Deutsche Hospiz- und Palliativverband (DHPV) fordert gesetzliche Regelung zur Sterbehilfe

Der Deutsche Hospiz- und Palliativverband (DHPV) fordert eine gesetzliche Regelung zur Sterbehilfe in Deutschland. Dieses Plädoyer kommt aus der Sorge heraus, dass im aktuellen Zustand ohne entsprechende Gesetzgebung, Hilfe zur Selbsttötung missbraucht oder kommerzialisiert werden könnte.

Mit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im Februar 2020, dass das Verbot zur geschäftsmäßigen Beihilfe zur Selbsttötung aufgehoben hat, befürchtet der DHPV eine Normalisierung von Sterbehilfe in der Gesellschaft.
Eine solche Normalisierung ist zu begrüßen, da nur so ein offener Dialog und eine offene und akzeptiere Abwägung der Optionen durch den Patienten und die Betroffenen stattfinden kann.

Gleichzeitig fordert der DHPV, unter anderem Winfried Hardinghaus, der Leiter des Verbandes, auch eine bessere Aufklärung und Beratung rund um das Thema, einschließlich alternativer Möglichkeiten wie Hospizbegleitung und Palliativversorgung.
In diesem Punkt bin ich bei ihm, da nur durch gute Alternativen und Angebote könne diese auch angenommen oder guten Wissens abgelehnt werden.

Der DHPV lehnt zudem die Aufnahme von Kindern in geplante gesetzliche Regelung zur Sterbehilfe ab.
Mir fällt es schwer in diesem Punkt meine Gedanken zuordnen da in mir mehr als zwei Herzen schlagen - für und wider - pro und contra.

Der Deutsche Hospiz- und Palliativverband bedauert, dass die zwei Gesetzentwürfe zur Neuregelung der Sterbehilfe 2023 im Bundestag abgelehnt wurden, ich begrüßte dies und tu es immer noch, jedoch wird ein weiterer Versuch, auch aus der Gruppe von einigen Parlamentariern um den Abgeordneten Herr Prof. Dr. Grau in Erwägung gezogen.

Letztendlich betont der Deutsche Hospiz- und Palliativverband, dass Autonomie und Selbstbestimmung auch in einem sozialen Kontext betrachtet werden müssen.
Was ich ebenfalls unterstütze, da man das soziale nie vom Menschen trennen kann und sollte.
Eine entscheidende Rolle spielt hierbei die Unterstützung durch mitfühlende und respektvolle Umgebungen wie Familie und wenn gewünscht Hospize und Palliativstationen. Diese stehen nicht im Widerspruch zur Autonomie, sondern können diese im Gegenteil sogar stärken.


Quintessenz

Bei allem Verständnis, für die Forderungen und Gedanken des DHPV im Detail im Ganzen und in der Summe muss ich dem DHPV sagen, dass hier ein Gesetz nicht hilft was nicht in der Seele, Geist und im menschlichen Handeln ankommt und gelebt wird. Ein Gesetz hilft da nichts, da alle notwendigen Schutzmechanismen bereits durch Gesetze vorhanden sind. Fehlen tut eigentlich nur ...

  1. dass das Betäubungsmittelgesetz optimiert wird,
  2. zivilrechtliche Grundlage für Ärzt*innen geschaffen werden und von Ärztekammer un­miss­ver­ständ­lich Regelungen (siehe hierzu auch "Ärztliche Unterstützung bei Sterbehilfe"). Ich denke zum Beispiel an eine Ergänzung in der ärztlichen (Muster-)Berufsordnung wie, dass Sterbehilfe durch Ärzt*innen grundsätzlich zulässig ist, wenn die Entscheidung zu einem Freitod tatsächlich dem freien und wohlerwogenen Willen des Betroffenen entspricht. Sowie, dass die ärztliche Sterbehilfe, nach einer wohlabgewogener Gewissensentscheidung des Arztes / der Ärztin, eine freiverantwortliche ärztliche Entscheidung ist.
  3. Exekutive in Deutschland (Staatsanwaltschaft, Polizei und Kriminalpolizei) ebenso klare Regelungen und Fortbildungen erhalten (ich habe bislang nur wenige Beamte erlebt die über die aktuelle Rechtslage seit 2020 aufgeklärt sind - Polizeiliche Ermittlung im Fall eines Freitod


Früherer Artikel zu Hospiz - und Palliativversorgung 

Weitere Artikel zu dem Thema:

Patienten am Lebensende begleiten - Palliativversorgung / Palliativmedizin

Palliativen Sedierung

Würdig Leben - Gedanken zur Pflegesituation



Comments

Popular posts from this blog

Sterbehilfe bei psychisch kranker Studentin - Berlin 2024

Sterbehilfe - Organisation, Hilfe finden, Kosten

Medikament - Freitod

Leid heißt nicht nur Schmerz - Gedanken zum Freitod

Wie werden in wenigen Tagen die Abgeordneten über die Sterbehilfe abstimmen?