Antonymie und Gegensätzlichkeit von Lebenssattheit und Lebensmüdigkeit

Vor etwa einem halben Jahr habe ich bereits zur  Antonymie von Freitod versus Suizid geschrieben.

Beim Suizid, einem Selbstmord, ist als Wortbestandteil das Wort Mord sehr tragend und ruft, dem entsprechend, ein Verständnis von Gewalt, Verbrechen und Vorwurf auf. Viele Menschen vergegenwärtigen damit ebenso ein Gefühl und Verständnis von 'Flucht'.

Ganz im Gegenteil dazu wenn es um einen Freitod geht. Spricht man mit diesen Menschen die einen Freitod erwägen, erkennt man, so meine Erfahrung, dass es immer um einen wohlerwogenen Weg des Ablebens geht. Zudem trägt das Wort und auch der Gedanke an einen Freitod Freiheit in sich. Und damit kann man eigentlich gar nicht anders entsprechend einen selbstbestimmter, kontrollierter Weg und Entscheidung zu sehen. 

Genau um das zuvor Formulierte geht es mir, wenn ich diese Worte verwende und ich bin mir sicher, dies geht vielen Menschen so.

Diesmal soll es in meinem Artikel um die ...
Antonymie und Gegensätzlichkeit von Lebenssattheit und Lebensmüdigkeit gehen.

Ich habe ja bereits, vor etwa einem halben Jahr, einen Artikel mit Gedanken zur Lebenssattheit - „Menschsein“ und "Leben" vs "Existieren" geschrieben - möchte aber diesmal verstärkt auf die Antonyme / gegensätzlicher Bedeutung Lebenssattheit und Lebensmüdigkeit eingehen.

Ich werde nun die Wortbestandteile betrachten und die damit verbunden Gedankenbilder und Verständnis der Worte.

Lebenssatt vs Lebensmüde

Die Bedeutung/Definition von Satt

• nicht mehr hungrig
• etwas nicht mehr ertragen könnend
• mehr als zufriedenstellend, deutlich überdurchschnittlich
• reichlich, gut
• ausreichend, reichlich, überreichlich

Satt sein - Satt ist satt, Satt sein hat viel mit viel zu tun. Genug zu haben. Nicht mehr von etwas zu wollen - Satt wird nicht besser durch Alternativen, Satt wird nicht besser durch 'mehr' - Satt sein hat auch oft das Gefühl von Voll sein - Völlegefühl - zufrieden und fertig zu sein. Oder wie es meine Frau sagte, "Ich habe alles erlebt, vielleicht auch zu viel erlebt - mein Leben ist abgelebt - ich bin es satt"

Die Bedeutung/Definition von Müde

• ruhebedürftig, schlafbedürftig
• kraftlos, ohne Kraft sein
• überdrüssig
• über angestrengt

... beim Wort Lebensmüde wird das Wort auch verstanden als ausgesprochen leichtsinnig; unvernünftig mutig, dies ist eine nochmals andere Wahrnehmung.

Sich müde fühlen vom Leben, leer und ausgebrannt vom Leben, ist meist ein Zeichen für eine Krise, Lebenskrise, einer depressiven Krise. Dabei ist diese Leere eigentlich gar keine Leere, die Ausgebranntheit hinterlässt Brandrest voller Emotionen, Gefühle und Gedanken, die aber wichtige Dinge verraten - oft unendlicher Traurigkeit, Seelenschmerz und Selbstablehnung. Oder man fühlt überhaupt nichts mehr, nur noch eine ausgebrannte Hülle.

Aber Sei es die Leere mit lauten Emotionen, die Leere die so leer ist dass auch kein Echo mehr kommt, es "Müde sein" - all dies kann auch ein Anfang sein, es gibt Alternativen, Optionen mit der Kraft die man braucht anders zu haushalten, weniger anstrengen, Hilfe annehmen. Dem "Müde sein" entgegen zu wirken steht aber auch oft Widerwille, Abneigung oder auch depressive Aspekte entgegen oder hemmen einen. 

Von diesen Verständnis leite ich entsprechend mein Verständnis und meine Hilfe für diese Menschen ab. 

