Konzept - Sprechen über Freitod und Sterbehilfe

Beim Sprechen über Gedanken zum Lebensende, den Überlegungen eines Freitod und der Hilfe zu einem guten Ableben und über eine assistierte Sterbehilfe im Sinne einer freien, selbstbestimmten Entscheidung und eines frei und autonom gebildeten Willens ist es schwer, für jeden schwer seine Gedanken, Überlegungen, zu Emotionen finden zu ordnen und damit auch mit und gegen die eigenen Werte, Moralvorstellungen und ethischen Maßstäbe in Balance zu bringen.

Das Gespräch zu suchen ist schwer , überaus schwer, Hilfe anzufragen ist schwerer und als Helfender Hilfe anzubieten und womöglich, wenn man dern Wunsch verstehen und unterstützen kann, auch zu geben ist das schwerste. Unabhängig davon gilt, für die Gesellschaft, in meinem Verständnis, dass der freigebildete, wohlerwogene Wille eines Menschen, dem eigenen Leben ein Ende zu setzen und dafür die Hilfe anderer in Anspruch zu nehmen, unbedingt zu akzeptieren ist.

Mein Konzept wie man zum Sprechen über Freitod und auch Sterbehilfe kommt

Der erste Schritt ist, und dies fehlt schon bei vielen die mich um Unterstützung ersuchen, ist eine wirkliche, ehrliche und tiefgehende Entscheidungsfindung.
Unter einer Entscheidung versteht man, die Wahl einer Handlung aus mindestens zwei vorhandenen potenziellen Handlungsalternativen unter Beachtung der übergeordneten, eigenen Ziele.
Und dieser Entscheidung geht immer ein Verständnis voraus - eine gute Selbstwahrnehmung / Selbstfindung - dies hilft den Betroffenen und hilft Helfenden.

Ich bitte hierzu die Anfragenden zum Beispiel dies zu tun über eine ...

  • ... altbewährte Pro-Contra Liste, ein Klassiker unter den Entscheidungshelferlein
  • ... Visuelle Helferlein wie ein Entscheidungs-Canvas, SWOT Diagram, oder auch wie als erstes eine Pro-Con Grafik sind oft hilfreich (wenn Sie unter dem Suchbegriff 'Design Thinking' meinen Blog durchsuchen finden Sie viele Tipps zur Selbstfindung)
  • ... und bei alledem zunächst über das Gute, noch Gute, Lebenswerte, was noch möglich ist nachzudenken, es festzuhalten und nieder zuschreiben.

Dann sollte man mit Familie und Freunden, oder auch möglichen Helfern erste Gespräche suchen.

Unabdingbar sind schriftliche Dokumentationen, Niederschriften von Sterbewilligen, gerne auch ergänzt durch Audio- oder Video-Recordings - bei denen / in denen der / die Sterbewillige selber niederschreibt, diktiert deren eigenen warum, wieso, weshalb ... das Alternativen und potenziellen Handlungsalternativen  durchdacht wurden, welche in Frage kommen oder auch nicht.


Die Konzepte die im Juli 2023 im Bundestag diskutiert wurden

Zum Glück eines jeden, der Sterbewilligen und Helfern, fanden weder der restriktive Entwurf der Gruppe um den SPD-Abgeordneten Lars Castellucci - noch der etwas liberalere Entwurf von Helling-Plahr, Renate Künast und anderen bei der Abstimmung im Juli 2023 eine Mehrheit. 

Das eine Konzepte war restriktive, komplex, Freiheitsrechte einschränkend und mit unzähligen Fallstricken ausgestattet die alle zu einer Haftstrafe führen konnten und der liberale Entwurf fehlte die Bodenhaftung und Machbarkeit.


Meine konzeptionellen Ansätze

Ich sehe als Startpunkt für Gespräche die existierenden Angebote die es für Psychische Krisen bereits gibt - Ergebnisoffen und Lösungswegoffen - immer die Alternativen für ein Leben im Auge, da es nur ein Leben gibt. Diese ersten Angebote können von sovielen geschulten und erfahrenen Menschen angeboten werden, die sowohl mit Suiziden als auch Freitoden vertraut sind.

