Lauterbach stellt Strategie zu Suizidprävention vor

Der Bundestag hatte im Juli 2023 mit überwältigender Mehrheit beschlossen, dass die Bundesregierung bis Ende Januar 2024 ein Konzept zur Vorbeugung und bis Ende Juni 2024 auch ein Suizidprävention Gesetz vorlegen soll - Siehe auch "Sterbehilfe-Gesetze durchgefallen" vom 6.Juli letzten Jahres. Im vergangenen Juli stimmten 688 Abgeordnete des Bundestages für einen Ausbau der Suizidprävention in Deutschland. Sie forderten, dass die Bundesregierung bis Ende Januar diesen Jahres eine Strategie vorlegen müsse, wie die hohe Zahl an Selbsttötungen vermindert werden kann. (Siehe Artikel zur Suizidprävention) Den ersten Schritt dazu macht Lauterbach nun, wenn auch mit 3 Monaten Verspätung.

Wie nötig das wäre, zeigen die aktuellen Statistiken: 2022 nahmen sich bundesweit 10.119 Menschen das Leben. Dies entspricht einem Anstieg um 9,8 Prozent oder 904 Fällen gegenüber dem Vorjahr. Erstmals seit acht Jahren liegt die Zahl wieder über 10.000; zudem ist der prozentuale Anstieg binnen eines Jahres der stärkste seit 1980.

Dazu kommen pro Jahr etwa immer die 10 fache Anzahl der Suizidversuche - damit ist die Zahl der Betroffenen um ein Vielfaches größer. Ob vollzogene oder versuchte Suizide die Anzahl der Personen die mit all dem, den Side-Effekten umzugehen haben sind nochmals ein Multiplikator der Betroffenen wie Hinterbliebener, als Partner, Eltern, Kind aber auch Freunde, Kollegen*innen oder auch als Helfer am Unfallort, Rettungssanitäter, Feuerwehr-Angehöriger, Polizeikräfte oder Therapeut*innen.


Suizid vs Freitod

Suizid und Freitod sind unterschiedlich, wenn es auch Schnittmengen gibt. Relevanz erhält die Suizidvorbeugung auch durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2020: Die Karlsruher Richter hoben den für etwa 5 Jahre geltenden PAragraphen §217 StGB auf - und erklärte ihn wider den Grundrechten eines jeden Menschens. Was erlaubt, dass jeder für sich eine Hilfe zu einem selbstbestimmten Sterben suchen kann oder um Hilfe durch einen der Sterbehilfevereinen ersuchen kann (Artikel mit Schwerpunkt "Hilfe finden") und werteten das freiverantwortlichen Sterben als einen wichtigen Ausdruck von Selbstbestimmung am Lebensende. (Siehe auch Antonymie - Freitod + Suizid)


Strategie zu Suizidprävention - Was der Plan und die Strategie zur Suizidprävention beinhaltet

In dem Strategiepapier  wird empfohlen, eine zentrale Stelle zur Vorbeugung von Suizid aufzubauen. Für die nächsten Jahre soll diese viele wichtige Aufgaben erfüllen:

  • Über eine bundesweite Webseite sollen Menschen, die über Suizid nachdenken, ihre Familien und Profis Informationen und Hilfe bekommen.
  • So soll Massnahmen starten, die psychische Krankheiten weniger stigmatisieren und das Reden über Sterben, Tod und Suizid leichter machen. Später könnte es auch Aufklärungskampagne und Bildungskampagne geben.
  • Entwicklung von Schulungen, um Gesundheits- und Pflegefachkräfte besser auf das Thema Suizid vorzubereiten und ihnen Konzepte, Werkzeuge an die Hand zu geben, wie sie mit gefährdeten Personen umgehen und ihnen bei Bedarf effektive Hilfe oder Therapie vermitteln können.
  • Zusammen mit den Bundesländern soll ein Plan erstellt werden, um eine zentrale Krisendienst-Notrufnummer einzurichten. Diese Nummer verbindet Menschen dann direkt mit der Hilfe, die sie brauchen.
  • Es soll eine Telefon- und Online-Beratung für Angehörige und Fachkräfte aufgebaut werden.
  • Sie soll die Beobachtung und Auswertung von Suizidversuchen und Suiziden verbessern.

Außerdem wird empfohlen, den Zugang zu Örtlichkeiten und 'Methoden' zu begrenzen, die für Suizidversuche genutzt werden können, und entsprechend stärker einzuschränken. Und eine Datenbank mit Pseudonymen von Menschen, die Suizid begangen haben, zu prüfen.

Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach empfiehlt, offen über den Tod und Suizid zu sprechen und psychische Krankheiten nicht mehr als etwas Schlimmes zu anzusehen. Die Schaffung der oben genannten verschiedenen Hilfsangebote besser zusammenzufassen. Mit dieser Strategie zur Vorbeugung von Suizid und den Plänen will er sicherstellen, dass die Menschen die passende Hilfe und Suizidprävention bekommen.


Meine Gedanke dazu ...

Ernsthaft?  Ernsthaft Herr Lauterbach? Für diese Punkte, selbst wenn in den nächsten Wochen weitere Details folgen sollen, dafür haben sie nun ein dreiviertel Jahr gebraucht? Ich spare mir die Kritik weil, vermutlich in meiner KRitik mehr Substanz stecken wird, als in ihrem 'paar Punkte Plan'.
Suizidprävention ist wichtig, weil sie Leben rettet. Menschen, die selbstmordgefährdet sind, leiden oft unter starken seelischen Schmerzen oder psychischen Krankheiten und sehen in dem Moment keinen anderen Ausweg. Mit der richtigen Unterstützung und Behandlung können vielen dieser Personen geholfen werden. Außerdem hilft die Suizidprävention dabei, das Leid der Menschen zu vermindern, die einen nahestehenden Menschen durch Suizid verloren haben.
Sie trägt auch dazu bei, das Thema zu enttabuisieren und ein Bewusstsein für die Anzeichen einer Selbstmordgefahr zu schaffen, damit rechtzeitig Hilfe geleistet werden kann. 
Und parallel würde man sehr viel tun um Freitode ebenso zu enttabuisieren und Hilfe zum Leben oder Ableben zu etablieren.


Zahlen und Fakten zu Suiziden





Quellen:

Destatis

Eurostat - Databrowser  

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