Alleinsein und Einsamkeit - Mit Selbstvertrauen gegen Einsamkeit vorgehen

Eine Person sitzt alleine auf einer Parkbank an einem Küstenabschnitt
Mich erreichen so viel Zuschriften, die sich immer wieder um Alleinsein und Einsamkeit drehen.
 
Alleinsein und Einsamkeit sind zwei Begriffe, die oft miteinander vermischt werden, obwohl sie unterschiedliche Bedeutungen haben.

Alleinsein
Allein zu sein, klingt für viele Menschen nicht zu gut, und gilt für viele Menschen als nicht erstrebenswert. Wer sich jedoch ab und zu bewusst für das Alleinsein entscheidet, kann daraus neue Energie schöpfen und einen neuen Blick auf sich selbst gewinnen.
Alleinsein heißt zunächst nur die Abwesenheit von anderen Menschen. Das ist weder positiv noch negativ zu verstehen. Das Alleinsein bezieht sich somit auf den objektiven Zustand, in dem man sich befindet. Man kann beispielsweise alleine im Office arbeiten, alleine etwas unternehmen, alleine spazieren gehen (etwas was ich überaus genieße, da ich durch das alleine sein, noch viel mehr mich mit der Natur verbunden fühle und damit entsprechend nicht alleine bin, ... es gibt so vieles zu tun ohne sich dabei einsam zu fühlen.

Wer jedoch mit dem Alleinsein schlecht fühlt, wer unglücklich ist und eigentlich das Gefühl hat lieber Andere treffen zu wollen, dann wird als dem alleine sein Einsamkeit. Es ist ein Warnsignal, das funktioniert wie Hunger und Durst und uns signalisiert, dass etwas mit unserem sozialen Umfeld nicht stimmt und wir Kontakt(e) suchen sollten - mit andere Menschen nah kommen sollten.
Viele kennen dies unangenehme und beängstigende Gefühl, das einen ergreift und umgreift, wenn man sich einsam fühlt. Es ist, als ob eine eisiger Wind unsere Seele berührt und uns damit an unsere tiefsten Ängste erinnert

Einsamkeit
Einsamkeit hingegen beschreibt das subjektive Gefühl der inneren Leere oder des Verlusts, das man empfinden kann, selbst wenn man von anderen Menschen umgeben ist.
Es ist mir sehr wichtig zu vermitteln, dass das Alleinsein an sich nicht zwangsläufig Einsamkeit bedeutet. Es ist möglich, alleine zu sein und sich dennoch glücklich und erfüllt zu fühlen.

Ich habe oben schon von unangenehme und beängstigende Gefühlen geschrieben oder auch Angst die eine*n umfangen kann vor der Einsamkeit. Wenn wir uns einsam fühlen, sind wir, fühlen wir uns ganz auf uns selbst gestellt. Keine Ablenkungen, kein Trubel, einfach nur wir und unsere Gedanken. Es lasst einen verwundbar fühlen. Und genau das kann Angst machen. 

Einsamkeit kann jeden und jede betreffen

Einsamkeit ist menschlich - und bedeutet weder, dass man gescheitert oder ungeliebt ist. Es ist einfach eine Facette, eine Phase des Lebens, die wir annehmen und verstehen sollten - wie Ebbe und Flut. Wenn man sich selber solch einer Phase der Einsamkeit  bewusst ist, kann man aktiv daran arbeiten, sich wieder verbunden und geliebt zu fühlen - und mit diesem bewusstwerden, die Scham und die Angst vor der Einsamkeit abzulegen. Lasst uns stattdessen offen darüber sprechen und uns gegenseitig unterstützen. Denn nur gemeinsam können wir diese eisige Leere überwinden und uns wieder verbunden fühlen - mit uns selbst und mit anderen. 

Wie oben ge- und beschrieben ist Einsamkeit ein subjektives Gefühl, das als unangenehm wahrgenommen wird, weil es an engen, emotionalen Bindungen fehlt. Dabei ist nicht deren Zahl, sondern deren Qualität, unterschiedlichen Arten, entscheidend.

  • Soziale Einsamkeit - weil man sich nicht in ein soziales Netzwerk eingebunden fühlt 
  • Emotionale Einsamkeit - weil man sehnt sich nach vertrauensvollen und oder auch engen Beziehungen 
  • Kulturelle Einsamkeit - weil man sich nicht als Teil der Gesellschaft zu fühlt, nicht eingeschlossen oder auch ausgeschlossen

Auslöser für Einsamkeit

Lebensereignisse und Veränderungen sind oft Auslöser, Trigger für Einsamkeit.

Bei jungen Erwachsenen ist das häufig ...

  • Schulwechsel und Schulabschluss
  • Abnabelung von Eltern, Familiengefüge - gefolgt von Aus- oder Umzug
  • Neubeginn bei Studium oder Ausbildung
  • Umfeldveränderungen, wie die erste eigene Wohnung, eine neue Stadt und ähnliches
  • Die vorgenannten Veränderungen bedeuten oft die Trennung von Freundeskreis und Familie. Das soziale Netz, das sie bisher aufgefangen hat, ist plötzlich weg.
  • Äußere Veränderungen und Regeln wie Coronapandemie mit Lockdowns, Ausgangssperren und Schulschließungen

Bei älteren Menschen steht häufig ...