Bei Lebenssattheit - spreche ich mit diesen Menschen über deren Lebensfreuden, und Wünschen am Leben - Wünsche die einmal waren oder noch sind - und was davon nicht mehr erlebbar ist, genießbar ist oder erwartet wird. Aber auch immer über die medizinische - und therapeutische Alternativen, Altenpflege, bis hin zu Palliativmedizin und Hospizpflege.

Wenn ich jedoch gesagt bekomme oder spüre, dass der Mensch von Lebensmüdigkeit getrieben sind, spreche ich ebenso über obengenannte Punkte, werde aber immer zum Aspekt der Suizidprävention kommen. 

Bei dieser breiten, offenen und tiefgehenden Gesprächen und information zu den Alternativen, muss ich auf einen der Mitte letzten Jahres vorgelegten Gesetzentwürfe hinweisen. Dieser restriktive Gesetzentwurf hätte im ersten Entwurf diese Art der Beratung, bereits durch deren Strafgesetzentwurf juristisch verfolgt. Aber auch im überarbeiten Entwurf will diese Abgeordnetengruppe, um Lars Castellucci und weiteren Abgeordneten, diese frei Information einschränken.

Psychotherapie, Altenpflege, Palliativmedizin, Palliativpflege und Hospizpflege bis hin zur Sterbehilfe und Sterbebegleitung muss gestärkt werden auf so vielen Ebenen - und zum anderen muss jedem ein freier, hürdenfreier Zugang zu allen vorgenannten Alternativen ermöglicht werden und ein freier Zugang zu allen Informationen, dieser Informationszugang darf durch oben genannten oder andere Gesetze nicht eingeschränkt werden.

So dass freiveranwortlich, wohlerwogen und selbstbestimmt jeder Menschen seine Option hat und Weg gehen kann.

Das Recht um Sterbehilfe zu bitten, und Helfer wie Ärzte die Freiheit diese Hilfe zu geben ohne Strafrechtliche oder berufsrechtliche Verfolgungen oder Strafen befürchten zu müssen - sind von unserem Bundesverfassunsgericht unmissverständlich dargelegt worden - ok, ich muss dieses 'unmissverständlich' einschränken - oben genannte Abgeordnetegruppe können oder wollen dies offensichtlich nicht anerkennen.

Link zu den Artikel zu den Gesetzentwürfen

Ermöglichen - Nicht Fördern

Kontext und eigenes Verständnis von Sprache

Wir müssen sorgsam beobachten und zuhören, wer sich einen Freitod oder Suizid wünscht. Und wir brauchen Ansprechpartner und ergebnisoffene Zuhörer für Menschen die sterben wollen.
Ärzte und Pflegeheime müssen sich vorbereiten, jedes Altenpflegeheim, jedes Hospiz, jede Arztpraxis, jedes Krankenhaus wird sich künftig damit befassen müssen, wie dieses Recht um Sterbehilfe ersuchen zu können ermöglicht werden kann.

Bei aller Analyse, und Bedeutung Definition von Wort. Jeder nutzt die Sprache mit Bedacht, Unbedacht oder in dem eigenen Verständnis nach. So hörte ich auch den Satz 'Ich bin des Lebens müde' oder 'Ich bin es müde zu leben' - und ja auch wenn ich Lebensmüde eher oder in der Regel dem Suizid nahe und dem Freitod fern verorten würde - ist es bei diesen Sätzen und bei entsprechende Betonung anders. 

So sieht man - so sehe ich wie Sprache von so vielen Ebenen und kontextueller Verbindung abhängig ist.

Hilfe - Suizidprävention

Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de

Kinder- und Jugendtelefon: Das Angebot des Vereins „Nummer gegen Kummer“ richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis sonnabends von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Sonnabend nehmen die jungen Berater des Teams „Jugendliche beraten Jugendliche“ die Gespräche an. nummergegenkummer.de.

Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 - 443 509 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.de

Jüdische Bundesweite telefonische Hotline folgt asap

Hebräischsprachige Hotline "Matan": ‚Matan‘ ist ein Projekt der Beratungsstelle ‚OFEK‚ e. V. und der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST).  Telefonnummer: 0800  - 000 16 42  Hotline-Zeiten: Jeden Tag der Woche 20:00-22:00 - Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Kirchlichen Telefonseelsorge (KTS) durchgeführt und durch die Deutsche Fernsehlotterie gefördert.

Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de