Q&A - Befürchtung 'Normalität der Sterbehilfe'

The image depicts an older person lying in a hospital bed with a companion seated beside them, set in a warmly lit room featuring large windows and plants.
Eine weitere Gruppe oder Cluster von Fragen, die ich wieder und wieder bekomme, sowohl von Kritikern wie auch Unterstützern, ist um 'Normalität der Sterbehilfe'.

Oft wird, in diesen Fragen die These aufgezeichnet / umrissen oder direkt geäußert, dass eine organisierte Formen der Sterbehilfe verschafften dieser Hilfe den Anschein einer #sozialen Normalität' und machten sie dadurch 'gesellschaftsfähig' oder in anderen Fragen kam die These, dass eine liberale Sterbehilferegelung das Verhältnis der Gesellschaft zum Lebensende in Richtung Pragmatismus verändern könnte.

Befremdliche Thesen

Das sind, meines Erachtens nach, befremdliche Thesen. Es geht darum, dass es gesellschaftlich akzeptiert ist darüber nachzudenken, normal darüber zu duiskutieren und dass es gesellschaftlich akzeptiert ist diesen Weg zu gehen.
Die Voraussetzungen für die Möglichkeit und Zulässigkeit der Vorbereitung, Organisation und Durchführung sowie der ärztlichen Unterstützung und Hilfe bei einem freibestimmten, wohlerwogenen Sterben, sind ohnehin gut bereits im Urteil des Bundesverfassungsgericht definiert und bedürfen keiner weiteren strafrechtlichen Regelung - es braucht Akzeptanz!
Und werden nicht zu einer 'Normalität" beim oder des Sterbens führen - aber hoffentlich zu einer Normalität der Akzeptanz, dem Akzeptieren der Würde anderer Menschen führen, der Akzeptanz von andern Lebensmodellen, der Akzeptanz von den Werten Anderer.

Bei der Sterbehilfe geht es dabei nicht um die Eröffnung „eines zweiten regulären Ausstiegs“ aus dem Leben geht, „sondern um die Freihaltung eines Notausstiegs“. Und es sind gerade und nur die organisierten Formen, durch Vereine oder anderer Organisationen, mit der guten fachlichen ärztlichen Hilfe, die dieser Hilfe zum „Notausstieg“, die sich, anders als private Hilfen, zuverlässig und würdevolles, leidensarmes oder leidensfreies 'Gehen lassen' für Betroffene und Angehörige ebnet.

Ich habe zwar die Hoffnung und etwas Zuversicht, dass dies so sein könnte / geebnet werden könnte. auch nicht im Ansatz, dass eine liberale Sterbehilfe das Verhältnis der Gesellschaft zum Lebensende in Richtung Pragmatismus verändern könnte - Und verstehe auch nicht das Argument, die These, dass Menschen in den Tod gedrängt werden könnten, um Kosten zu sparen, ich sehe diese Gedanken als sehr vorgeschoben, um die Sterbehilfe einzuschränken. Alle Sterbefälle die einen nicht natürliche Tod haben und in jedem Fall assistierte Sterbehilfefälle werden von der Kripo und einem Staatsanwalt recherchiert und bearbeitet.

Niemand ist verpflichtet, sein unerträglich gewordenes Leben bis zum "natürlichen Ende" auszuhalten. Wer sich unter dieser Bedingung ein Sterben wünscht, wer sich Hilfe sucht würdevoll, schmerzfrei, und im besten Fall leidensarm oder-frei ableben zu könne, verletzt keine moralische Pflicht.
Seiner Bitte um Hilfe, um Beihilfe bei einem würdigen Sterben zu entsprechen ist daher grundsätzlich erlaubt per Gesetz, ist menschlich und statthaft aus ethischer Perspektive.

Selbstbestimmung und Menschenrechte sind essenzielle Prinzipien, die das Fundament für ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben bis zum Lebensende bilden. Selbstbestimmung ermöglicht es Individuen, eigene Entscheidungen über ihr Leben und ihre Behandlung zu treffen, wodurch persönliche Autonomie und Integrität gewahrt bleiben. Die Achtung der Menschenrechte stellt sicher, dass jeder Mensch gleichberechtigt Zugang zu Pflege, Unterstützung und Schutz der Würde im Alter und bei Krankheit hat. Diese Werte gemeinsam fördern eine Gesellschaft, in der jeder Einzelne die Freiheit hat, sein Leben nach seinen Vorstellungen zu gestalten, besonders in den sensiblen Phasen des Lebensendes. Sie sind zentral für die Gewährleistung einer respektvollen, mitfühlenden und gerechten Behandlung in medizinischen und persönlichen Angelegenheiten, insbesondere die den letzten Lebensabschnitt prägen.


