - 31 01 89 60
Weitere Hilfe - Gesprächsangebote und Suizidprävention
Kinder- und Jugendtelefon: Das Angebot des Vereins „Nummer gegen Kummer“ richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis sonnabends von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Sonnabend nehmen die jungen Berater des Teams „Jugendliche beraten Jugendliche“ die Gespräche an. nummergegenkummer.de.
Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 - 443 509 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.de
Hebräischsprachige Hotline "Matan": ‚Matan‘ ist ein Projekt der Beratungsstelle ‚OFEK‚ e. V. und der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST). Telefonnummer: 0800 - 000 16 42 Hotline-Zeiten: Jeden Tag der Woche 20:00-22:00 - Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Kirchlichen Telefonseelsorge (KTS) durchgeführt und durch die Deutsche Fernsehlotterie gefördert.
Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de
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