Unabdingbar sind Gespräche mit allen Helfenden, ggf. auch frühzeitig, dies wäre vom Setting und den Rahmenbedingungen abhängig, aber letztlich müssen verpflichtende Gespräch mit der Ärztin, mit dem Arzt., die den Zugang zu einem todbringenden Medikament öffnen würden, und den Helfern am finalen Tag nötig und abdingbar.

Interdisziplinäre oder fächerübergreifende Beratungsleistungen für jede und jeden erreichbar, lokal und meschlich sowie fachkundig - auch darum braucht es hier Ärzt*innen und Institutionen, die ideologiefrei, emphatisch und menschlich helfen.
Meines Wissens nach sind Beratungsleistungen sind in Deutschland Aufgabe der Länder. Mein Wunsch für eine gute Infrastruktur, die ich mir wünsche, dass der Bund mit den Ländern berät, wie so ein Angebot auf- und ausgebaut wird, und ich unterscheide dabei weder Staatliche, Länderseitige noch Angebote von freien Trägern. Ich ­fände es gut, wenn der Bund das finanziell anschiebt - im Rahmen der oben genannten Stärkung der Suizidprävention - da Sterbehilfe und Suizidprävention sich nicht ausschließen, sich bei ehrlicher Betrachtung logisch ergänzt, so logisch ergänzt wie alternative Angebot in und von Palliativ- und Hospiz-Angeboten.

Ich möchte, dass es Gesprächsangebote und Beratungen zur Suizidprävention und über die assistiere Freitodbegleitung kostenfrei und unabhängig von der Situation der ­Menschen gibt (privat, sozial, organisatorisch, regional,...). Sterbehilfevereine bräuchte es dann nicht mehr unbedingt - wobei auf deren Erfahrung aufgebaut werden sollte und übergrangsweise oder begleitend stattfinden können. ­Viel stärker und den Betroffenen näher, sehe ich parallel und weiterführend behandelnde Ärzte beim nächsten Schritt, die weiterhelfen können - ob nur weiter präventiv, lebenserhaltend oder lebensbeendend - hierzu braucht es für die interessierten Ärzt*innen Fortbildungsangebote und Psychologisch geschulte Kolleg*innen die unterstützend konsultiert werden können und für Intervisionen oder Supervisionen für die Ärzte ansprechbar sind. 

Aus dem 'Suizidpräventions-Stärkungsantrag/gesetz' ist bis dato nicht viel entstanden, gerade von Politikern wie Lars Castellucci, der dies als seine Idee und Initiative verkaufte (Der Bundestag stimmte im Juli 2023 für mehr Suizidprävention - 688 Abgeordnetenstimmen - für einen Antrag zur Suizid-Vorbeugung von zwei Abgeordneten Gruppen verschiedenen Fraktionen. Der Antrag zur Suizid-Vorbeugung sollte die Bundesregierung auffordern einen Entwurf und eine Strategie (Klassische Telefonseelsorge, Online Hilfen und Informationen, sozialpsychiatrischer Dienste, bundesweiten Suizidpräventionsdienst, bis hin zur Forschung zu Suizide) für die Suizidprävention vorzulegen, dies sollte dieses Jahr geschehen. Von diesen Plänen zur Suizidprävention berichtete ich im Mai ).


Wir haben einen guten gesetzlichen Rahmen

Jeder Mensch ist selbst­bestimmt, und selbstredend gibt es Situationen, in denen innerer oder äußerer Druck unsere Selbstbestimmung ­beeinträchtigt. Das Deutsche Strafrecht stellt sicher, dass niemand gegen seinen ­Willen oder in einer Phase, in der sie oder er schwach und anfällig ist, zum Sterben verleitet wird. Jeglicher Missbrauch wird durch das existierende Strafgesetzbuch lückenlos abgedeckt - siehe auch Neuauflage eines § 217 StGB ist nicht zielführend.

Durch das Grundgesetz werden dem Staat nicht nur unmittelbare Eingriffe in das menschliche Leben untersagt, er wird zugleich verpflichtet, sich schützend und fördernd vor jedes menschliche Leben zu stellen. Dies umfasst das ungeborene Leben, das Leben von Leidenden, Alten, Kranken und aussichtslos Kranken und Sterbenskranken - und dabei darf es keinen gegen die Autonomie des ­Menschen geschriebenen Lebensschutz geben, dafür stehe ich ein, Suche das Gespräch und publiziere ich.