'Normal' und 'Normalität'

Der Unterschied zwischen den Begriffen 'Normal' und 'Normalität' ist oft subtil, aber bedeutsam. Während 'Normalität' im Allgemeinen als etwas betrachtet wird was gewöhnlich, regelmäßig, gewohnheitsmäßig, üblicherweise oder erwartungskonform ist, bezeichnet 'Normal' eher etwas, das akzeptiert und toleriert wird, eine Option ist die alternativ ist. Diese Unterscheidung ist wichtig, da sie tiefere soziale und kulturelle Implikationen hat. 

Normalität wird häufig durch gesellschaftliche Normen und Erwartungen definiert. Es sind die allgemein anerkannten Verhaltensweisen, Standards und Gewohnheiten, die in einer bestimmten Gemeinschaft vorherrschen. Diese Normalität wird oft durch Traditionen, Gesetze und soziale Konventionen gestützt. Sie schafft eine Art Rahmenwerk, innerhalb dessen die meisten Menschen agieren, und bietet ein Gefühl der Sicherheit und Vorhersehbarkeit. Allerdings kann diese Vorstellung von Normalität auch einschränkend sein, da sie oft wenig Raum für Abweichungen und individuelle Ausdrucksformen lässt.

Andererseits bezieht sich 'Normal' auf das, was akzeptiert und toleriert wird. Es berücksichtigt eine breitere Palette von Verhaltensweisen und Lebensstilen, die möglicherweise nicht der vorherrschenden Normalität entsprechen, aber dennoch respektiert werden. Diese Akzeptanz und Toleranz sind entscheidend für eine inklusive und diverse Gesellschaft. Sie erlaubt es Individuen, ihre Einzigartigkeit auszudrücken und fördert ein Klima des Verständnisses und des Respekts für Unterschiede.

Die Bedeutung dieser Unterscheidung liegt darin, dass sie uns hilft, die Komplexität menschlicher Erfahrungen besser zu verstehen. Während Normalität als Leitlinie dient, die das soziale Gefüge zusammenhält, bietet die Vorstellung von 'Normal' die Möglichkeit, diese Leitlinien zu erweitern und anzupassen. Sie ermutigt uns, über festgefahrene Normen hinauszusehen und eine umfassendere Sichtweise zu entwickeln.

In einer globalisierten Welt, in der unterschiedliche Kulturen und Lebensweisen aufeinandertreffen, ist es wichtig, beide Begriffe in Einklang zu bringen. Normalität kann uns Orientierung geben, während 'Normal' uns ermöglicht, diese Orientierung flexibler und inklusiver zu gestalten. Durch die Anerkennung und den Respekt für beide Konzepte können wir eine Gesellschaft schaffen, die sowohl Stabilität als auch Vielfalt fördert.

Zusammengefasst stellt, in meinen Augen, die Unterscheidung zwischen 'Normal' und 'Normalität' eine wertvolle Perspektive dar, die es uns erlaubt, sowohl kulturelle Standards zu respektieren als auch individuelle Freiheiten zu würdigen. Sie unterstützt uns dabei, eine ausgewogenere und empathischere Gesellschaft zu schaffen, in der jeder seinen Platz finden kann. Um die Worte eines der ersten Sätze aufzugreifen eine 'Normalität' oder 'soziale Normalität' sollte das würdige Stewrben haben, ob nun ein natürlicher Tod, ein Sterben an einer Maschine, ein Sterben auf einer Palliativstatdion oder mit einer palliativen Unterstützung / Pflege, Hospizpflege oder aber dem selbstbestimmten Sterben dies ist alles sollte als 'normal' für jede/n Einzelne/n sein und für andere anerkannt werden und machten sie dadurch 'gesellschaftsfähig'.


Artikel in diesem Zusammenhang:

Sterbehilfe - Kritiker & Gegner

Polizeiliche Ermittlungen im Fall eines Freitodes

Konzept - Sprechen über Freitod und Sterbehilfe

Das Recht auf Selbstbestimmung für das Leben und für das eigene Sterben

Mehr ... 

Dies ist der dreizehnte Artikel in der Reihe der Questions&Answers und ich freue mich weiterhin über positiven aber auch konstruktiven Feedbacks und weitere Fragen.

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