Sterbebegleitung - Forsa Umfrage im Auftrag der DGHS

Assistierte Sterbebegleitung – Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung für die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) e. V. - veröffentlicht im Januar 2025

Im Auftrag der DGHS führte forsa im Oktober 2024 eine repräsentative Umfrage mit 1203 Bundesbürger:innen ab 18 Jahren durch, davon 203 in der Altersgruppe ab 70 Jahren. 83 % der Deutschen glauben irrtümlich, dass Freitodbegleitung in Deutschland strafbar ist.
Nur 15 % wissen, dass sie seit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vor fünf Jahren legal ist.

DGHS-Präsident RA Prof. Robert Roßbruch betont:
Dies zeigt, dass noch viel Aufklärungsarbeit notwendig ist, um das Informationsdefizit zum Thema assistierter Freitod abzubauen.

Laut Umfrage befürworten

  • 84 % Hilfe beim Freitod,
  • 87 % unterstützen aktive Sterbehilfe unter bestimmten Voraussetzungen, und
  • 93 % halten leicht zugängliche, seriöse Informationen über Freitodbegleitung für wichtig oder sehr wichtig.
Den 26-seitiges PDF vom 14.Jan. 2025 habe ich hier verlinkt.


Das Thema Sterbehilfe ist sehr komplex und vielschichtig wie die Fragen und Antworten zeigen ...
Es wurden 9 Fragen gestellt:

Frage 1: 
Was würden Sie sagen, wie gut fühlen Sie sich im Allgemeinen über das Thema Sterbehilfe informiert: sehr gut, gut, weniger gut oder überhaupt nicht gut?

Frage 2:
Was glauben Sie: Ist es in Deutschland derzeit erlaubt, eine solche Hilfe zur Selbsttötung zu leisten, oder ist das strafbar?

Auf Frage 1 meinten knapp die Hälfte 45%   gut oder sehr gut informiert zu sein - ob sie es sind wage ich zu bezweifeln wie die weiteren Zahlen zeigen.



Frage 3:
Tatsächlich ist es in Deutschland grundsätzlich erlaubt, einer Person, die freiverantwortlich beschlossen hat zu sterben, Hilfe beim Sterben zu leisten, indem man das Medikament bereitstellt.
Finden Sie das sehr gut, gut, weniger gut oder überhaupt nicht gut?

Frage 4:
Es gibt Menschen, die durch eine Krankheit oder einen Unfall ihre Bewegungsfähigkeit verloren haben. Wenn diese Menschen sterben möchten, sind sie daher nicht mehr in der Lage, ihrem Leben selbst ein Ende zu setzen.
Sollte es in Deutschland in diesen Fällen auf jeden Fall, eher, eher nicht oder auf keinen Fall erlaubt sein, dass ein Arzt oder eine Ärztin ein todbringendes Medikament nicht nur zur Verfügung stellt, sondern auch verabreicht, vorausgesetzt, die sterbewillige Person wünscht das ausdrücklich?



84 Prozent der Bürger*innen finden es sehr gut bzw. gut, dass Sterbehilfe in Deutschland erlaubt ist, und 87 Prozent befürworten sogar aktive Sterbehilfe.



Frage 5:
Andere Menschen sind aufgrund von Krankheiten wie zum Beispiel Demenz nicht mehr zu freien Entscheidungen fähig oder können diese Entscheidungen nicht mehr äußern.
Sollte es in Deutschland in diesen Fällen auf jeden Fall, eher, eher nicht oder auf keinen Fall erlaubt sein, dass ein Arzt oder eine Ärztin ein todbringendes Medikament verabreicht, vorausgesetzt, die Person hat einen entsprechenden Wunsch vorher verbindlich schriftlich festgelegt

Frage 6:
Nun geht es um psychisch erkrankte Menschen.
Sollten Menschen mit psychischen Erkrankungen in Deutschland auf jeden Fall, eher, eher nicht oder auf keinen Fall Hilfe beim Suizid erhalten, sofern ihr Urteilsvermögen durch die Erkrankung nicht beeinträchtigt ist?


72 Prozent der Deutschen befürworten sogar aktive Sterbehilfe, wenn eine Vorausverfügung besteht. Bei der Frage, ob psychisch erkrankte Menschen Sterbehilfe erhalten können, sind sich die Menschen uneins.




Frage 7:
Häufig verlangen Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime oder Hospize,
dass Sterbewillige für den assistierten Suizid die Einrichtung verlassen müssen.
Was meinen Sie: Sollte der assistierte Suizid auch in diesen Einrichtungen auf
jeden Fall, eher, eher nicht oder auf keinen Fall möglich sein, wenn Sterbewillige
das wünschen?

Frage 8:
Zurzeit müssen die Sterbewilligen die Kosten für einen assistierten Suizid
selbst tragen. Was meinen Sie:
Sollten die Kosten für eine Suizidhilfe zukünftig
von den Krankenkassen übernommen werden, oder sollten die Sterbewilligen das
weiterhin selbst bezahlen?


79 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sprechen sich dafür aus, dass Sterbehilfe auch in Pflegeeinrichtungen möglich sein sollte - Eine knappe Mehrheit von 52 Prozent ist der Meinung, dass die Kosten für eine Sterbehilfe von der Krankenkasse übernommen werden sollten. 44 Prozent meinen, die Kosten sollten privat getragen werden.


Frage 9:
Wie wichtig finden Sie es, dass in Deutschland leicht zugängliche und seriöse Informationen zum Thema Sterbehilfe zur Verfügung stehen, also zum Beispiel von staatlichen Stellen oder gesundheitlichen Einrichtungen und Organisationen?
Finden Sie das sehr wichtig, wichtig, weniger wichtig oder überhaupt nicht wichtig?


Leicht zugängliche Informationen zum Thema Sterbehilfe und Freitodbegleitung halten 93 Prozent der Deutschen für sehr wichtig oder wichtig. Ein Anliegen welchem der Gesetzentwurf von Lars Castellucci ablehnend entgegensteht.


Kurz zur Rechtslage und dem Wort Grauzone im Zusammenhang zur aktuellen Rechtslage  bei der Sterbehilfe

In einem Satz, es gibt keine Grauzone. Die Rechtslage ist eindeutig und klar vorgegeben vom Bundesverfassungsgericht. Wenn die Entscheidung zur Inanspruchnahme der Sterbehilfe frei verantwortlich von einer urteils- und entscheidungsfähigen Person getroffen wurde, ist diese nicht strafbar. Im Falle eines Missbrauchs gibt es es die Regelungen des Strafgesetzbuchs über die (strafbare) Tötung auf Verlangen - auch schon bei Formfehlern, sowie die Urteile im letzten Jahr(e) gezeigt haben. Diese Debatte ideologisch zu führen, christlich getrieben zu framen, hilft weder der Gesellschaft noch den Betroffenen. Was nötig ist, ist eine breite, vernetzte Suizidprävention und würdevolle Begleitung für Menschen in Not sowie am Ende des Lebens, mit weiterem Ausbau von Palliativmedizin und Hospiz, ergänzt mit einem offenen gesellschaftlichen Dialog, sowie guten Basis und Wissen um die Option der Sterbehilfe.



Weiter Zahlen, Fakten und Umfragen:

Ich hatte bereits kurz über die Umfrage des DGHS und Forsa im Januar highlevel berichtet und weitere Zahlen und Fakten sowie die Rahmenbedingungen genannt gerne hier nachzulesen: Sterbebegleitungen in Deutschland 2024 (DGHS, Dignitas und Verein Sterbehilfe) 

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