Wenn ein Mensch so verzweifelt ist, dass er oder sie sich das Leben nehmen will, empfinde ich es als unsere erste Aufgabe zu versuchen, ihm die Verzweiflung, Leiden zu lindern oder zu nehmen – und nicht gleich das ganze Leben - Aber manchmal ist weiterzu­leben die größere Verzweiflung und Leiden. Wir müssen loslassen ­können und zu lassen, dass jemand loslassen will.


Menschlichkeit bei dieser Diskussion walten zu lassen ist nicht jedem gegeben

Gerne und beabsichtigt lenken Leute wie Lars Castellucci auf Spezialfälle – psychische Erkrankung, Demenz, Heranwachsende. Das macht die Debatte noch schwieriger, als sie ohnehin schon ist. Und es spiegelt nicht die Wirklichkeit der Menschen wider, die sich Gedanken über ihr Lebensende machen. Und das sind Menschen in höherem Alter. Oder Menschen, die an schweren, unheilbaren Krankheiten leiden. Diese Spezialfälle sind ein Kniff der Gegner von Freiverantwortlichkeit, Selbstbestimmung und Menschlichkeit um generell das Recht auf diese Grundrechte zu negieren, einzuschränken oder gering zu schätzen.

Selbstredend müssen wir uns besonders um vulnerable Gruppen wie ­Jugendliche besonders im Blick haben -  deswegen raucht es bei sehr kritischen ­Fällen nicht nur eine, sondern vielfältige Beratungen und An­gebote machen, bis hin zu einer psychiatrischen Beratung. und nicht wie Lars Castellucci es sich wünscht ein enges Korsett an maximal Zeiten und minimalen Zeitfristen die fern der realen Möglichkeiten sind, um dann wie durch diesen Entwurf beabsichtigt allen Helfern mit Haftstrafen und Geldstrafen zu drohen beim Informieren oder Helfen, ja auch das Informieren soll eingeschränkt werden durch den Castellucci Entwurf.


Sachstand in Deutschland

Im Februar 2020 entschied das Bundes­verfassungsgericht: Jeder Mensch hat ein Recht auf selbst­bestimmtes Sterben, das auch die Freiheit umfasst, "bei Dritten Hilfe zu suchen". Diese Beihilfe zum Sterben ist als assistierter Sterbehilfe bekannt, ist seit 2020 wieder gut möglich und findet statt - Zahlen und Fakten.

Die aktive Sterbe­hilfe bleibt ­verboten. Die passive Sterbehilfe ist ­zulässig. Bei einem­ unheilbar kranken Menschen verzichtet man – mit ­dessen Einverständnis – auf lebensverlängernde Maßnahmen. Auch die indirekte Sterbehilfe ist erlaubt: Ärzte können schmerzlindernde Medikamente auch dann verordnen, wenn das den Todeseintritt beschleunigen kann.

Nähere Informationen zur Sterbehilfe, was ist in Deutschland und anderen Ländern erlaubt ist.


Artikel in diesem Kontext



Suizid & Freitod - Unterschiedliche Worte, Anlässe und Unterschiedliche Bedeutungen

"Ermöglichen, nicht fördern"






Comments

  1. Ihre / Eure Kommentare sind mir willkommen. Ich lese diese immer und ich nutze gerne die eingebrachten Ideen, die ich bekomme, in künftige Artikel. Beantworten kann ich wegen Menge der Kommentare nicht alle und auch nur die bei denen ich die Optionen bekomme.
    Veröffentlichen werde ich keine, ich denke dies ist nachvollziehbar und selbsterklärend in Anbetracht der Themen / des Thema. DANKE

    ReplyDelete

Post a Comment

Popular posts from this blog

Sterbehilfe bei psychisch kranker Studentin - Berlin 2024

Sterbehilfe - Organisation, Hilfe finden, Kosten

Medikament - Freitod

My experience of losing my wife.

Zahlen und Fakten zur Sterbehilfe - Diagnosen und Gründe - 2021-2024