Rezension: "Assistierter Suizid: Rechtliche Debatte und klinische Praxis aus interdisziplinärer Sicht" von Matthias Thöns

Mein Blog wurde initiiert durch den Freitod meiner Frau. Seit dem beschäftigt mich das Thema auf allen Ebenen die auch das Buch abdeckt.
Ich konnte für mich nichts neues finden in dem Buch.
Was ich gefunden habe ist vielfach Bestätigung meiner Haltung und schon deshalb ist dieses Buch gut.
Überdies gibt es umfassend Einblick auf das Thema Sterbehilfe und deren Aspekt - siehe unten die Aspekte und Inhalte die das Buch umfasst.

Meine Rezension:

Viele Menschen machen sich Sorgen darüber, an ihrem Lebensende einem unerträglichen Leiden und einem Verlust ihrer Würde ausgesetzt zu sein: Wird das Sterben nicht zugelassen oder in einem Sterbeprozess, angeschlossen an intensivmedizinische Apparate, unnötig qualvoll verlängert werden? In seinem Fachbuch "Assistierter Suizid: Rechtliche Debatte und klinische Praxis aus interdisziplinärer Sicht" greift Matthias Thöns diese drängenden Fragen auf und bietet eine umfassende und allgemeinverständliche Darstellung der seit vielen Jahren in Deutschland geführten Debatte um die Sterbehilfe.

Wie ich es sehe und sehr schätzte, und sich das Buch auszeichnet ist dessen interdisziplinäre Herangehensweise, die die Perspektiven von praktisch Tätigen in den Bereichen Palliativmedizin, Psychiatrie, Pflege, Ethik, Polizei, Recht und der Sterbehilfeorganisationen einbezieht.
Thöns gelingt es dabei, die oft komplexen und kontroversen Positionen offen darzustellen, ohne eine einseitige Meinung zu vertreten. Der Fokus liegt stets auf der Praxisnähe, was das Werk besonders wertvoll für Fachleute und Interessierte gleichermaßen macht.

Ein besonderes Merkmal des Buches ist die Auseinandersetzung mit den rechtlichen Aspekten der Sterbehilfe. Thöns diskutiert die aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen und deren Auswirkungen auf die Praxis der Sterbehilfe detailliert und verständlich. Dies ist besonders hilfreich für jene, die in diesem Bereich tätig sind oder sich mit der Thematik auseinandersetzen möchten.

Darüber hinaus bietet das Buch die Möglichkeit, eine eigene fundierte Haltung zur Sterbehilfe zu entwickeln. Es ermutigt die Leser, sich kritisch mit den unterschiedlichen Argumenten und Perspektiven auseinanderzusetzen und darauf aufbauend einen rechtlich gesicherten, aber auch persönlich vertretbaren Weg zu finden, mit dem assistierten Sterben umzugehen.

Insgesamt ist "Assistierter Suizid: Rechtliche Debatte und klinische Praxis aus interdisziplinärer Sicht" ein wichtiger Beitrag zur offenen Diskussion über die Sterbehilfe.
Es vereint fundierte Fachkenntnis mit einem allgemeinverständlichen Ansatz und bietet eine Plattform für eine informierte und differenzierte Auseinandersetzung mit diesem komplexen Thema. Thöns' Buch ist daher nicht nur für Experten, sondern auch für jeden, der sich ernsthaft mit den ethischen, rechtlichen und praktischen Aspekten der Sterbehilfe beschäftigen möchte, eine wertvolle Lektüre.


Hauptkritikpunkt ist die Nutzung des Wortes Suizid, wenn es sich um einen Freitod geht. Meine langjährigen Leser kennen die Gründe wieso ich in meiner Arbeit mit Freitodwilligen, Sterbewilligen, Suizidgefährdeten, in der direkten Arbeit mit Ärzten, Helfern, und Politikern bei diesen Worten sehr genau achte - nutze und zuhöre. 


Meine Artikel zur

Bedeutung der Wahl eines guten Vokabulars für das Sterben und Hilfe beim Sterben und der Die Macht der Worte

 Antonymie - Freitod + Suizid vom August 2023

Antonymie und Gegensätzlichkeit von Lebenssattheit und Lebensmüdigkeit von März 2024

Und mein Artikel und die Gründe wieso ich mir kein neues Gesetz, wie das §217 StGB wünsche.
Q&A - Was stellen Sie sich vor, wenn es kein neues Gesetz, wie den §217 StGB geben soll?

Siehe in diesem Kontext auch den Artikel 5 Jahren im Einklang mit den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts - Sterbehilfe in Deutschland



Hauptautor ist Dr. med. Matthias Thöns,
er ist Palliativmediziner in Witten, er ist zudem Autor verschiedene Publikationen und einer der Kläger gegen den §217 StGB, des faktischen Sterbehilfeverbots, welches von 2015 bis 2020 bestend hatte.

Das weitere Autorenteam umfasst namhafte Vertreter*innen der öffentlichen Diskussion zur Sterbehilfe. (geordnet nach Nachnamen)

  • Matthias Dose
  • Rita Gabler
  • Eric Hilgendorf
  • Georg Marckmann
  • Gita Neumann
  • Wolfgang Putz
  • Thomas Sitte
  • Tanja Unger
  • Roland Wefelscheid


Das Buch umfasst ...

  1. Einführung in die Thematik
  2. Assistierter Suizid – eine legale Form der Sterbehilfe 
  3. Zur rechtlichen Regulierung der Suizidassistenz nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts
  4. Assistierter Suizid: Perspektiven für eine ethisch verantwortete Praxis
  5. Assistierter Suizid – Pro und Kontra
  6. Ergebnisoffene Konfliktberatung bei Sterbewunsch –Prävention, Freiverantwortlichkeit und Suizidhilfe
  7. Sterbehilfe und Psychiatrie
  8. Sterbehilfe aus Sicht der Betroffenen
  9. Polizei und Sterbehilfe
  10. Sterbehilfe aus Sicht der Pflege
  11. Herausforderungen und Tendenzen in der Praxis

Herausgeber: ‎ W. Kohlhammer GmbH; 1. Auflage
Erscheinungsjahr: 2025
Seiten: 194


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