  • Verlust im Zentrum
  • Renteneintritt, einhergehend Verlust oder Reduzierung mit Kontakte zu Kollegen und Kolleginnen 
  • Verlust von Beziehungen von Freunde und Freundinnen, durch Veränderungen bei einem selber oder den Anderen
  • Sterben von Lebenspartner und Lebenspartnerinnen
  • die Kinder sind längst aus dem Haus.

Einsamkeit kann eine erdrückende und herausfordernde Emotion sein, aber es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit ihr umzugehen.

Baue dein Netzwerk auf: Bemühe dich, Verbindungen mit Menschen in deiner Umgebung herzustellen. Das kann Familie, Freunde, Nachbarn oder Kollegen umfassen. Wenn es dir schwerfällt, Menschen direkt anzusprechen, könnten Organisationen, Vereine oder Online-Netzwerke helfen, gleichgesinnte Menschen kennenzulernen.

  • Selbstwahrnehmung - Sich selbst zu kennen ist ein bedeutender Schritt, um Lebensglück und Frieden zu erreichen und mit Alleinsein umzugehen und Einsamkeit anzugehen. Um dein wahres Ich kennenzulernen, machst du die Eigenschaften ausfindig, die dich einzigartig machen. Eine wohlwollende und verständnisvolle Haltung dir selbst gegenüber hilft dir voranzukommen. Ohne dieses Haltung und Selbstwahrnehmung kann es passieren, dass du dich “verloren” fühlst.
  • Hobbys und Interessen - Kontakte zu anderen Menschen aufsuchen, die ähnliche Interessen haben. Dort kannst du nicht nur Gespräche führen, sondern auch Freundschaften schließen. Zudem führen Hobbys und Interessen von der Einsamkeit weg und können ihnen Freude bereiten.
  • Sport und körperliche Aktivität - Körper und Geist kommt in Bewegung: Sport und regelmäßige körperliche Aktivität bauen Stress und Spannungen ab und die mentale Gesundheit wird positiv beeinflussen. Noch besser ist es in der Gruppe und dadurch neue Kontakte geknüpft werden - lokale Sportvereine, Lauftreffs etc. sind gute Anlaufstellen. Wanderbegeisterte können sich zum Beispiel regionalen Gruppen des Alpenvereins anschließen.
  • Nachbarschaft. Gemeinde- und Stadtteilzentren ... sind gute reale Netzwerkoptionen. Oft liegt das Gute ganz nah. Man musst nicht gleich an deren Haustür klingeln. Aus einem freundlichen Hallo im Hausflur, auf dem Bürgersteig, auf dem Markt entwickelt sich oft schneller ein Gespräch, als man denkt.
  • Oder auch digital (auch wenn ich meist den realen Kontakt stärker empfehle) Auch im Internet gibt es Angebote, über die sich Nachbarn vernetzen und gemeinsame Projekte starten können. Aber scheue dich nicht davor, persönlichen Kontakt zu suchen.
  • Essen und Kochen stärkt Körper und Seele - Gemeinsames Kochen und Essen stärkt nicht nur den Zusammenhalt, sondern auch das körperliche und psychische Wohlbefinden. Kochanfänger oder Kochfans können über Kochkurse bei den Volkshochschulen Gleichgesinnte finden. 
  • Musik - Musik machen oder auch nur gemeinsam  hören, ist ein verbindendes Element und ermöglicht Begegnungen mit anderen Menschen, sei es bei einem Konzert, einem Tanzabend, in einem Chor oder bei einem Kurs zum Erlernen eines Instruments - wie wäre es mit einem Trommelkurs? Das schließt dann auch Bewegung mit ein - Musik wirkt vielfältig auf unsere Emotionen und Befindungen.

Oder suche und finde eine Selbsthilfegruppe für Menschen die ebenso einsam sind - sich mehr als nur alleine fühlen -  Selbsthilfegruppen zum Thema Einsamkeit bieten einen Raum, in dem man offen über seine Gefühle sprechen kann, ohne sich zu schämen. Schon zu erfahren, dass es anderen genauso geht, kann sehr erleichternd sein. Die gemeinsame Suche nach Lösungen eröffnet oft neue Ideen und motiviert.

Wie ich als ersten Punkt schon nannte - Selbstwahrnehmung und Selbstvertrauen gewinnen und aktiv gegen die Einsamkeit angehen sind erste Schritte: Die oben genannten Möglichkeiten sind natürlich nicht abschließend. Es gibt viele weitere Optionen, um Menschen kennenzulernen und neue Freundschaften zu schließen. Die genannten Tipps sollen dir zeigen, wie groß das Potenzial für zwischenmenschliche Begegnungen und soziale Kontakte ist.

Auch wenn es für introvertierte Menschen herausfordernd sein kann, auf andere zuzugehen, kann es trotzdem viel Spaß machen. Bedenke auch, dass auch die Menschen in deiner Nachbarschaft oder deine Kollegen nicht immer mit dem Selbstvertrauen gesegnet sind, um aktiv auf dich zuzugehen.

Und nun: Sei mutig und gehe voller Selbstvertrauen gegen die Einsamkeit vor. 
Du wirst sehen, es lohnt sich!


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Comments

  1. Und wie immer gilt: Kommentare sind willkommen, werden gelesen, aber nicht veröffentlicht.

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