„Windstärke 17“: Eine tiefgehende Reise durch die Stürme des Lebens

Als jemand, der sich intensiv mit den Themen mentale Gesundheit, das Lebensende und dem Umgang mit Sterben beschäftigt, berührte mich „Windstärke 17“ von Caroline Wahl auf einer tiefen persönlichen Ebene. Die Geschichte ist für mich nicht nur ein literarisches Erlebnis, sondern zugleich ein Spiegel für die menschlichen Kämpfe und die Zerbrechlichkeit des Lebens.  

Ida, die Hauptfigur des Romans, begibt sich auf eine Reise, die nicht nur geografisch stattfindet, sondern auch zu einem inneren Prozess der Selbstreflexion und Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit wird.  
Ida, kenne ich schon aus dem ersten literarischen Werk von Caroline Wahl  „22 Bahnen“ das man nicht zum Verständnis gelesen haben muss aber ich denke sollte. Beide Bücher sind wirklich sehr empfehlenswert.

Ein universelles Erlebnis ...

Besonders ergreifend ist die Szene, in der Ida in der Ostsee um ihr Leben – und das Leben ihres Begleiters Leif – kämpft. Für mich wurde dieser Moment jedoch mehr als nur eine dramatische Episode in einem Buch: Er zog mich persönlich in seinen Bann, da ich selbst eine fast identische Situation erlebte, als ich gegen das Ertrinken im Pazifik kämpfte. 
Der emotionale und physische Kampf – das Festklammern an einem Surfboard, die Überwältigung durch Wellen und Strömung – spiegelte all jene Gefühle wider, die ich in meiner eigenen Notlage empfand: Angst, Hoffnungslosigkeit und doch diesen letzten Funken Überlebenswillen. 
Caroline Wahl gelingt es meisterhaft, Idas innere Dialoge darzustellen – diese Momente, in denen der Kopf zwischen Resignation und Hoffnung hin- und herpendelt. Es geht dabei nicht nur darum, physisch zu überleben, sondern auch das innere Chaos zu durchdringen: den Moment zu akzeptieren, wie er ist, und dennoch für das einzutreten, was man noch verändern kann.  

Caroline Wahls Schreibweise zeichnet sich, für mich, durch eine tiefe Authentizität und Eindringlichkeit aus. Sie schafft es, die Beziehung zwischen Körper und Geist in Extremsituationen mit Präzision und Feingefühl darzustellen. Es geht hier nicht nur um den physischen Akt des Überlebens, sondern so viel viel mehr um den mentalen Widerstand: den Kampf gegen innere Dämonen, Ängste, Zweifel und die Verlockung, einfach aufzugeben.  

Eine universelle Erfahrung ...

Aus meiner Erfahrung – sowohl aus meiner Arbeit mit Menschen in Krisensituationen als auch aus meinen eigenen Erlebnissen – weiß ich, dass solche Momente mehr sind als bloßer Aktionismus. Sie sind zutiefst existenzielle Zustände, die uns dazu bringen, essentielle Fragen zu stellen: "Warum lebe ich? Was bleibt von mir?".

Leben, Tod und die fragilen Grenzen dazwischen  ...

Caroline Wahl erschafft eine Atmosphäre, in der die Grenzen zwischen Leben &Tod, Hoffnung & Verzweiflung, fühlbar verschwimmen. Ihre Darstellung zeigt, dass es in solchen Momenten nicht nur um das Überleben selbst geht, sondern auch um die innere Stärke, die uns oft in den unerwartetsten Augenblicken trägt.  

Diese Themen haben mich nicht nur als Leser berührt, sondern auch meine persönliche und berufliche / ehrenamtliche Auseinandersetzung mit den Themen Leben und Tod bereichert und bestätigt. Immer wieder führte mich das Buch zu der Frage, wie viel von Idas Erfahrungen universell ist.  


Ein Plädoyer für Resilienz und inneren Frieden  

„Windstärke 17“ ist mehr als ein Roman. Es ist ein Aufruf zur Resilienz, zur Erkenntnis der Zerbrechlichkeit des Lebens und zur Wertschätzung der inneren Stärke, die uns stützt.  

Idas Kampf gegen die Wellen spiegelt die unsichtbaren inneren Kämpfe, denen viele von uns täglich ausgesetzt sind – sei es gegen Ängste, Zweifel oder das Gefühl der Sinnlosigkeit. Doch genau diese Kämpfe können uns etwas Wesentliches lehren: die Bedeutung des Lebens.  


Mentale Gesundheit und die Suche nach Bedeutung  

Die Worte und Gedanken, die Caroline Wahl ihrer Protagonistin Ida schenkt, resonieren tief mit meiner Arbeit im Bereich der mentalen Gesundheit und der Begleitung am Lebensende. Dabei zeigt der Roman, dass es nicht nur um das physische Überleben geht, sondern so viel mehr um Balance - um das Finden von innerem Frieden und den eigenen Sinnquellen.  

Idas Suche nach Verbindung – zu Menschen, zu sich selbst, zur Welt – zeigt, wie essenziell diese Fragen für unser Leben sind. Sie sind auch Kern meiner ehrenamtlichen Arbeit: die Erkenntnis, dass das Lebensende nicht nur ein physisches Loslassen ist, sondern auch ein mentaler, oft spiritueller Prozess des Annehmens und Loslassens.  


Schlussgedanke: Was das Leben wirklich ausmacht  

Vielleicht sind es gerade die Momente, in denen das Leben uns alles abverlangt, die uns lehren, was wirklich zählt: Hoffnung, Verbindung und der unerschütterliche Wille, weiterzumachen.  

„Windstärke 17“ ist ein Roman, der nicht nur berührt, sondern inspiriert 💛💚🧡– ein Werk, das uns daran erinnert, wie stark der menschliche Geist trotz aller Zerbrechlichkeit sein kann.  




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