Die Zügel des Lebens in den Händen spüren und halten

Wer die Zügel seines Lebens in den Händen hält, will dies und möchte dies auch bis zum Schluss und die Gangarten des Lebens spüren bis man für sich zum Halt kommt und kommen will.

Sterbehilfe

Es gibt verschiedene Arten von Sterbehilfe. Man kann auf eine Behandlung verzichten, die das Leben verlängert (passive Sterbehilfe), oder eine starke schmerzlindernde Behandlung bekommen, die das Leben verkürzt, zum Beispiel mit Morphium (indirekte Sterbehilfe). Man kann diese Entscheidungen in einer Patientenverfügung festlegen. In Deutschland und der Schweiz ist es verboten, dass ein Arzt einem Patienten auf dessen Wunsch ein tödliches Medikament gibt (aktive Sterbehilfe). ("Going to Switzerland" Statistik nach dem Urteil des BVerfG)

Erlaubt ist jedoch die Hilfe beim Durchführen und Ausführen des eigenen Sterben, auch Sterbeassistenz genannt. Dies wurde vom Bundesverfassungsgericht als Grundrecht erklärt. (Sterbehilfe - Was ist erlaubt?)


Alternativen und Optionen

Wenn man sehr krank ist, wenn man physisch sehr krank ist, kann man das Leben besser machen, zum Beispiel mit Behandlungen, die Schmerzen lindern, schmerzlindernden Behandlungen der Palliativ- und Schulmedizin. Das kann mit der derzeitigen Medizin oder auch in Kombination mit anderen Therapien, oder auch einer psychologischer Begleitung verbessert werden, bis hin zu einer palliativer Sedierung,
Aber niemand muss diese Alternativen und Möglichkeiten wählen. Ein Weiterleben bis zum natürlichen Tod ist die Alternative zu jedem Freitod und Sterbebegleitung / -hilfe. Aber wenn man sich dafür entscheidet abzuleben, zu sterben, sollte man auch die Alternativen kennen (Leid heißt nicht nur Schmerz - Gedanken zum Freitod)

Es ist gut, wenn Familienmitglieder und Freunde frühzeitig über Gedanken an einen Freitod Bescheid wissen (Über den Wunsch zu Sterben - Über Freitod und Suizidgedanken reden). So haben alle mehr Zeit, sich auf den Abschied vorzubereiten. Aber manchmal will der Mensch, der sterben will, seine Familie nicht einbeziehen. Zum Beispiel, wenn er meint, dass sie den Wunsch, sterben zu wollen, aus großer Liebe und Angst vor dem Verlust verhindern wollen oder könnten. (Wichtige Faktoren beim Umgang mit Sterbeerwartung, Sterben und Tod aber auch Freitodwunsch)

Selbst zu entscheiden, wann man sterben will, ist ein Grundrecht. Um jemandem dabei zu helfen (Sterbehilfe), braucht man Mitgefühl, Offenheit und Respekt für die Würde des Einzelnen. Was "Würde" bedeutet, entscheidet nicht unsere Gesellschaft oder Dritte, auch wenn bei einigen Religionen, sich die eigene Würde den Glaubenssätzen unterzuordnen hat, wenn ich auch nach einer Beschäftigung mit solchen vermeintlichen Glaubenssätze keinen bis wenig Belege finden konnten. (Freitod – Was sagt der christliche Glaube dazu?  und Umgang mit dem Tod bei den fünf Weltreligionen - Was kommt im Tod)

Jeder Mensch entscheidet selbst, was für ihn "Würde" bedeutet. 


Freiverantwortlichkeit

Das deutsche Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass ein Entschluss zum Sterben gehe dann auf einen autonom gebildeten, freien Willen zurück, wenn der Einzelne seine Entscheidung auf der Grundlage einer realitätsbezogenen, am eigenen Selbstbild ausgerichteten Abwägung des Für und Wider treffe. Die Entscheidung, Sterben zu wollen, einen Freitod haben zu wollen, muss also frei sein. Das heißt, sie darf nicht wegen einer akuten psychischen Krankheit getroffen werden. Außerdem muss die Person andere Möglichkeiten als den Freitod sehen, kennen, die Folgen beurteilen und seine Entscheidung mit dem Wissen über alle wichtigen Umstände und Optionen treffen. Ich nehmen die Gedanken und den Wunsch zu sterben sehr ernst - und auch schon vor dem Urteil des Bundesverfassungsgericht, nannte ich für mich, nannte meine Frau für sich, die freie, wohl informierte Eigenverantwortung, Freiverantwortlichkeit und damit dies in jedem Fall wohlerwogen ist als wichtigsten Aspekt. (Freiverantwortlichkeit eines Sterbewunsch und weitere Informationen zu Sterbehilfe - Organisation, Hilfe finden, Kosten)



Politik, Umfragen und Mehrheiten

In Umfragen sagt die Mehrheit der Menschen in Deutschland, dass sie das Recht unterstützen, am Ende des Lebens selbst zu entscheiden. Und die Mehrheit der Deutschen sind deutlich und mit guten Gründen für Sterbehilfe durch Ärzte.

Die meisten Abgeordneten im deutschen Bundestag aus allen demokratischen Parteien haben im November 2015 für ein Gesetz gestimmt, das die Sterbehilfe (§ 217 StGB, kommerzielle Unterstützung beim Selbstmord) in den Jahren 2015 bis 2020 nahe zu, bzw faktisch únmöglich machte. Der Gesetzentwurf der Abgeordneten Lars Castellucci, Ansgar Heveling, Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Stephan Pilsinger und weitere versuchen dies nun erneut. Denn es gibt immer noch Leute aus der Kirche und der Politik, die Vorschläge machen, um dieses Recht einzuschränken.

Obwohl das Bundesverfassungsgericht im Februar 2020 dieses Gesetz für verfassungswidrig erklärt hat, ist die Arbeit für das Selbstbestimmungsrecht am Lebensende noch nicht vorbei - es braucht den offenen Dialog in der Gesellschaft. 
Die Neben den Umfragezahlen sprechen die erfolgreichen und würdigen Tode von leidenden Menschen eine Sprache der Freiheit und Selbstbestimmung die gehört werden muss und verstanden werden muss.  (Zahlen und Fakten zur Sterbehilfe - Diagnosen und Gründe und ein weiterer Artikel in diesem Zusammenhang Mehrheit befinden Sterbehilfe als gut! Sorgen, Ängste, Emotionen und Empathie)


Fazit

Die Entscheidung eines Menschen, aus dem Leben gehen zu wollen, ist in unserer Gesellschaft nicht respektiert auch oft nicht toleriert. Wer Leid oder Schmerz nicht mehr ertragen kann, wer seine Würde derart verletzt sieht, wer auch bei bester Pflege und Hilfe wohlerwogen sagt, dass das eigene Leben abgelebt ist, dass man Lebenssatt ist, muss endlich mit Respekt behandelt werden - darf und sollte Andere um Hilfe zum Sterben bitten können. 
Das Leben bis zuletzt in Würde leben – Sterben in Würde





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